Nach Erdbeben - Japan droht GAU
Ein Erdbeben der Stärke 8,9 auf der nach oben offnen Richterskala hatte am Freitag ganz Japan erschüttert und nun droht eine Atomkatastrophe.Drohende Kernschmelze
Es wurde der Austritt radioaktiven Cäsiums festgestellt und die Atombehörde warnt vor eine Kernschmelze. Ein Stromausfall wurde durch den Tsunami ausgelöst und sorgte in Fukushima I für einen so genannten Station Blackout. Bei einem Station Blackout funktionieren sowohl die Hauptsysteme als auch Notsysteme nicht mehr. Auf Grund der gefährlichen Lage wurden die Menschen im Umkreis von 20 Kilometern um den Reaktor evakuiert.
Wenn es zu einer Kernschmelze kommen sollte und damit ist durchaus zu rechnen, steht Japan vor einer seiner schwersten Prüfungen. Das Land verfügt über 54 Atomkraftwerke und elf weitere Kraftwerke befinden sich im Bau oder Planung. Bei der Energieversorgung setzt die mächtige asiatische Wirtschaftsnation stark auf die Kernkraft. Die Sicherheits-Hochtechnologie hat bei dem Erdbeben und Tsunami versagt. Die japanische Regierung muss ihre Energiepolitik änden und auf alternativen Energien statt Atomkraft setzen. Die ersten Bürger haben damit begonnen, sich mit Lebensmitteln einzudecken und fliehen nach Süd-Japan um einer möglichen Atomkatastrophe zu entgehen.
Am 26.April 1986 kam es im Atomkraftwerk Tschernobyl in der Ukraine zu einer der schwersten atomaren Katastrophen der Geschichte. Der Reaktorblock 4 des Kernkraftwerks explodierte auf Grund der Fehlentscheidung eines führenden Mitarbeiters des AKW. Zuerst verheimlichte Russland die Katastrophe aber wenige Tage später setzte das Land die Welt darüber in Kenntnnis. Die Bürger der Stadt Prypjat in der Nähe des AKW mussten ihre Heimat verlassen und der zerstörte Reaktorblock 4 des AKW erhielt einen Stahlbetonmantel. Bei der Katastrophe kamen 200.000 so genannte Liquididatoren zum Einsatz, welche radioaktiven Schutt wegräumen mussten nur ein kleiner Teil dieser Aufräumarbeiter überlebte den Einsatz. Insgesamt wurden Schätzungen nach in den Folgejahren rund 800.000 Aufräumarbeiter in den Reaktor geschickt.
Eine ähnliche Katastrophe könnten nun Japan drohen aber im Gegensatz zu Russland damals, verfügt das Land über modernste Technologien und wird wohl keine Aufräumarbeiter einsetzen müssen. Laut Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) besteht für Deutschland bei einer Kernschmelze des AKW Fukushima I keine Gefahr.
Das Erdbeben und der Tsunami zerstörte hunderte Gebäude und mehrere 100.000 Menschen sind obdachlos geworden. Rund 1800 Menschen haben bei der Naturkatastrophe ihr Leben verloren und es wird mit weiteren Todesopfern gerechnet. Es kommt immer wieder zu mittleren Nachbeben und lassen das Land nicht zur Ruhe kommen. Der finanzielle Schaden konnte noch nicht genau beziffert werden aber dürfte bei über 10 Milliarden US-Dollar liegen.
Die japanische Regierung hat nun offiziell bekannt gegeben, dass es im AKW Fukushima I zu einer Kernschmelze gekommen ist und nennt es eine nie da gewesene Katastrophe. Die Menschen wurden gebeten Ruhe zu bewahren und nicht in Panik zu geraten. In der Zwischenzeit hat Japans Regierung zugebeben, dass es in Fukushima 1 zu einer begrenzten Kernschmelze gekommen sei und die Erdbeben-Stärke wurde von 8,9 auf 9,0 angehoben.
Die Nachrichtenagentur Kyodo gab nun bekannt, dass die Kühlsysteme im AKW Tokai versagt haben und das Atomkraftwerk Onagawa hat ein Leck. Laut der Betreibergesellschaft Tohoku bestehe in Onagawa allerdings kein Problem mit der Kühlung. Der radioaktive Wind des Unglücks-Reaktors Fukushima 1 weht nach Einschätzung von Experten in den nächsten Tagen auf das Meer wodurch die Bevölkerung verschont bleibt.
Es ist die schwerste Krise Japans nach dem zweiten Weltkrieg. Die Energieversorger haben mittlerweile den Strom rationiert und haben die Industrie aufgefordert, den Stromverbrauch ein Minimum zu halten. Zur Zeit sind rund fünf Millionen Menschen ohne Strom und das Benzin wird langsam knapp. Die Wirtschaft Japans liegt derzeit brach und wird sich nur langsam von der Katastrophe erholen können.
