Mistbiene, Eristalis tenax

Mistbiene, Eristalis tenax (Bild: a.sansone)

Mistbiene, Schlammbiene, Scheinbienen-Keilfleckschwebfliege, Drohnenfliege

Viele Bezeichnungen, aber nur ein einziges Insekt steckt dahinter. Auf Korbblüten, auf breiten Blütendolden, in Schalenblüten, aber auch als Besucherin von Lippenblütlern fällt die, einer Biene täuschend ähnliche Mistbiene ins Auge. Ist sie doch durch ihre eher glatte Körperfläche, die Facettenaugen und die farbigen Segmente eindeutig als "Nicht-Biene" zu erkennen.

  • Klasse: Insekten (Insecta)
  • Ordnung: Diptera (Zweiflügler)
  • Unterordnung: Fliegen (Brachycera)
  • Familie: Schwebfliegen (Syrphidae)
  • Gattung: Eristalis
  • Art: Mistbiene (Eristalis tenax)

Dem Namen auf der Spur

Auch bei den Tieren kann man über Herkunftsnamen ausgiebig streiten.

  • Eristalis tenax

 

Die eine Quelle besagt: gr.) eri =lang, stalis = Stange am Ende des Schiffes"; (lat.) tenax=zählebig;
die andere Quelle meint: Eristalis=bedeutet Edelstein, tenax=zähe.
Der deutsche Name Mistbiene allerdings stammt bereits aus dem Mittelalter. In dem Zeitraum von 560 v. Chr. bis zum Jahre 1567 glaubte man allen Ernstes, das die Bienen aus toten Tieren entstehen. Es gibt detaillierte Anweisungen, wie man einen Ochsen totschlagen und anschließend behandeln muß, um Bienen zu züchten. Diese Geschichten sind sehr schön in dem empfohlenen Büchlein von ULRICH SCHMID zusammengetragen.

Erst viel später erkannte man den Zusammenhang, das sich die Larven der Mistbienen tatsächlich auch im Morast entwickeln und dass ausgewachsene Mistbienen auch Aas aufsuchen, um ihre Eier abzulegen.

 

 

 

Mistbiene

Mistbiene/Schlammbiene (Bild: a.sansone)

Mini-Porträt der Mistbiene

Sie gehört in die Familie der Schwebfliegen, die Mistbiene, Eristalis tenax. Sie wird 1,5 - 2 cm groß. Im ländlichen Raum, wo es noch genügend Schlammpfützen gibt, ist sie häufiger anzutreffen. Nur die viel dunklere braune Färbung mit 2 gelb oder gelb-roten Flecken an den Seiten des 2. Segmentes unterscheidet sie deutlich von den Bienen. Den Namen "Mistbiene" verdankt sie ihrer Vorliebe für morastiges, jaucheähnliches Territorium, wo sie ihre Larven aufwachsen lässt.

Die wichtigsten Merkmale zur Abgrenzung zu anderen Schwebfliegen sind die deutlich behaarten Augen (2 schwarzbraune, oben und unten verbundene ellipsenförmige Haarstriemen) und die nicht gefiederte Fühlerborste.

An den Augen kann man auch Männchen und Weibchen unterscheiden: Bei den Männchen stoßen die Augen an der Stirn zusammen, bei den Weibchen sind die Augen deutlich voneinander getrennt.

(Also ich kann den Unterschied nicht erkennen, aber ich bin auch keine Insekten-Spezialistin).

Mein Kind, die Rattenschwanzlarve

Wie gut, dass es in der Natur nicht so heikel zugeht, denn möchten Sie gerne ihr kleines Kindchen, mit dieser Bezeichnung vorstellen: "Hier ist mein Baby, die Rattenschwanzlarve?"

