"Der Teufel trägt Prada"

Mit dem Film "Der Teufel trägt Prada" wird die gesamte Modebranche und Modelbranche ungeschönt vorgeführt. Das Menschen verachtende Vorgehen und die Macht einer einzelnen Person zeigen auf, welchen Preis man zahlen muss, um hier erfolgreich zu sein. Menschen sind nur Wesen, die man ausbeutet und gebraucht, um an sein Ziel zu kommen. 

Die Hauptperson Miranda, die eine der Großen der internationalen Modebranche verkörpert, reduziert sich selbst nur auf Materielles und auf Erfolg. Das Wort Glück scheint ihr fremd zu sein. Wichtig ist - und das zeigt der Film eindeutig - einen Schein zu wahren. Der Schein, um den es geht, ist ein perfektes Äußeres und Perfektionismus im Job. Gefühle sind in diesem Business fremd und unerwünscht.

Die Gegenspielerin von Miranda, Andrea, ist bereit, den Kampf aufzunehmen. Dabei verliert sie sich immer mehr. Doch durch ihre Intelligenz und ihren starken Willen entwickelt sie sich in knapp einem Jahr zu einer ebenbürtigen Kämpferin. Sie scheint Miranda immer ähnlicher zu werden. Keine noch so unlösbare Aufgabe wird für sie zum Stolperstein. Sie ist am Ende die scheinbar perfekte Assistentin für die seelenlose Miranda. Doch an dieser Stelle angekommen, verlässt sie die Zeitung und wendet sich wieder ihren alten Idealen zu. Am Ende zeigt sich Miranda versöhnlich und ihre Reaktion hat etwas Menschliches. Sie scheint Andy für ihren Mut zu achten.

Alles in allem ist der Film ein gelungener Spiegel eines Milliarden-Geschäfts, das jede Frau beeinflusst und die Fäden der Mode oder besser das, was gerade angesagt ist, der Frau von Welt aufzwingt.

Doch nicht nur die Modebranche wird in diesem Film einer harten Kritik unterworfen, sondern auch die allgemeine Auffassung des Begriffs Mode. Was braucht Frau, um in der Gesellschaft mitzuhalten? Was macht Frau eigentlich aus? Ist es der letzte Modeschrei? Muss ich jedes Jahr meinen Kleiderschrank total "überarbeiten"? Wer bin ich, wenn ich mit einem "blauen Pullover" einherkomme? Wie weit sind meine inneren Werte überhaupt in der heutigen Zeit noch wichtig?

Wer diesen Film bewusst sich anschaut, der wird zu all diesen Fragen kommen. Auch die Frage nach der individuellen Persönlichkeit tritt hier in den Vordergrund. Oder auch die Frage nach persönlichem und privatem Glück. Oder ist es viel mehr so, dass der schnöde Mammon mein Glück bestimmt? 

Miranda selbst gibt Auskunft darüber, welchen Preis sie für die Verwirklichung ihres Traumes bezahlt. Wenig Zeit für ihre Kinder. Geld soll kompensieren, was sie als Mutter nicht leisten kann. Ihre Beziehung scheitert schon wieder, es ist die dritte. Ist ihr Erfolg all das Wert? Doch sie ist mit diesem System so verflochten, dass sie nicht mehr aussteigen kann. Eine traurige Erkenntnis!

Deswegen auch am Ende der von Achtung geprägte Blick auf Andy.

"Mode, Mädchen und Moneten"

Mehr als geschickt hat VOX gleich im Anschluss an den Film eine Reportage zu diesem Thema eingebaut. Wer bis dahin den tieferen Sinn des Films noch nicht verstanden hatte, dem ist spätestens während dieser Reportage ein Licht aufgegangen. 

Angelehnt an die Modeikone Anna Wintour wurde dieser Film gedreht. Seit Jahren beherrscht sie und nicht die Designer die Modewelt. Doch um all das umzusetzen, braucht sie und die gesamte Branche Sklaven, die man unter dem netten Namen Model führt. Viele junge Mädchen oder Mädchen aus armen Ländern träumen davon als Super-Model Karriere machen zu können. 

Doch auch hier hat VOX  einmal die rosarote Brille des Glamourdaseins entfernt und schonungslos auch mit Erfahrungsberichten die Welt der Schönen und des Glamours entfasziniert.

Ebenso wie Sklaven werden Models ausgebeutet - finanziell, menschlich, seelisch und sexuell. Welch ein traumhaftes Leben? Jetset-Dasein versus moderner Sklaverei. Da muss man schon mit seinem Leben abgeschlossen haben, um so ein Dasein fristen zu wollen, um eventuell einmal so berühmt zu werden wie Claudia Schiffer oder Eva Padberg. 

Den Verstand aktiviert fragt sich da so mancher, ob es in dieser Welt nicht noch andere lebenswertere Leben gibt und ob Geld und Ruhm oder ein Hochglanzfoto auf einer Modezeitschrift alles ist, wonach man im Leben greifen will.

Ist das Ende des Lebens mit 28, wie es Isabelle Caro ergangen ist, erstrebenswert?

So schonungslos wie die Reportage das Leben in der Modewelt gezeigt hat, so schonungslos geht man auch mit den Frauen oder Mädchen oder Kindern um. Schönheit ist doch eigentlich relativ. Und was kann es Schöneres auf der Welt geben als ein warmes menschliches Wesen. 

Doch haben wir aus den Erkenntnissen gelernt. Ganz sicher nicht, denn sonst hätten solche Sendungen wie "Germany's next Topmodel" oder die neu angekündigte Casting-Show  "Das perfekte Model" keine Chance. 

"Der Teufel trägt Prada" ...

Welch eine Ironie! Da strahlt VOX diesen wunderbaren Film gekoppelt mit einer exklusiven und inhaltsvollen Reportage aus und in der Werbepause werden junge und schöne Mädchen zu einer Traumkarriere eingeladen. Das schein das Paradoxe schlecht hin zu sein. Gibt es keine andere Möglichkeit mehr als sich in solchen diversen Casting-Shows zu präsentieren? Das Leben der Teenager muss doch auch noch andere Seiten haben, als den Traum vom schnellen Geld, egal welchen Preis man dafür bezahlt. 

Es soll doch nicht das Streben nach Erfolg verteufelt werden, doch muss man jungen Menschen ganz klar von solchen Versuchen abraten. Für viele ist das Traum und wird es auch bleiben, doch nach den Erfahrungen von derlei Castings sind sie in ihrem Weltverständnis erschüttert und meinen, damit sei das Ende ihrer Möglichkeiten erreicht. Fernsehen soll auch bilden. Doch was haben solche Casting-Show mit Bildung zu tun? Vielmehr ziehen sie junge Menschen von der Realität weg. Wie viele Promis braucht eine Gesellschaft? Kann eine Gesellschaft nur noch aus Promis oder potentiellen Promis bestehen? Ganz sicher nicht. Unsere Gesellschaft braucht eher aktive Gestalter, die sich durch Fleiß und gerechte Belohnung dessen auszeichnet und keine Tagträumer, die sich in ihren scheinbaren Talenten verlieren.

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