Chronik - Tagesberichte zur Katastrophe
14.03.2011
Nach Berechnungen der japanischen Tochter der Credit Suisse dürften sich die wirtschaftlichen Schäden auf 170 bis 180 Milliarden US-Dollar belaufen,. Allein die Schließung der sechs Häfen kostet 3,4 Milliarden US-Dollar pro Tag. Die Notenbank Bank of Japan hat Stützungskäufe zur Beruhigung der Finanzmärkte im Umfang von umgerechnet 350 Milliarden Euro angekündigt, Die Regierung warnt vor einer Kernschmelze in drei der sechs Reaktoren des AKW Fukushima I.
15.03.2011
Die Lage wird immer dramatischer und ein Super-GAU ist nicht mehr auszuschließen. Der Energiekonzern Tepco als Betreiber des Unglücks-AKW Fukushima I plant Platten von den Reaktoren 5 und 6 zu lösen. Dies soll eventuelle Wasserstoff-Staus vermeiden. Die beiden Reaktorblöcke waren beim Erdbeben automatisch abgeschaltet worden aber dennoch lagert dort nuklearer Brennstoff. Tepco spricht von einer sehr schlimmen Lage und warnt vor Kernschmelzen im betroffenen Atomkraftwerk. Es bleibt zu hoffen, dass Japan doch noch den gefürchteten Super-GAU verhindern kann aber es scheint derzeit kaum verhindern zu sein. Die Bewohner der Hauptstadt Tokio fürchten die radioaktive Wolke und haben sich mit Lebensmitteln und Getränken eingedeckt. Ein radioaktives verseuchtes Tokio wäre eine Katastrophe und könnte sich negativ auf die Wirtschaft auswirken.
Auf Grund der hochbrisanten Lage wurde der Strom weiter eingeschränkt und das Benzin wird immer knapper. Trotz der gefährlichen Situation gehen die Japaner normal ihrer Arbeit nach aber dürften dennoch innerlich Angst haben. In Deutschland wurden mittlerweile die sieben ältesten Atomkraftwerke als Reaktion auf die Ereignisse in Japan abgeschaltet und ein dreimonatiges Moratorium verabschiedet. Im Rahmen des Moratoriums sollen die alten Kernkraftwerke technisch überprüft werden.
16.03.2011
Der Energieversorger Tepco weckt Hoffnungen und zwar könnte das AKW Fukuchima I den Angaben zufolge wieder mit Energie versorgt werden. Das Kühlsystem könnte so wieder akiviert und der Super-GAU kurz vor knapp verhindert werden. Das US-Militär möchte die Drohne Global Hawk mit ihren Infrarotkameras einsetzen um herauszufinden, wie es im Inneren des Unglücks-AKW tatsächlich aussieht. Die Experten der nordamerikanischen Atomsicherheitsbehörde NRC rechnen mit einer enorm hohen Strahlenbelastung und dass die Brennstäbe trocken liegen.
Die Zeit wird sehr knapp, denn sollte es nicht gelingen das Kühlsystem wieder einzuschalten so könnte es dem gefürchteten Super-GAU mit gravierenden Folgen für ganz Japan kommen. Im schlimmsten Fall könnte die Hauptstadt Tokio mit einer hohen radioaktiven Strahlung verseucht und eventuell bei extremer Strahlungshöhe unbewohnbar werden. Zur Zeit arbeiten 50 Arbeiter im Kernkraftwerk Fukushima I zur Abwendung der Katastrophe und hoffen wir alles, dass sie es trotz aller Schwierigkeiten schaffen können.
18.03.2011
Die Lage im Atomkraftwerk Fukushima ist noch immer angespannt. Aktuell versucht die japanische Feuerwehr mit 30 Löschfahrzeugen eine Kernschmelze des Reaktorblocks 3 zu verhindern. Die Weltgesundheitorganisation (WHO) sieht keine Gefährdung Tokios, da die Radioaktivität derzeit unter dem gesundheitsgefährenden Bereich liegt. Die WHO rät Urlaubern den Norden des Landes zu meiden, weil dort das Unglücks-AKW steht.
Die Bundesregierung bietet Japan eine Unterstützung in Form von Robotern an, die im Kernkraftwerk ohne Gefahr für Menschenleben arbeiten und helfen können den Super-GAU zu verhindern. Im Reaktor 1 kämpfen 50 namenlose Techniker gegen die Uhr und versuchen alles, die atomare Katastrophe zu verhindern.
Die Strahlung ist bedrohlich aber dennoch wollen die mutigen Arbeiter aus dem Land der aufgehenden Sonne bleiben. Im globalen Dorf haben die Techniker mittlerweile den Spitznamen "Die Namenlosen" erhalten und werden als Helden gefeiert. Beim Reaktorblock 4 besteht die Gefahr einer Explosion und Kernschmelze.
