Noel H Field - ein erfundener Spion
Noel H Field war die "graue Eminenz" in den stalinistischen Schauprozessen der 1940er und 1950er Jahre. Wer mit ihm Kontakt hatte, riskierte sein Leben.Immer noch eine geheimnisvolle Biographie
Er war auf allen stalinistischen Schauprozessen Ende der 40er, Anfang der 50er Jahre präsent - allerdings nur als "graue Eminenz". Eine Bekanntschaft mit ihm oder Kontakte konnten zur Verurteilung führen, sogar zur Hinrichtung. Field hat gegen seinen Willen Weltpolitik gemacht und wurde für beide Seiten des kalten Krieges zur Schablone.
Als 1949 der kalte Krieg Fahrt aufnahm und es im Osten zur Auseinandersetzung zwischen Stalin und Tito kam, begann die Folge der unheimlichen Schauprozesse in Osteuropa.
Den Beginn machte Ungarn, am bekanntesten wurden jedoch die unheimlichen Slansky-Prozesse in Prag. Auch Ostdeutschland machte mit, hier wurden jedoch in den Prozessen keine Todesurteile ausgesprochen. Im Rahmen dieser Hysterie wurde nach westlichen Spionen gesucht, nach "Titóisten", nach stalinkritischen Kommunisten usw., warum mußte aber er, Field, als Unperson dafür herhalten?
Bewundernswert, wie er mit seinem Schicksal - schwere Gefängnishaft 1949 - 1955 - umging. Als Anhänger des Kommunismus sah er seine eigene Verurteilung als unbedeutenden Fehler des Systems. Er lebte bis zu seinem Tode 1970 in Ungarn, dem Land, in dem er so ungerecht behandelt wurde.
Wer war der Mann, der schuldlos in diese Schurkenrolle geriet? Field, Amerikaner, aus einer Quäkerfamilie, wuchs in Zürich auf. Eigentlich sollte er eine Karriere im diplomatischen Dienst der USA starten, 1935 nahm er jedoch eine Stelle beim Völkerbund in Genf an. Ab 1941 war er in Südfrankreich für die Hilfsorganisation USC tätig. Dort bekam er Kontakt zu Flüchtlingen aus ganz Europa, darunter auch vielen Kommunisten.
Aus diesen Kontakten ergab sich später der Vorwurf einer Spionagetätigkeit für die USA. Offensichtlich eigneten sich die in der Illegalität entstandenen Netzwerke dazu, hier einen Spionagering zu konstruieren, der propagandistische Funktionen der Osteuropäischen Regimes erfüllen sollte. Ursachen der Schauprozesse im Osten waren zumeist innerparteiliche Auseinandersetzungen in den kommunistischen Parteien dieser Länder, Machinteressen der UdSSR in diesen Ländern, eventuell antisemitische Motive und der Wille, die Prozesse für den kalten Krieg zu nutzen. Die Kontakte zu Field waren der gemeinsamme Faden, der zum Schicksal der Opfer führte : meist Kommunisten in der Westemigration, viele davon Juden.
Jüngere Forschungen belegen, dass es keine Belege für eine geheimdienstliche Tätigkeit Fields für die USA gibt. Auch die Anklagen gegen seine "Komplizen" wurden nach 1956 fallengelassen. In vielen Fällen brachte das nicht mehr viel, wurden doch die Hauptangeklagten der Prozesse in Ungarn (1949) und in der Tschechoslowakei (1952) mehrheitlich hingerichtet. Anders in der DDR : dort gab es zwar nicht DEN großen Schauprozess, aber viele "kleine" Verurteilungen. Die Opfer der Kampagne in der DDR wurden meist stillschweigend rehabilitiert.
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