Cover Hörbuch "Necrophobia: Die besten Horrorgeschichten der Welt" Wieder hat das innovative Hörbuch-Label LPL Records von Lars Peter Lueg nach den besten Horrorgeschichten der Welt gesucht und präsentiert das Ergebnis in Form der "Necrophobia"-Reihe. Das simple, aber effektive Erfolgsrezept: Bekannte Sprecher vertonen Gänsehaut erzeugende Geschichten!

Nach dem überzeugenden ersten Teil von "Necrophobia" werden fünf Kurzgeschichten nachgelegt, die sich vor dem ersten Teil keineswegs zu verstecken brauchen.

Im Gegenteil: Einige der ungekürzt gelesenen Texte sind qualitativ sogar noch höher anzusiedeln als jene des Vorgängers! Doch der Reihe nach.

Klassische und moderne Horrorgeschichten

Eine Stimme in der Nacht auf Hoher See

Den Auftakt liefert der mit nur 40 Jahren im Ersten Weltkrieg gefallene Brite William Hope Hodgson. In seiner Kurzgeschichte "Die Stimme der Nacht" widmet er sich einem Matrosen auf Hoher See, der eine seltsame Begegnung mit einem Unbekannten in einem Ruderboot hat. Der Fremde bittet um etwas Nahrung für sich und seine Frau, nachdem sie auf einer nahe gelegenen Insel Schiffbruch erlitten hätten und über keinerlei Lebensmittel mehr verfügten. Zwar kommt der Matrose der Bitte nach, wundert sich aber darüber, dass der Mann nicht an Bord kommen möchte und seine Gestalt unter einem Tuch verbirgt. Nur zögerlich rückt der Unbekannte mit einer ganz und gar schauderhaften Geschichte heraus, die ihn und seine Frau zu einer menschenunwürdigen Existenz fern der Zivilisation zwinge...

William Hodgson hatte lange Jahre als Matrose gedient und schöpfte aus dieser reichen Erfahrungsquelle Stoff für seine Geschichten. "Die Stimme der Nacht" ist ein sehr exemplarischer Text seines Könnens und seiner Stärken: Der Horror verbirgt sich hinter dem zunächst Unscheinbaren und sorgt auf diese Weise für ungleich höhere Intensität, als die meisten Splatter-Einlagen. Insbesondere berührt das Schicksal des Schiffsbrüchigen, dem es nicht gestattet ist, sich in die menschliche Gesellschaft zu reintegrieren.

 

Clive Barkers größter Fan!

Wesentlich moderner geht es in Kim Newmans Anthologiebeitrag "Der Mann, der Clive Barker sammelte" zu. Eine junge Frau interviewt einen geradezu fanatischen Sammler von Erst- und Einzelausgaben. Aber hinter ihrem Interesse steckt mehr, als nur Stoff für einen launigen Zeitungsartikel. Denn "Der Mann, der Clive Barker sammelte" trägt offenbar ein dunkles Geheimnis mit sich herum, das sie auflösen möchte.

Mittlerweile gehört der ehemalige Journalist Kim Newman zu den bekanntesten Genreautoren Großbritanniens. Er versteht sich nicht nur auf klassische Gruselkost oder harten Splatter, sondern auch auf ätzende Ironie, wie diese Geschichte eindrucksvoll belegt. Der kurze Text rechnet vor allem mit durchgeknallten Fans ab - ob sich wohl der eine oder andere Leser in den augenzwinkernden Beschreibungen des Wahnsinns selbst wiederfindet?

 

Lebendig begraben

Auch ein österreichischer Beitrag beehrt "Necrophobia: Die besten Horrorgeschichten der Welt". Vom gebürtigen Innsbrucker Paul Busson stammt die kurz betitelte Geschichte "Rettungslos", die sich einem der ältesten Motive der Schauerliteratur widmet: Der Angst vor dem Begrabenwerden bei lebendigem Leibe! In diesem Fall wacht der bedauernswerte Erzähler auf seiner eigenen Beerdigung auf, vermag dies aber nicht mitzuteilen. Denn sein Körper ist buchstäblich wie gelähmt...

