Mujo- ein Straßenhund aus Bosnien erzählt
Der kleine Schäferhund Mujo erzählt seine Abenteuer als Strassenhund und wie er das Glück hatte eine Familie zu findenMujo- 1Jahr alt
Mujo, ein Straßenhund aus Bosnien
Der kleine Schäferhundmischling Mujo, der zwischen Mülltonnen lebte, erzählt seine wahren Abenteuer
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Meine ersten Wochen
Im Oktober 2008 kam ich zur Welt. Meine Mutter war eine elegante Schäferhündin, die aber leider kein Zuhause mehr hatte. Ihre Leute brachten sie in ein abgelegenes Waldstück am Stadtrand von Bihać, als sie merkten, dass sie mich und meine Geschwister im Bauch hatte. Meinen Vater kenne ich nicht, aber alle sagen, dass er wohl auch ein hübscher Kerl gewesen sein muss.
Ich hatte 2 Brüder und 3 Schwestern und die ersten Wochen unseres Lebens krabbelten wir unter dem Gebüsch herum, wo uns unsere Mutter geboren hatte. Ständig hatten wir Hunger und Mama ließ uns manchmal viele Stunden alleine, um am Stadtrand von Bihać nach etwas Essbarem zu suchen, damit ihre Milch nicht versiegte. In der Zwischenzeit tobte wir herum und entdeckten unsere Umgebung. Als wir etwa 4 Wochen alt waren, kam unsere Mama eines Tages von ihrem Rundgang nicht mehr zurück.
Wir blieben noch ein paar Tage dort oben, in der Nähe des großen Friedhofs und warteten, aber Mama kam nie wieder.
Wir schlossen uns einigen anderen Hunden an, die uns ab und zu etwas von ihrer Beute übrig ließen. Tagsüber spielten wir auf der großen Wiese und abends suchten wir Schutz unter dem großen Felsen am Berg. Wir kuschelten uns eng aneinander, denn die Nächte am Fuße des Gebirges waren zu dieser Jahreszeit schon recht kalt.
In der Nähe gab es einen kleinen Bach, so dass wir wenigstens keinen Durst leiden mussten und uns nach Belieben am frischen, klaren Gebirgswasser erfrischen konnten.
Unsere Spaziergänge gingen immer öfter in die Nähe der Häuser, zu den Menschen. Dort standen herrlich duftende Tüten vor der Tür. Wir schnappten uns etwas vom Inhalt und machten uns schnell wieder aus dem Staub.
Ich habe schnell gelernt, dass die Menschen uns treten oder Steine nach uns werfen, wenn man nicht ganz schnell wieder verschwindet.
Bald waren auch meine Geschwister verschwunden und auf einmal war ich ganz alleine.
Es war inzwischen Dezember und seit Tagen schneite es ziemlich kräftig.
Ich war nun 3 Monate alt und die anderen Hunde wollten das Futter nicht mehr mit mir teilen. Jedesmal musste ich prügeln, um ein paar Brocken zu erhaschen.
Ich machte mich auf, um zu den Hochhäusern in der Ozimica zu gehen. Hier wohnten viele Menschen, die uns Hunden immer etwas an den Rand legten. Wenn dort nichts lag, gab es noch die Müllcontainer, hier konnte ich auch oft noch ein Stückchen Brot oder einen Wurstzipfel finden.
Ich musste mich nur vor den Kindern in acht nehmen, denn die ärgerten mich oder zogen mich an den Ohren.
Leider war in dem, für mich hohen Schnee, nichts Leckeres zu finden. Mein Magen knurrte und Wasser gab es auch keines. Alles eingefroren!
Aber ein geschütztes Plätzchen unter einem der vielen Holzstapel wäre nicht schlecht.
Mein kleines Näschen roch Futter. Der Duft kam von einem Hundenapf, der im Garten einer eleganten Villa, am Ende der kleinen Straße stand. Wer mochte hier wohl wohnen? Eine große Hundhütte stand auch im Garten, aber ein Kollege war nirgends zu sehen. Ich wäre ja gerne schnell mal dorthin gelaufen, aber an dem hohen Zaun fand ich kein Schlupfloch für mich. Menschen konnte ich zwar riechen, aber zu sehen waren sie nicht.
Wenn hier Menschen mit einem Hund wohnen und ich ganz lieb sein würde, vielleicht könnte ich ja dort ein Zuhause finden. Zumindest für den Winter.
