Stöhnen kanalisiert die Kraft des Spielers

Aus anderen Sportarten kennen wir das Phänomen auch - und akzeptieren es. Beispielsweise das Schreien eines Kampfsportlers beim Schlag.

Im Tennis wird teilweise aus dem gleichen Grund beim Schlag gestöhnt. Anspannung, Konzentration und bestimmte Atemtechniken werden in den meisten Sportarten zur Verbesserung des eigenen Spiels genutzt. Wenn nach dem Einatmen der Körper angespannt wird, verschließt sich die Stimmritze und der Atem bleibt im Körper. Lässt die Anspannung nach, erfolgt die Ausatmung. Wenn die Anspannung ganz plötzlich nachlässt, erfolgt die Autatmung ebenso plötzlich, der entweichende Luftstrom wird durch die hohe Geschwindigkeit hörbar.

Stöhnen beim Tennis ist antrainiert

Reine Gewohnheit, sagen manche Psychologen. Der Schlag wird durch das laute Stöhnen nicht besser. Es handelt sich nur um eine (schlechte) Angewohnheit der Spieler, die sich irgendwann einmal eingeschlichen hat. Es ist nach dieser Ansicht so wie mit allen anderen Gewohnheiten auch: Man beginnt aus irgendeinem Grund damit, behält es bei und irgendwann ist es so in Fleisch und Blut übergegangen, dass es ohne vermeintlich nicht mehr geht.

Das würde erklären, warum sich viele Spieler ihrer Geräusche beim Tennis überhaupt nicht bewusst sind. Für sie ist es ein normaler Bestandteil des Bewegungsablaufes, ebenso selbstverständlich wie das Ausholen mit dem Schläger.

 

Natürlich ist es möglich, sich das Stöhnen beim Tennis wieder abzugewöhnen. Aber wer sich schon einmal eine schlechte Angewöhnheit abgewöhnt hat, weiß wieviel Konzentration dies erfordert. Eine Konzentration, die Weltklassespieler dafür nicht aufbringen können/wollen, da sonst die Qualität ihres Spiels darunter leidet. Das Stöhnen verbessert das Spiel nicht unbedingt, aber das Aufhören spaltet die Konzentration und verschlechtert das Spiel.

Bewusste Mogelei?

Einige nichtstöhnende Profitennisspieler sehen das Stöhnen beim Tennis auch in Bezug auf das Spielerverhalten kritisch. Martina Navrátilová etwa hält es für möglich, dass damit geschummelt werden soll. Die Stöhnerinnen überdecken mit ihrem Geschrei das Geräusch, wenn der Ball auf den Schläger trifft. Die Gegnerinnen können also nicht mehr hören, wann der Ball in welcher Intensität getroffen wurde. Für normalsterbliche Ohren mag das ja herzlich egal sein, aber Profitennisspieler haben das Geräusch des geschlagenen Balles schon millionenfach gehört und es ist nachvollziehbar, dass sie mit ihrem geschulten Gehör aus diesem "Plopp" Rückschlüsse auf die Spielart, Geschwindigkeit und Richtung des Balles ziehen können.

Das Stöhn-o-meter soll das Geschrei unterbinden

Die Women's tennis association geht nun aktiv gegen die Stöhnerinnen vor. WTA-Chefin Stacey Allaster reagiert auf genervte Zuschauer und spitzfindige Berichterstattungen in den Medien. Künftig sollen die Stöhnerinnen bestraft werden und bei zu lautem Geschrei Punktabzug erhalten. Das betrifft allerdings nur die Nachwuchsspielerinnen, die etablierten Spielerinnen werden nicht so drastisch umerzogen. Für sie gilt eine Höchstgrenze von 100 Dezibel, die per Stöhn-o-meter gemessen werden soll.

Interessant hierbei: Die ganze Diskussion dreht sich ausschließlich nur um Frauen die beim Tennis stöhnen. Obwohl es auch recht laute Herren gibt, sind diese jedoch außen vor. Das liegt vor allem daran, dass Frauenstimmen im Allgemeinen heller sind und bei entsprechender Lautstärke auch wesentlich schriller wahrgenommen werden. Denkbar wäre auch ein verstaubtes Relikt aus dem vergangenen Jahrhundert: Eine Sportlerin vermittelt Weiblichkeit und das Stöhnen würde diesem Ansehen eine eindeutig erotische Komponente zuweisen.

Ihre Meinung zum Stöhnen beim Tennis
Sonja, am 26.03.2013
0 Kommentare Melde Dich an, um einen Kommentar zu schreiben.


Laden ...
Fehler!