Der 1924 in Wien verstorbene Journalist und Schriftsteller liefert einen kurzen, aber knackigen Text ab, der selbst nach weit über 100 Jahren noch unter die Haut geht und sich vor den weitaus berühmteren Elaboraten eines Edgar Allen Poe zu diesem Thema nicht zu verstecken braucht.

 

Außenseiter Lovecraft

Zu Lebzeiten fast völlig ignoriert, erfuhr ein gewisser H. P. Lovecraft erst nach seinem Tode den gebührenden Respekt für sein höchst interessantes literarisches Schaffen. Es verwundert deshalb nicht, auch auf diesem Hörbuch mit einer seiner Geschichten beehrt zu werden. In geradezu hypnotischen Worten schildert der namenlose Erzähler seine Verwirrung: Wer er ist, weiß er nicht. Nur, dass er in einem abgeschiedenen Turm aufwuchs ist ihm noch erinnerlich. In seiner Angst und Einsamkeit beschließt er, sich nach anderen Menschen umzusehen - mit unvorhergesehenen Folgen...

In diese Kurzgeschichte könnte man vortrefflich gar vieles hineininterpretieren. Schließlich betrachtete sich Lovecraft selbst als Außenseiter und war von seiner Mutter und seinen Tanten jahrelang betulich von den verderblichen Einflüssen der Außenwelt abgeschirmt worden. Konzentriert man sich aber rein auf den Text selbst, erhält man melancholische Einblicke in das Gefühlsleben eines Erzählers mit tragischer Biographie. Freilich muss man hierfür den ganz speziellen Stil eines H. P. Lovecraft zu schätzen wissen, um die Geschichte entsprechend genießen zu können.

 

Summertime Blues

Den "Summertime" Blues erlebt der Ich-Erzähler in S. P. Somtow Geschichte auf makabre Weise. Schließlich fährt der junge Mann mit seinem psychisch schwer gestörten Vater quer durchs Land, um sich als "Menschenfischer" zu betätigen. Das heißt, sie bringen unzüchtige Frauen in ihre Gewalt und foltern sie zu Tode, um deren sündige Seelen zu retten. Zwar steigen im Erzähler mitunter Zweifel an ihrer Mission auf. Doch sein charismatischer Vater weiß diese zu zerstreuen. Bis zu jenem schicksalhaften Tag, an dem sie einem Lockvogel der Polizei in die Falle gehen und plötzlich selbst zu Gejagten werden...

In seiner Heimat Thailand ist S. P. Somtow ein nicht unumstrittener Starkünstler. Es ist nicht schwer zu verstehen weshalb. Seine Geschichte "Summertime" kommt wie ein oberflächlicher Splatter á la "Hostel" daher, birgt aber ein fesselndes Familiendrama in sich, das erst allmählich aufgedröselt wird und eine überraschende Pointe in sich trägt. Dabei spart Somtow nicht mit allerlei Ironie und makabrem Humor, etwa indem er das Vater-Sohn-Gespann mit Großmutters Leiche im Kofferraum reisen lässt. Selten zuvor vereinte eine Horrorgeschichte dermaßen konsequent und stimmig das Serienkillermotiv mit ernsthaften Untertönen und Humor.

 

Die besten Sprecher für die besten Horrorgeschichten

Vertont werden die Geschichten von den bekannten Synchronsprechern David Nathan (unter anderem die deutsche Stimme von Johnny Depp und Leonardo DiCaprio) sowie Torsten Michaelis (unter anderem Wesley Snipes und Sean Bean), die mit hörbarem Elan und Eifer die Texte wunderbar eingängig vortragen.

Für Horrorfans stellt "Necrophobia: Die besten Horrorgeschichten der Welt" eine unbedingt zu empfehlende Reihe mit allerlei feinsten Genrestücken dar, die in keiner Sammlung fehlen sollte.

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