Und ich weiß, er bleibt hier

Zu Hause, Fernseher, auf der Suche nach Programm. Ich will unten gehalten werden, also suche ich Unterhaltung, Zerstreuung - möglichst billig und einfach, Junk Food fürs Gehirn, kompromisslos simpel.
Da! Eine Chartshow, das ist es. Kein Mitdenken, analysieren oder eine Meinung haben müssen. Ich spüre die TV-Droge, die sanft in meinen Körper dringt und mich nach kurzer Zeit wohlig befriedigt.
Und dann diese Bilder, ein junges Mädchen im rot/orange- braun/schwarzem Kleid, typisch für die 70er Jahre, singt eine Melodie, unvergessen und akurat im Gehirn wiedererkennbar, sofort abrufbar, vertraut wie ein guter Freund.
"…..nie vergess´ ich unseren ersten Tag", und jetzt, jetzt:
Na na na....
Ich sehe meine Frau an, wir lächeln, wir fühlen und wir erinnern uns an die Zeit, als wir 15 oder 18 waren, unbeschwert, leichtlebig, unbedacht – eben jung.

Und jetzt alle, mitsingen!

Steht es in den Sternen?(uhhhh) Was die Zukunft bringt(uhhh)?

Die Droge wirkt nicht mehr, ich beginne plötzlich zu denken, mich zu erinnern, nachzuforschen im Kopf, was denn da alles sonst noch war – in den 70ern und es sickert, wird abgerufen. Am Ende aber die Frage, warum es diese Lied noch immer gibt, warum es zur "supi" Primetime gebracht wird, ohne Rücksicht auf die werberelevante Zielgruppe, die doch maximal 49 sein darf. Es muss einfach mehr sein, es muss ein Magnet in diesem Lied sein. Melodisch sicher ganz nett, textlich minimal herausfordernd, ein liebes Mädchen der 70er – ist das die Rezeptur für Bestand?

"…denn ich fühlte gleich, dass er mich mag" – und jetzt alle – bitte, bitte:

Na na na....

Oder muss ich lernen, dass alles zerrinnt?

Marianne Rosenberg, ihr Lied, meine Erinnerungen an die 70er, die ich mit Millionen Anderen teile. Wir haben dieses Lied am Leben gehalten, nahezu 40 Jahre.

Und noch einmal die Frage, wie war das möglich? Ist es die Sehnsucht nach der Jugend? Wir wissen doch, dass es damals auch nicht besser war, im Gegenteil, heute ist vieles einfacher, schwieriger (ja das ist möglich) sauberer, klarer und geordneter (das klingt gut). Ich will nicht zurück in die 70er, aber ich spüre dass irgendetwas an mir zieht, mich fesselt und mich in seinen Bann zieht.
"..ist es wahre Liebe, die niemals vergeht, oder wird die Liebe vom Winde verweht",  nein noch einmal, der Text ist wirklich nicht für´s Lesen gedacht.
Und trotzdem, diese unsichtbare Kraft, zurück zu Glockenhosen, als Mann die Haare bis über die Ohren trug, Disco- Sound, Travolta und orange-braune Tapeten, sie zieht und zieht. Und ich frage was es ist - finde keine Antwort.

 

Wieder kein unten gehaltener Fernsehabend, wieder nachgedacht.

Aber ich habe meine Frau angelächelt und wir haben von "damals"  geträumt.

Na na na...

 

Übrigens: "Er gehört zu mir.." gibts natürlich auch etwas moderner, mit mehr Beat und schneller. Irgendwann später einmal hat die "Mix-Community" auch Marianne Rosenberg entdeckt und ihre alten Hits auf neu getrimmt.

Somit kann auch die Pop-Generation von heute noch einmal die Lieder der Elterngeneration neu erleben.

Autor seit 13 Jahren
20 Seiten
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