Da unten im Keller ist nichts! Oder vielleicht doch?

Den Reigen der Schauerlichkeiten eröffnet mit David H. Keller ein selbst dem geneigten Horrorfan wohl unbekannter Autor. "Da unten ist nichts" handelt von dem jungen Tommy Tucker, der ein ganz normaler kleiner Junge ist – abgesehen von seiner panischen Angst vor dem Keller. Schließlich suchen seine Eltern einen Arzt auf, der ihnen rät, den Jungen eine Stunde lang in den Keller zu sperren, um ihn von seiner unsinnigen Angst zu "heilen".

Auch wenn man der Geschichte ihr Alter – sie wurden in den 1950er Jahren geschrieben – anmerkt, weiß sie fast vollends zu überzeugen. Der prägnante, kühle Stil fungiert als Konterpart zur schrecklichen Angst des Jungen vor dem Keller und verstärkt die Wirkung der Geschichte somit noch. Einzig der Schluss erweist sich als wenig überraschend.

Da unten ist nichts ... wirklich nicht ... (Bild: http://pixabay.com)

Manche Leser dürften sich am grausamen Ratschlag des Arztes stoßen. Hierbei gilt jedoch zu bedenken, dass "heilsame Schockmethoden" noch vor wenigen Jahrzehnten gang und gäbe waren. So wurden etwa Patienten in Nervenheilanstalten "erschreckt" oder mit kaltem Wasser überschüttet, um sie zu kurieren.

Handtaschen aus Menschenhaut

Weitaus bekannter ist der amerikanische Autor F. Paul Wilson, der sich nicht nur im Horrorgenre einen Namen schuf, sondern auch im Thriller- sowie Science-Fiction-Genre reüssierte.

In "Zart wie Babyhaut" sind nicht Krokodilleder-Handtaschen der letzte Schrei, sondern solche, die aus Babyhaut hergestellt werden. Leider fällt gerade diese Geschichte eines routinierten Autors gegenüber den anderen ziemlich ab. Weder ist die Plot-Idee sonderlich innovativ, noch wird sie ansprechend umgesetzt, sondern erschöpft sich lediglich in moralischen Fragen.

Wahnsinnige Nekromanten

Im Mittelpunkt dieser längeren Erzählung von C. A. Smith, eines Zeitgenossen und Bekannten H. P. Lovecrafts, stehen zwei Nekromanten, die in einer fiktiven Welt Tote beschwören, um sie als Sklaven zu halten.

Smiths Geschichte kommt im Gewande einer makabren Sage daher und fesselt den Leser von Beginn weg mit ihrer verschnörkelten, nichtsdestotrotz präzisen Sprache, sowie natürlich dem schauerlichen Plot.

Reinhard Kuhnert trägt diesen Text mit einer Inbrunst vor, die unweigerlich in den Bann zieht. Allerdings verlangt "Necropolis - Das Reich der Toten" die ungeteilte Aufmerksamkeit des Zuhörers, um sich im Dickicht der Namen und Orte nicht zu verirren.

Von wegen "langweiligste Frau der Welt"!

Mit Christopher Fowler folgt ein zeitgenössischer Autor, der sein Talent für ironische, in den bitteren Alltag eingesponnene Geschichten oftmals bewiesen hat.

In "die langweiligste Frau der Welt" beklagt die Ich-Erzählerin ihren öden Alltag als Hausfrau mit "zwei Kindern, einem Mann und einem Hund". Allerdings steckt weitaus mehr unter der Oberfläche einer ganz normalen Frau, als es zunächst den Anschein hat …

Fowlers musikalisch subtil unterstrichene Lebensgeschichte einer frustrierten Hausfrau setzt auf keine spektakulären Handlungen oder Absichten und erzielt gerade dadurch ihre unmittelbare Wirkung. Denn wer kennt es nicht, dieses Gefühl, von niemandem verstanden zu werden und einfach mal, nur so als Gedankenspiel, böse Dinge zu tun?

Die deutsche Synchronstimme von Catherine Zeta-Jones, Arianne Borbach, trägt den Text mit viel Freude am Spiel vor, etwa, wenn sie längere Sprechpausen einlegt, bestimmte Wörter seufzt, mal verhalten, dann wieder wie in Rage versetzt spricht.

Grau(sam)e Madonna

Den Schlusspunkt setzt Graham Masterton mit einer für seine Verhältnisse überraschend subtilen Erzählung.

Der amerikanische Tourist Dean Wallace kehrt nach Brügge zurück, wo seine Frau Karen ermordet worden war. Angeblich war sie zuletzt bei einem heftigen Streit mit einer in Grau gekleideten Nonne von einem Kutscher gesehen worden. Dean gelingt es, den Kutscher auszuforschen und mit ihm offen zu sprechen. Doch was dieser ihm erzählt, scheint überhaupt keinen Sinn zu ergeben: Statuen, die Sünder bestrafen, passen nicht ins Weltbild des rationalistischen Tierarztes. Jedenfalls so lange nicht, bis er der mysteriösen grauen Nonne persönlich begegnet …

Madonna-Statue

Madonna-Statue (Bild: http://pixabay.com)

"Die graue Madonna" macht es dem Leser nicht einfach. Anders als viele Horrorgeschichten, die sich lediglich um Vampire oder Geister drehen, nimmt sie sich bewusst eines schwierigen Themas an, nämlich Abtreibung. Ein solcher Text muss und wird geteilte Reaktionen hervorrufen. Nur kalt lassen wird sie bestimmt keinen Zuhörer.

Necrophobia: Durchwegs gelungen

Irgendwelche Abnutzungserscheinungen, wie dies bei Fortsetzungen oft der Fall ist, lassen sich beim dritten Teil der "Necrophobia"-Reihe nicht erkennen. Wieder wurde auf eine breit gefächerte Geschichtenauswahl Wert gelegt und wunderbare Sprecher engagiert.

Vor den Vorhang bitten muss man die musikalische Untermalung, die sich absolut perfekt in die jeweiligen Geschichten integriert, ohne je aufdringlich zu wirken oder gar abzulenken.

Möchte man überhaupt einen winzigen Kritikpunkt finden, dann vielleicht jenen, dass es im Gegensatz zu Teil 1 und 2 keine aus der Masse an guten Texten gesondert herausragende Geschichte gibt.

"Necrophobia 3" wird Grusel- und Horrorfreunde begeistern und macht geradezu süchtig nach mehr. Ein Hunger, der hoffentlich mit einem vierten Teil gestillt werden wird.

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