Ich stand zögernd am Tor. Hierbleiben oder weiter ziehen? Es war schon fast dunkel. Von weitem roch ich schon den großen schwarzen Hund, der angeleint mit einer Frau auf das Haus zu kam. Oh Gott, was soll ich nur tun? Ich hab so einen Hunger und ich friere so. Soll ich weglaufen? Wird der Große mich beißen? Ich bin doch noch so klein! "Naaa, wer bist Du denn?” Die Frau bückte sich zu mir runter und der große Hund beschnüffelte mich ausgiebig von allen Seiten. Zitternd ließ ich es geschehen.
Die Frau nahm mich hoch und ich lag in ihrem weichen Arm. Oh, wie schön! Bitte, bitte, nimm mich mit rein!
Der große Hund war ein Dobermann und hörte auf den Namen Ringo. Er hatte nichts gegen mich, aber spielen wollte er auch nicht mit mir. Er war ein Rassehund und nicht so ein kleiner Straßenhund wie ich, deshalb schaute er auch nur arrogant auf mich herunter. Ich wurde etwas mutiger und ging zum Futternapf. Ringo ließ es geschehen.
Die Frau war wohl die Rudelchefin, sie hieß Petra, denn sie teilte das Futter an mich und Ringo aus. Oh, himmlisch, Nudeln und Fleisch! Extra für mich stellte sie einen Napf mit Milch hin. Oh, man Leute, was für ein Abend!
Die Menschen in dem Haus feierten Weihnachten und Ringo und ich kuschelten uns in der Hütte fest zusammen. Glücklich schlief ich ein.
Ringo
2.Hurra, ich habe ein neues Rudel
Außer Ringo, der nach Petra der 2. Chef war, gab es auch noch Haco, Petra´s Mann. Der war ganz lustig und hatte immer mal Zeit mit mir zu spielen. Aber leider war er oft nicht zu Hause. Ich nahm mir vor, noch viel mehr mehr lustige Spiele mit ihm zu veranstalten. Wenn er in sein Auto stieg, lief ich ganz schnell hinter ihm her. Gott sei Dank fuhr er immer ziemlich langsam und auch nicht so weit, so konnte ich ihm gut folgen.
Meistens fuhr er nur bis zu Dr. Beko´s Cafe, um dort drinnen mit anderen Männern Kaffee zu trinken. Während Haco dort drinnen saß, wartete ich bei seinem Auto. Ich legte mich dort auf den Bürgersteig und schlief ein bißchen, bis es weiter ging.
Vom Cafe aus fuhr Haco weiter in die Stadt, ich immer hinterher. Ich musste höllisch aufpassen, dass mich kein anderes Auto anfährt und dass ich keinem anderen Hund in die Quere kam. Auch zwischen den Menschen in der Fußgängerzone flitzte ich meinem Rudelgenossen hinterher. Wenn er in die Geschäfte dort ging, wartete ich artig vor der Tür. Ganz stolz war ich, wenn Haco mich streichelte und lobte. Manchmal bekam ich auch noch ein Stückchen Lammfleisch ab.
Nachmittags kamen wir wieder zurück zu unserer großen Hütte. Ringo beachtete mich mal wieder nicht, so sehr ich ihn auch zum spielen aufforderte, er ignorierte mich vollkommen. Ringo war ein komischer Kollege, er sprang in dieses komische Ding, dass die Menschen Auto nannten, einfach hinten hinein und fuhr mit Petra davon. Ich würde ja auch gerne mit, aber in das Auto einsteigen??? Nein, niemals! Ich doch nicht! Also blieb mir nur das Hinterherlaufen übrig.
Petra und Ringo waren aber ziemlich schnell um die Ecke verschwunden, da konnte ich nicht mithalten. Also blieb ich alleine im Garten, grub ein paar hübsche Löcher in den so gleichmäßigen Rasen. Das sah doch schon gleich viel interessanter aus! Ein bisschen kaute ich noch den Lavendelbusch an, dann legte ich mich schlafen. Puh… diese Tage waren echt anstrengend.
In den nächsten Tagen tat ich immer so, als ob ich schlief, aber ich beobachtete genau, wie meine Leute das Tor aufmachten. Das müsste ich doch auch schaffen. Ich war ja schon schließlich vier Monate alt und fast groß! Mit meiner Vorderpfote wackelte ich solange am Tor, bis es einen Spalt aufging. Nun konnte ich blitzschnell hinausschlüpfen.
Hurra, ich war frei! Nicht weit entfernt von meiner neuen Hütte, bei dem kleinen Konsum, gab es eine große Wiese. Hier trafen sich viele Hundekollegen, auch ein Bruder von mir war mit dabei.