21.03.2011
Die Lage im AKW Fukushima I bleibt weiterhin sehr ernst. Seit rund 9 Uhr steigt grauer Rauch vom Reaktor 3 auf aber es wurde kein Anstieg der Strahlung festgestellt. Der Reaktorblock 2 raucht ebenfalls und wurde wieder mit dem Stromnetz verbunden. Es ist unklar ob die Wasserkühlung nun wieder läuft. Die japanische Regierung hat die Lieferung von Spinat und Milch aus Fukushima wegen Strahlenbelastung gestoppt.
Im Trinkwasser und Lebensmitteln wurde eine radioaktive Verseuchung festgestellt. Ein Super-GAU scheint derzeit gebannt zu sein aber die Lage kann sich jederzeit wieder verschlechtern. Die Regierung plant Fukushima I mit einem Betonsarkophag zu ummanteln und soll unter Sand begraben werden. Das AKW Tschernobyl wurde ebenfalls mit einem Betonmantel umgeben, der aber bröckelt und ein neuer Mantel befindet sich derzeit für 2 Milliarden Euro in Arbeit. Der neue Betonmantel soll 200 Jahre halten.
23.03.2011
Die Situation in Japan rund um das AKW Fukushima I bleibt sehr ernst. Der Reaktor 3 konnte noch immer nicht mit Strom versorgt werden und es stieg schwarzer Rauch auf. Laut der Atombehörde IAEO aus Wien ist derzeit keine Stromversorgung der Instrumente im besagten Reaktorblock nicht möglich. Die anderen Reaktoren hingegen beziehen weiterhin Strom. Das Atomkraftwerk wurde nach der Feststellung erhöhter radioaktiver Strahlung komplett evakuiert. Der Reaktorblock 1 weist einen erhöhten Druck auf während Reaktor 3 bis zu dem Zeitpunkt des Aufstiegs schwarzen Rauchs eine Stabilität aufwies. Die Folgen der AKW-Katastrophe sind schon jetzt in ganz Japan zu spüren.
Die Regierung hat ihren Bürgern empfohlen Lebensmittel aus Fukushima zu meiden. Es sind bislang elf Gemüsesorten betroffen. In den Trinkwasserleitungen der Hauptstadt Tokio wurden erhöhte Werte des radioaktiven Jod 131 festgestellt. Der Wert beläuft sich auf 210 Becquerel je Liter, Die Kinder dürfen in jedem der 23 Bezirke Tokios kein Leitungswasser mehr trinken. Die Naturkatastrophe hat bislang 9500 Menschen das Leben gekostet und es werden über 14.000 Personen vermisst. Der wirtschaftliche Schaden beläuft sich Schätzungen nach auf 220 Milliarden US-Dollar.
27.03.2011
Die Situation in und rum das AKW Fukushima I spitz sich auf extreme Weise zu. Es wurde eine millionenfach höhere Strahlung am Reaktor 2 festgestellt. Die Strahlung liegt zehn Millionen mal über den Normalwert. Der Wert wurde im radioaktiv verstrahltem Wasser gemessen, welches sich im Turbinen-Gebäude befindet. Im Meerwasser hat die Radioaktivität den Grenzwert der 1850fachen Strahlung überschritten. In die betroffenen Reaktoren wird derzeit versucht Süßwasser hinenzupumpen und das Kühlsystem wieder zu aktivieren. Das stark verstrahlte Wasser ist allerdings für die Arbeiter hochgefährlich und so können nur langsam Fortschritte erzielt werden. Es sind bereits 17 Arbeiter verstrahlt worden.
Der Tourismus in Japan liegt brach, denn es kommt auf Grund von Reisewarnungen für das ganze Land zu Massenstornierungen. Im Jahr 2010 hatten rund zehn MIllionen Touristen das Land der aufgehenden Sonne besucht darunter etwa 125.000 Deutsche. Die Regierung schätzt den wirtschaftlichen Schaden auf umgerechnet 210 Milliarden US-Dollar.
28.03.2011
Die japanische Regierung hat eine teilweise Kernschmelze im Reaktorblock 2 zugegeben und kritisiert zugleich den Energiekonzern Tepco. Das Unternehmen hatte am Wochenende einen Strahlenwert bekannt gegeben, der 10 Millionen mal über dem Normalwert liegen soll und musste das Ergebnis nun auf die 100.000fache Menge reduzieren. Die Arbeiten am AKW Fukushima I und den drei Reaktoren gehen nur langsam vorwärts. Es wird wohl ein massiver Stahlbetonmantel um das Unglücks-AKW bald gebaut werden. Ein Nachbeben der Stärke 6,5 hat den Nordosten Japans erschüttert aber das AKW sei laut Tepco nicht weiter beschädigt worden.
