Bereits im Jahr 2009 ging Schorb der Frage nach, was Medienkompetenz und Medienbildung sind. Dieses Thema hat in den letzten Jahren zu einer Debatte von den unterschiedlichsten Teilnehmern entwickelt. Auch mit der Frage nach den Zielen der Medienpädagogik befasste man sich seit 2009 umfassend. Muss man denn überhaupt eine Entscheidung für die eine oder die andere Benennung treffen oder können sowohl die Medienkompetenz als auch die Medienbildung nebeneinander existieren ohne sich gegenseitig zu behindern?

 

Was ist Medienkompetenz?

Medienkompetenz für einen verantwortungsvollen Umgang mit den Medien

Zahlreiche Menschen haben in den letzten Jahren damit begonnen, im Sprachgebrauch den Begriff der Medienkompetenz durch das Wort Medienbildung abzulösen. Für Wissenschaftler erweist sich dies als sinnlos, da die beiden Begriffe überhaupt nicht miteinander verglichen werden können, weil sie über kein gemeinsames Maß verfügen. Noam Chomsky ist der, der den Begriff Kompetenz ins Leben gerufen hat. Seiner Meinung nach diese Kompetenz dem Menschen von Natur aus gegeben. Vielen anderen Forschern zufolge entwickelt sich die Kompetenz jedoch erst durch die Interaktion des Menschen mit der Umwelt. Baacke zufolge muss die Kompetenz bereits vorhanden sein, damit pädagogische Bildung überhaupt erst möglich ist. Demzufolge kann Medienbildung ohne vorhandene Medienkompetenz nicht existieren. Unter der Medienkompetenz versteht man jene Fähigkeiten, die grundlegende Bedingung dafür sind, sich Medien überhaupt aneignen zu können.

Die Aufgaben der Pädagogik in Bezug auf die Medienkompetenz

 

Die Aufgabe der Medienpädagogik ist es, Kindern zu lehren, wie sie kritisch und reflexiv mit den Inhalten umgehen, die ihnen Medien (vor allem auch das Internet) zur Verfügung stellen.Pädagogen müssen sich die umfangreichen Veränderungen hinsichtlich der Medienbegriffe bewusst werden. Zum einen ist es wichtig, dass sie das neue Menschenbild erkennen. Längst nicht mehr betrachtet man das Individuum als ein Wesen, das den Medien hilflos ausgeliefert ist. Vielmehr wird der Mensch als Akteur betrachtet, der durchaus dazu in der Lage ist, sich aktiv mit dem Medienangebot auseinanderzusetzen. Zum anderen müssen Pädagogen das sich veränderte Medienbild begreifen. Ziel soll es nicht sein, die Medien von vornherein abzulehnen. Viel wichtiger ist es, sich vorurteilsfrei an die Thematik heranzutasten. Nur dadurch ist es möglich, die Vorteile der Medieninhalte für den Alltag der Menschen zu erkennen. Eine weitere Aufgabe der Pädagogen besteht darin, Individuen bei der Entwicklung ihrer Medienkompetenz zu unterstützen. Diese müssen lernen, reflexiv, kompetent und kritisch an die Medien heranzugehen, anstatt deren Inhalte passiv zu konsumieren. Medienkritik sollte sobald wie möglich der Vergangenheit angehören. Ziel ist es, dass an deren Stelle die Medienarbeit tritt, in der umfassende Medienkommunikation sowie Medienproduktion möglich sind. Baacke zufolge wäre dann von einer handlungsorientierten beziehungsweise wahrnehmungsorientierten Pädagogik zu sprechen. Die Medienpädagogik hat mittlerweile aber auch ein neues Selbstbild entwickelt. Als man sie noch als Medienerziehung bezeichnete, forderte man von ihr eher unreflektierte Werte und Normen, die Allgemeingültigkeit haben. Heute dagegen ist ein reflexiver und kritischer Umgang Voraussetzung für eine gelungene Medienkompetenz.

 

Was versteht man unter Medienbildung?

 

Auch Inhalte von Zeitschriften und Magazinen sollte man nur dann konsumieren, wenn sie für den eigenen Alltag nützlich sind.Wenn wir uns den Begriff der Medienbildung näher ansehen, erkennen wir, dass wir uns vom lern- und kompetenztheoretischen Bereich abwenden und uns dem Bildungsdiskurs zuwenden müssen. Der Begriff Bildung wird von diversen Wissenschaftlern unterschiedlich definiert. Währenddessen einige davon ausgehen, dass Bildung ein standardisiertes sowie evaluierbares Ergebnis der ildungseinrichtungen ist, betrachten andere sie als das Ergebnis vorher erfolgter Lernprozesse. Wieder eine andere Definition beruft sich darauf, dass Bildung ein Prozess ist, bei dem Selbst- sowie Weltverhältnisse umgewandelt werden. Dieser könne qualitativ-empirisch rekonstruiert werden. Das Magdeburger Konzept greift die letzte Definition auf, bei welcher es nicht so sehr um externe Maßstäbe wie beispielsweise um den Output, die Kompetenz und die Qualifikation geht, als vielmehr um die Frage, was Bildung überhaupt ist. Im Mittelpunkt des Interesses steht also ein Diskurs über den Begriff der Bildung selbst. Wodurch zeichnet sich nun eine Bildung aus, die unter diesen Gesichtspunkten verstanden wird? Einerseits ist typisch, dass sich die sozia- sowie kulturtheoretischen Horizonte immer wieder verändern. Ein weiteres Kennzeichen ist die begriffliche Offenheit des Bildungsbegriffs. Wird Bildung als eine komplexe und besondere Form des Lernens verstanden, dann existiert kein Bildungsziel. Menschen nutzen den Begriff der Medienbildung, um das Ergebnis von Lernprozessen zu beschreiben.

 

Warum Medienbildung und Medienkompetenz eben nicht dasselbe ist

 

Medienbildung wird immer wieder mit dem Begriff der Medienkompetenz gleichgestellt. Sie wird als Weiterentwicklung der Medienkompetenz betrachtet und als Ziel der Medienerziehung. Doch eine Homologisierung soll eigentlich nicht Sinn und Zweck der Sache sein. Der statusbeschreibende Kompetenz darf nicht mit dem prozessorientierten Bildungsprozess verwechselt oder auch nur verglichen werden. 

Medienkompetenz und Medienbildung sind grundlegende Bedingung dafür, sich im Überangebot nicht zu verlieren.

Die Leistungen der Medienkompetenz sind ganz andere als die der Medienbildung. Währenddessen Medienkompetenz auf einen reflexiven Umgang mit den Medien abzielt, ist Medienbildung ohne bereits vorhandenes Wissen über Theorien und Praxis der Medien nicht möglich. Aufgrund der Unterschiede ist weder eine stringente noch eine kausale Verbindung zwischen Medienkompetenz und Medienbildung auszumachen.  

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Quelle der Bilder

Inhalt bezogen auf: medien + erziehung, Heft: 2010/05: Partizipation und Medien

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