"Hey Jung´s, da bin ich wieder, wau, wenn ihr wüsstet, was ich alles erlebt habe.” " Kommt mal mit, dann zeige ich euch wo es die besten Leckerbissen gibt.” So zeigte ich meinen Freunden wo Ringo mit seinen Leuten wohnte. Wir waren bestimmt sieben Jungs und ein, zwei Mädchen, als wir bei den Hochhäusern ankamen. Noch ein kleines Stück bis zur Villa. Stolz wollte ich meine Freunde in den Garten führen. Was war das jetzt? Ich bekam das blöde Tor nicht auf. Ich wackelte und wackelte, aber ich schaffte es nicht.
Plötzlich kamen Petra und Ringo um die Ecke. Sofort fing ein großer Streit an. Ringo wurde sehr böse und fast hätte er meine Freunde gebissen. Nur weil er an der Leine war, konnte er nicht so wie er wollte. Meine Freunde machten sich schnell aus dem Staub und ich schlich mich mit eingeklemmten Schwanz hinter Petra und Ringo in den Garten.
Ringo ging mit in die ganz große Hütte, in der auch Petra und Haco lebten. Da würde ich ja niemals hineingehen! Nie, nie, nie, glaubt es mir! Ich blieb draußen in der Hundehütte.
Ob Petra böse auf mich war? Vielleicht bekomme ich nun kein leckeres Futter mehr? Für Futter will ich doch aber immer ganz artig sein!
3. Die Sache mit dem Jeep
Mit Ringo war echt nichts anzufangen, also machte ich mich mal wieder auf den Weg zu meinen Freunden. Fix das Tor geöffnet, trotz des Drahtes, den Haco da befestigt hatte, ich konnte immer noch bequem hindurch schlüpfen, um dann schnell in Richtung Konsum zu verschwinden.
Wir tobten durch die Straßen und hatten viel Spaß im Schnee. Ich wusste gar nicht mehr wo wir uns befanden. Aber wir waren alle ganz lustig tobten und wälzten uns im hohen Schnee.
Später als es dunkel wurde, dachte ich an das Futter bei Petra und machte mich auf den Weg zurück.
Einen Moment achtete ich nicht auf die Autos und als ich gerade mitten auf der Strasse war, um drüben auf der anderen Strassenseite in Richtung Hochhäuser zu laufen, kam ein großer Jeep so schnell angebraust, dass ich es nicht mehr ganz schaffte über die Strasse zu kommen.
Der Jeep erwischte mich am Hinterbein. Aua, was für ein schrecklicher Schmerz! Der Jeep fuhr einfach weiter und ich kroch so schnell ich konnte hinter einen Baum. Da lag ich nun, keine Ahnung wie weit es noch bis zu Petra war. Mein Bein und meine ganze Seite taten höllisch weh, etwas blutete ich auch. Ich weinte, aber niemand half mir. Passanten eilten an mir vorbei, keiner nahm Notiz von mir. Es schneite und vor Kummer und Angst schlief ich zitternd ein.
Am nächsten Tag konnte ich schon wieder aufstehen. Vorsichtig humpelte ich ein Stück die Straße entlang. Wütend bellten mich die Hunde in dieser Straße an. "Mach das du wegkommst, wau, verschwinde, wau!” Ich klemmte meinen Schwanz zwischen meine Hinterbeine und schlich mich weiter. Ich machte mich dabei ganz klein, damit mich möglichst keiner bemerkte. Verdammt, wo ist die Straße in der Petra wohnt? Ich wusste es nicht mehr.
Wieder musste ich mich ausruhen, die Schmerzen waren unerträglich.
Plötzlich hörte ich Kinderstimmen. Sie kamen in meine Nähe. Ein Junge rief: " Mujo, bist du das?” Ja, er kannte mich. Der Junge wohnte in dem grünen Hochhaus. Öfter stand er bei Petra am Gartentor und rief mich.
Nun war er meine Rettung. Ich humpelte hinter ihm her und fand so zurück zu meiner Hütte.
Erschöpft schlief ich ein. Petra brachte mir Brot, dass in Milch eingeweicht war mit etwas Fleisch. Aber ich war zu erschöpft, ich leckte etwas Milch auf, mehr ging nicht. Ein bißchen schimpfte Petra zwar, aber da hörte ich nicht hin. Nur noch ganz hinten in die Ecke der Hütte kriechen und schlafen. Ich glaube, ich werde in Zukunft lieber im Garten bleiben.
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Bildquelle:
a.sansone
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