01.04.2011
Die Situation am AKW Fukushima verschärft sich und die japanische Regierung versucht in einem Akt der Verzweiflung die Radioaktivität mit Kunstharz einzudämmen. Ein ferngesteuertes Fahrzeug soll die Trümmer im Kernkraftwerk und den betroffenen Reaktoren mit dem Kunstharz besprühen. Das künstliche Harz soll verhindern, dass radioaktiver Staub und Trümmerteile vom Wind fort getragen werden können.
Die Regierung versucht Normalität zu demonstrieren und verwies auf einen angeblichen Computerfehler, der zu den falschen Messergebnissen an den Reaktoren geführt haben soll. Die Atomanlage soll zudem mit einer gigantischen Plane abgedeckt und später mit einer robusten Stahlbetonhülle versehen werden. Die Strahlenwete sind bis zu 10.000fach überhöht und die Regierung warnt vor verseuchtem Trinkwasser. Die Städte wurden dazu verpflichtet, dass ihre Wasseraufbereitungsanlagen kein Regenwasser mehr verwenden sollen und die Becken mit Planen bedeckt werden. Der Energiekonzern Tepco steht trotz Notkrediten der Banken von 17 Milliarden US-Dollar mittlerweile vor der Pleite und soll nach Medienberichten verstaatlicht werden.
Es wurde in der Zwischenzeit bekannt, dass den Arbeitern hunderte Geigerzähler fehlten und sie unzureichend mit Proviant versorgt sind. Die Versorgung mit Nahrungsmitteln und Trinkwasser soll verbessert werden. Die Arbeiter kämpfen einen aussichtslosen Kampf und manche von ihnen rechnen sogar damit nicht mehr lange zu leben auf Grund der hohen radioaktiven Strahlung:
Die japanische Autoindustrie liegt wegen der Atomkrise am Boden und der weltweite Marktführer Toyota hat seinen Gewinn für das Jahr 2011 um 80 Prozent nach unten revidiert. Zugleich werden die Auto-Preise auf dem US-Markt um 1,2 bis 2,2 Prozent erhöht. Die Preisanhebungen sollen der Krise entgegenwirken und einen Milliardenverlust verhindern.
08.04.2011
Ein Nachbeben der Stärke 7,4 hat am gestrigen Tag das Land erschüttert. Das Epizentrum befand sich rund 40 Kilometer von der Präfektur Miyagi entfernt. Das AKW Fukushima erlitt keine weiteren Schäden. Jedoch wurde im Kernkraftwerk Oganawa ein Leck in allen drei Reaktoren festgestellt. Laut dem TV-Sender NKH waren bis zu 3,8 Liter Wasser aus den Abklingbecken entwichen. Der Energiekonzern stellte eine leichte Radioaktivität in dem Reaktorgebäude fest.
Die Arbeiten am Unglücks-AKW Fukushima I werden langsam erfolgreich. In Reaktorblock 1 wurde Stickstoff eingelassen um eine Explosion zu verhindern. Ein Leck in Reaktor 2 konnte durch Flüssigkunststoff geschlossen werden und so ein weiteres Auslaufen von radioaktiv verseuchtem Wasser verhindern. Die Regierung diskutiert mit Experten über eine Ausweitung der Sperrzone. Tepco hat entschieden radioaktives Wasser ins Meer zu leiten aber dies würde laut Experten die Fische die Unterwasserwelt verseuchen. Die Fischer haben bereits mit Protest reagiert und meiden die Fischgründe rund um Fukushima.
Chronik II
22.04.2011
Die japanische Regierung hat die verbliebenen Bewohner rund Fukushima aufgefordert, die Wohnungen und Häuser wegen der hohen Strahlung zu verlassen. Die rund 10.500 Einwohner haben ein Ultimatum bis Ende Mai gesetzt bekommen. Es wurden Grenzwerte für Schulen und Spielplätze festgelegt.
Der Grenzwert liegt bei 3,8 Mikrosievert pro Stunde und sind es weniger, so dürfen Schulen und Spielplätze genutzt werden. Im Rahmen des geplanten Wiederaufbaus wurde ein Sonderhaushalt von 33 Milliarden US-Dollar beschlossen. Das Geld soll zur Beseitigung der Trümmer, Behebung von Schäden und Übergangswohnungen eingesetzt werden. Der wirtschaftliche Schaden Japans liegt nach Schätzungen bei 200 bis 300 Milliarden US-Dollar.
Bildquelle:
Bundesamt für Bevölkerungsschutz
(Wie bereite ich mich auf eine Katastrophe vor?)
Volker Bänisch / pixelio.de
(Geister in Fukushima nach Tsunami)