Mudita, die Meditation der Mitfreude
Mudita, die buddhistische Meditation der Mitfreude: Hilft bei schwierigen Gefühlen wie Neid, Eifersucht, Enttäuschung oder Frustration – und bringt mehr Freude ins LebenWas ist Mudita?
Mudita ist die buddhistische Meditation der Mitfreude, auch "mitfühlende Freude" genannt. Mudita gilt im Buddhismus als das Gegenteil von Neid – und gleichzeitig auch als dessen wirksames Gegenmittel.
Außerdem hilft die Mudita-Meditation dabei, negative Gefühle wie Enttäuschung, Bitterkeit, Frustration oder Eifersucht zu lindern.
In den alten buddhistischen Texten heißt es, dass Mudita den Geist beruhigt und Frieden schenkt.
Die Meditation der Mitfreude ist eine – vor allem in unserer westlichen Kultur – erstaunliche und ungewöhnliche Art der Meditation. Denn sie ist so ganz anders als viele von uns instinktiv reagieren würden: Uns ganz spontan von Herzen freuen, wenn einem anderen Menschen Glück widerfährt? Wenn jemand das bekommt, was wir uns schon so lange vergeblich gewünscht haben? Wenn wir überall glückliche Paare sehen und uns selbst schon seit Jahren nach einer glücklichen Beziehung sehnen? Wenn der Kollege befördert wird, der Nachbar sich ein Luxusauto leisten kann oder die Freundin eine hohe Summe im Lotto gewinnt?
Ganz von selbst geht es meist nicht: Mitfreude muss man bewusst kultivieren und immer wieder üben.
Wie funktioniert Mudita, die Meditation der Mitfreude, ganz konkret?
Es ist so einfach wie es klingt: Wir freuen uns über das Gute, das anderen geschieht. Wir freuen uns mit.
"Zunächst sollte man sich als Objekt der Mitfreude einen sehr lieben Freund denken. Einen der durch und durch von Freude erfüllt ist. An seinem erfüllten Zustand erfreue man sich und richte so seine Mitfreude auf ihn. Man sollte etwa folgendes dabei denken und fühlen: 'Oh, wie sich dieses Wesen freut. Wie schön ist das!' – Eine Empfindung der Freude, wie man sie beim Anblick eines lieben Menschen hat."
(Quelle: Wikipedia)
Laughing Buddha, Tanzhe Temple, Beijing, China, Asia (Bild: Jochen Schlenker)
Was bringt Mitfreude und wem nützt sie?
Vor allem nützt die Mudita-Meditation uns selbst. Denn sie lenkt unsere Konzentration auf die positiven Gefühle, die wir gerne erfahren wollen. Und wie ja oft behauptet wird: Auf was man seine Aufmerksamkeit lenkt, das verstärkt man auch im eigenen Leben.
Wie kann man Mudita einsetzen?
Man kann die Mudita-Meditation nutzen, um bewusst mehr positive Gefühle zu empfinden.
Man kann sie aber auch einsetzen, um problematische Gefühle zu lindern. In dieser Hinsicht hat Mudita eine gewisse Ähnlichkeit mit der Metta-Meditation, der Meditation der "liebevollen Freundlichkeit". Sowohl Mudita als auch Metta helfen dabei, die positiven Gefühle im eigenen Leben zu verstärken indem wir anderen Wesen bewusst Gutes wünschen und Gutes gönnen.
Mudita in schwierigen Situationen
Es mag fast ein bisschen absurd oder verrückt klingen: Mudita kann man auch dann anwenden, wenn man selbst in einer sehr schwierigen Situation steckt.
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Wenn man trotz aller Bemühungen nicht gesund wird, kann man doch anderen Gesundheit wünschen.
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Wenn sich der erhoffte Erfolg nicht einstellen will, kann man sich trotzdem über den Erfolg anderer freuen.
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Wenn Geld fehlt, dann hilft das Bemühen, anderen gegenüber großzügig zu sein und großzügig zu empfinden.
Achtsamkeitslehrerin Maren Schneider empfiehlt in ihrem Buch "Der kleine buddhistische Krisenmanager" (siehe Buchtipps), sogar noch einen Schritt weiterzugehen: Andere ganz bewusst darin zu fördern, das zu bekommen, was wir selbst gerne hätten.