Die Eier werden in schlammige faulige Pfützen abgelegt und die Entwicklung ihrer Larven verläuft in Mist und Faulschlamm. Wegen des langen Atemrohrs, das diese Larve kennzeichnet, wird sie als Rattenschwanzlarve bezeichnet. Die Larve ist engerling-ähnlich und hält den "Schwanz" über die Oberfläche ihrer wenig appetitlichen Wohnfläche, um die Atemluft wie durch einen Schnorchel zu holen. Dabei ist der vermeintliche Rattenschwanz ein teleskopartiges dehnbares Atemrohr, das bis zu 10 cm lang ausgefahren werden kann. So bekommt die Larve auch in der schmutzigsten Brühe immer frische Atemluft. Ist der Sauerstoffgehalt der Pfütze gut, atmet sie über die Haut und zieht ihren Schnorchel ein.

Dass die Larven dabei Sinnvolles leisten, wird leicht vergessen. Sie filtern nämlich Bakterien und faulende Pflanzenteile aus dem Wasser und tragen damit auch zur Klärung von Abwässern bei.

 

Rattenschwanzlarve

Rat tailed maggot - Eristalis tenax - underside (Bild: Nathan Reading / Flickr)

Die Mistbiene - ein wichtiger Bestäuber

Die Nahrung der Schwebfliegen selbst besteht aus Nektar und Pollen. Daher spielen die Schwebfliegen als Bestäuber eine wichtige Rolle. Die Mistbienen sollen dabei Korbblüten lieber haben als Doldenblütler. Also in unserem Garten habe ich sie eigentlich schon überall angetroffen, scheinbar schmeckt alles ganz gut.

Bzzzzzzzt

Bzzzzzzzt (Bild: nhr / Flickr)

Der Wanderflug der Mistbienen

Ähnlich wie der bekannte Distelfalter ist die Mistbiene quasi ein "Zugvogel bzw. ein Wanderinsekt.

Im Herbst geht es, allerdings vorwiegend für die Männchen (solche Weicheier, kleiner Scherz), von Mitteleuropa in die Mittelmeerregion. Die Weibchen halten anscheinend mehr aus, denn sie überwintern bei uns und man kann sie an mäßig kaltenTagen fliegen sehen.

Der Zug der Mistbiene nach Süden findet in geringen Höhen statt und ist dadurch sogar zu beobachten. Über der Schwäbischen Alb etwa wurde mit Spezialoptik starker Schwebfliegenzug noch in Höhen von 1000–1400 Metern über Grund festgestellt (in bis zu 2000 Metern Meereshöhe). Noch bis in große Höhen wurden dabei auch Vögel beobachtet, die dort ziehende Schwebfliegen jagten. An der Forschungsstation Randecker Maar auf der Schwäbischen Alb werden die Wanderungen von Schwebfliegen (darunter auch die Mistbiene) seit 1970 dokumentiert und die Tiere mit Hilfe von Reusen erfasst, bestimmt und gezählt. (Quelle Wikipedia)

Im Frühjahr erfolgt der Zug in entgegengesetzter Richtung. Bis dahin hat sicher das Weibchen sämtliche annehmbare Pfützen für ihre kleinen Rattenschwänze ausgekundschaftet.

Auch bei diesen Daten des Insektenzuges wurde ein starker Rückgang an Individuen festgestellt. Das Insektensterben macht auch vor der Mistbiene nicht Halt.

 

Quellen

Neben persönlicher Erfahrung aus Garten und Natur, sowie Quellen aus dem Internet: Aus dem Internet möchte ich diese informative Seite ganz besonders erwähnen: https://www.natur-in-nrw.de/HTML/Tiere/Insekten/Schwebfliegen/TSW-175.html

Sachbücher als Quellen:

  • Tiere, Dorling Kindersley, 2006 Starnberg
  • Insekten & Schmetterlinge, GU Naturführer, Gräfe und Unzer Verlag GmbH, 2012 München
  • Welches Insekt ist das? Kosmos Naturführer, Heiko Bellmann, Franckh-Kosmos Verlag, 2014 Stuttgart
  • Unbekannte Tierwelt, Weltbild, 1997 Augsburg

  • Blick ins Buch der Natur, Bardorff; Gutenberg, 1963
Adele_Sansone, am 02.09.2019
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Bildquelle:
a.sansone (Die Schwebfliegen stellen sich vor)
a.sansone (Ein Gartenparadies für Bienen und Hummeln)
a.sansone (Kapern - Woher sie kommen, wie sie aussehen und wo sie besonders gu...)

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