Muttermilch kann man spenden
... und anderen damit helfen. Auch heute gibt es noch Sammelstellen für Frauenmilch.Muttermilch- das weiße Gold für Kinder
Selbst Herr Hipp muss es neidlos zugeben: Muttermilch ist das beste für das Kind. In ihr enthalten sind wichtige Antikörper, die das unerfahrene Immunsystem des Neugeborenen unterstützt, den Verdauungsapparat anregt und schützt. Außerdem enthält nur Muttermilch eine perfekte Zusammensetzung aller Nährstoffe, die ein Menschenkind zum Wachsen, Gedeihen und gesund Werden braucht.
Besonders Frühchen profitieren von diesem Wunder der Natur. So wurde zum Beispiel in Studien belegt, dass Frühchen, die rechtzeitig (ggf. angereicherte) Muttermilch bekamen, wesentlich kürzer auf eine Sauerstoff-Therapie angewiesen sind und auch eher die Klinik verlassen konnten, als Flaschenkinder. Dazu kommt, das Frühgeborene und auch "normale" Neugeborene, die von Muttermilch ernährt werden, statistisch wesentlich seltener krank werden, als Flaschenkinder.
Doch die Milchbildung ist mit dem seelischen Zustand der Mutter eng verbunden. Stress, Angst und mangelnder Körperkontakt zu dem Neugeborenen können die Milchbildung und damit den Milcheinschuss, der in der Regel einige Tage nach der Entbindung stattfindet, verhindern. Hinzukommt oft ein Kaiserschnitt, eventuell sogar in Vollnarkose, der den Körper immens schwächt und die Milchbildung stark erschwert. Um die Milchbildung überhaupt anzuregen, müssen Mütter von Frühgeborenen oder kranken Neugeborenen regelmässig Muttermilch abpumpen. Das wird, in der sowieso schon sehr emotionalen Situation nach einer ungeplanten und unerwarteten Geburt, zur seelischen Zerreissprobe. Oft gelingt es eben jenen Müttern zunächst nicht, ihrem Kind die eigene Muttermlch zu geben.
Die Geschichte der Frauenmilchsammelstellen
Im Mai 1919 gründete die deutsche Kinderärztin Dr. Marie-Elise Kayser in Magedeburg die erste Frauenmilchsammelstelle Deutschlands. Sie selber hatte zu viel Muttermilch und entschloss sich diese Bedürftigen zu spenden. Im ersten Jahr wurden über 420 Liter gesammelt, im folgenden sogar das Doppelte. Aufgrund der wirtschaflichen Lage musste die Frauenmilchsammelstelle allerdings nach drei Jahren geschlossen werden, wurde aber 1936 wieder eröffnet und besteht bis heute. Das Projekt Frauenmilchsammelstelle breitete sich in ganz Deutschland und auch global weiter aus. Mit Hilfe der Muttermilch konnten vielen kranken und schwachen Kindern das Leben gerettet werden. In der ehemaligen DDR waren Städte mit über 50.000 Einwohnern sogar gesetzlich verpflichtet solche Milchbanken einzurichten.Mit dem Boom der künstlichen Säuglingsnahrung Mitte des 20. Jahrhunderts nahm das Interesse vorallem im Westen Deutschlands zunehmend ab. Muttermilch und Stillen galten immer mehr als unhygenisch und unzureichend. So schloss die letzte Sammelstelle der BRD 1972.
Nach der Wende überlebten nur noch wenige, der ehemals 73 Milchbanken. Sie galten als unwirtschaflich und zu teuer. Trotzdem gibt es noch heute in neun Ostdeutschen Großstädten Sammelstellen für Muttermilch.
Doch die Medizin hat auch wieder erkannt, wie unersetzlich echte Muttermilch ist. In München Großhardern wird bald wieder Muttermilch angenommen.
Die fremde Milch ist sicher! - Bedingungen für die Milchspende
Die Mütter, die ihre Milch abgeben, werden vorher natürlich gründlich untersucht. Ihr Blut wird unter Anderem auf Erkrankungen wie HIV, Hepatitis und Toxoplasmose untersucht. Zigaretten und Alkohol sind auch Tabu. Auf stark blähende und sehr saure Nahrungsmittel sollten die Frauen möglichst auch verzichten. Aber das machen die meisten Stillenden sowieso. Das eigene Kind der Mutter muss, je nach Klinik, jünger als vier bis sechs Monate sein und voll gestillt werden.
Die Milch wird nach Absprache von Mitarbeitern der Krankenhäuser ohne Abbruch der Kühlkette abgeholt und gründlich untersucht. Danach wird sie pasteurisiert und in kleinen Portionen eingefroren. Die Milchspenden werden für stationär behandelte Kinder verwendet oder auch an Kinder in der ambulanten Behandlung weitergegeben.
Wichtig ist, das es sich dabei um eine Spende handelt. Die Mütter bekommen lediglich eine Aufwandsentschädigung von 5-6 Euro pro Liter.
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Verkauf von Muttermilch in der USA
Besonders die US-Amerikaner haben die Muttermilchspende für sich entdeckt. In dem Land, in dem öffentliches Stillen verpönnt ist und sogar das deutsche, auswärtige Amt davor warnt in der Öffentlichkeit zu stillen, explodiert der Internethandel mit Muttermich richtiggehend. Per Onlineplattformen und sozialen Netzwerken wie Facebook wird Muttermilch von Frauen aller Alterstufen und gesellschaftlichen Schichten unkontrolliert verkauft. Die Preise reichen bis zu 90 Dollar pro Liter.
Liste von Frauenmilchsammelstellen in Deutschland
Haus D, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin - Erdgeschoss
Flemmingstraße 2
09116 Chemnitz
Tel: 0371 333-24222
Thiemstr. 111
D-03048 Cottbus
Tel.: 0355 462797
Universitätsklinikum Carl-Gustav-Carus Dresden
Fetscherstr. 74
01307 Dresden
Haus 21, Untergeschoss (Ebene -1)
Schwester Elke Unger
Tel.: 0351 458-2074
Klinikum St. Georg GmbH i.G. Eisenach
Mühlhauser Str. 94
D-99817 Eisenach
Tel.: 03691 6982601
Klinikum Frankfurt/Oder
Müllroser Chaussee 7
15236 Frankfurt an der Oder
Tel.: 0335 5482125 oder 0335 5482883
Klinikum Görlitz
Girbigsdorfer Str. 1-3
D-02828 Görlitz
Tel.: 03581 371457
Universitätsklinik Leipzig
Liebigstraße 20a
D-04103 Leipzig
Tel.: 0341 9726 354
Dietrich-Bonhoeffer-Klinikum Neubrandenburg
Allendestraße 30
D-17036 Neubrandenburg
Tel.: 0395 775 2775
Klinikum "Ernst von Bergmann" Potsdam
Klinik für Kinder- und Jugendmedizin,
Haus F, Ebene 5
Charlottenstraße 72, 14467 Potsdam
Schwester Barbara Bitterlich
Tel.: 0331 241 5927
Und was denken Sie?
Weitere Informationen rund um Muttermilch und Stillen gibt es auf gestillt.de.
Ich bin gespannt auf Meinungen und Erfahrungen. Ich freue mich auf viele Kommentare und eventuell eine Diskussion zum Thema.
Bildquelle:
Bild: clker.com
(Wer gute Beziehungen möchte, sollte "Giraffensprache" sprechen: Gew...)