Zum Beispiel bei Geldmangel: "Überlegen Sie, wo können Sie Großzügigkeit üben? Wen oder was können Sie unterstützen?" Wer finanziell keinen Spielraum für Großzügigkeit hat, der kann dennoch Zeit, Wissen oder tatkräftige Mithilfe geben.
Und was bringt das? - Der Blick richtet sich weg vom Mangel hin auf Freude und Fülle bzw. Erfüllung. Also genau auf das, was wir eigentlich gerne haben wollen.
Glück ist keine begrenzte Ressource
Meditations- und Achtsamkeitslehrer James Baraz meint: Es gibt keinen Kampf um Glück als wäre das Glück eine begrenzte Ressource. Wenn jemand anderer Glück erfährt, heißt das nicht, dass wir dadurch weniger Glück haben (können). Schließlich freuen wir uns ja auch nicht darüber, wenn sich jemand ärgert, weil so weniger Ärger für uns selbst übrig bleibt.
Mudita bedeutet: Wir nehmen wahr, dass jetzt ein bisschen mehr Glück auf dieser Welt ist – ganz egal, ob dieses Glück uns selbst "gehört" oder anderen Menschen.
Auch der Dalai Lama bestätigt: Wenn wir uns darin üben, anderen Gutes zu tun und positiv für unsere Mitmenschen zu empfinden (er nennt es meist "Mitgefühl"), so können wir eigene negative Gefühle wie z.B. Angst viel leichter bewältigen. Und würde es uns gelingen, unser Glück auch teilweise aus der Freude über das Glück anderer Menschen zu ziehen, so hätten wir schließlich einige Milliarden Chancen mehr auf Glück!
Mudita-Meditation für Anfänger – praktische Tipps von Meditationslehrer James Baraz
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Wichtig: Nicht zu viel von sich selbst erwarten, realistisch sein und sich selbst mit Freundlichkeit begegnen. Gefühle können und sollten nicht erzwungen werden.
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Wer selbst eine schwere Zeit erlebt, leidet oder sich einsam fühlt, sollte mit Mitgefühl beginnen: Mitgefühl für sich selbst und für andere, die ebenfalls leiden. Aus einem Gefühl des Isoliertseins im eigenen Kummer kann so ein Gefühl der Verbundenheit mit anderen entstehen – und das ist ein guter Anfang. (Hilfreich ist dabei auch die Metta-Meditation.)
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Als "Einsteiger-Mudita" empfiehlt James Baraz: Sich mit all denjenigen mitfreuen, für die es sich leicht mitfühlende Freude empfinden lässt: Nichten und Neffen, spielende Kinder, lachende Babies, … Auch über und mit einem fröhlichen Hund kann man sich freuen, mit einer behaglich schnurrenden Katze oder einem Vogel, der lautstark sein Morgenlied vom Baumwipfel trällert: "Ach, schau mal wie der sich freut – schön!"
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Vielen Menschen fällt es leicht, Mitfreude zu empfinden, wenn sie sich einen Kinofilm anschauen - und sich darüber freuen, dass der Held am Ende sein Ziel trotz aller Hindernisse erreicht oder sich der Außenseiter doch noch gegen den vermeintlich Stärkeren durchsetzen kann. Auch beim Lesen eines Romans oder bei einer Sportveranstaltung stellt sich Mitfreude oft ganz von selbst ein.
Mini-Mudita-Meditation (nach James Baraz):
Stelle dir jemanden vor, der glücklich ist oder lächelt.
Lächelst du jetzt selbst? - Gut. Lasse zu, dass dieses gute Gefühl sich ausweitet und gib' es an die Person zurück, die du dir vorgestellt hast:
Möge dein Glück lange anhalten. Möge dein Glück noch wachsen.
Du kannst dir jetzt auch andere Menschen ins Gedächtnis rufen, denen du diese Glücksenergie gerne schicken würdest.
Versuche wahrzunehmen, wie sich deine positiven Gefühle verstärken.
Bildquelle:
M. Steininger - Die Persönliche Note
(Die Metta-Meditation: "Liebevolle Güte" ist heilsam und macht glück...)