Wie heuchlerisch und zynisch muss man eigentlich sein, um aus einer Tragödie wie dem von Anders Breivik in Norwegen angerichteten Massaker politisches Kleingeld schlagen zu wollen?

Nun, ein ausschweifender Blick auf die Medienlandschaft und politische Kommentare zeigt: Sehr zynisch! Wie bei jedem derartigen Vorfall wird eine Verschärfung des Waffenrechts gefordert. Ganz so, als könnte man bislang im Supermarkt neben Milch und Brot auch eine Uzi kaufen. Das Endziel: Entwaffnung des Bürgers. Es ist kein Zufall, dass autoritäre Regime stets danach trachten, seine Untertanen zu entwaffnen. Schließlich sei den Bürgern grundsätzlich nicht zu trauen, wohingegen staatliche Autoritäten selbstverständlich vollstes Vertrauen genießen sollten. Im Gegenteil könnte man argumentieren, dass derartige Massaker, wie auch etwa jenes in Fort Hood 2009, in der Anzahl der Toten verringert werden könnten, wenn die Opfer potenzielle Waffenträger wären. Denn: Verbrecher scheren sich nicht um Gesetze, Legalität oder Illegalität. Auch hier gilt, dass der Ehrliche stets der Dumme ist.

 

Widerwärtiger aber noch als derlei Versuche, vor dem Hintergrund einer solchen Tragödie rasch ein paar Gesetze durchzuboxen, die die "Rechte" des Bürgers weiter einschränken, sind aber die heuchlerischen Betroffenheitsreden. Ähnlich 9/11 vor wenigen Jahren in den USA, kommt derzeit praktisch keine politisch relevante Rede in Westeuropa an diesem Thema vorbei. Und der Tenor ist klar: Kampf gegen "rechts" - wobei die Linke (und solche, die sich dafür halten) natürlich die Deutungshoheit über diesen Begriff hält.

Mitschuld an dem Massaker trügen die Brandreden und Verhetzungen der "Rechten und Rechtspopulisten" wie Geert Wilders oder H.C. Strache. Während bei jedem islamisch geprägten Anschlag sofot darauf hingewiesen wird, dass es sich um die bedauerliche Tat eines verwirrten Einzeltäters handle und man sich hüten müsse, darob sämtliche Moslems für die Tat mitverantwortlich zu machen (der Artikelautor stimmt dem vorbehaltlos zu), sehen die Linken in dem Norwegen-Massaker ganz klare Mitschuld der "Rechten". Erst ihr "Hass" hätte den Boden für die Bluttat aufbereitet.

Dabei speiste sich Anders Breivik wirre Weltsicht aus zahlreichen Quellen, angefangen von des "Rechtspopulismus" eher unverdächtigen Philosophen, über den Una-Bomber Ted Kaczynski bis hin zum englischen König Richard Löwenherz, der seine Islamkritik mit dem Schwert vortrug.

Nun sollte es nicht verwundern, wenn Linke die Mitschuld an einem solchen Attentat in den Worten und Schriften von Menschen gegenteiliger Ansicht suchen und zu finden glauben. Im linken Weltbild ist der Mensch grundsätzlich kein einzigartiges Individuum, sondern kann (und muss) von der Gesellschaft geformt werden. Freie Entscheidungen scheinen ausgeschlossen. Konsumenten etwa werden per se als Oper der bösen Wirtschaftstreibenden gesehen; Emanzipation der Frau wird nur dann mit positiven Werten versehen, wenn sie ins linke Weltbild passt: Die Frau hat arbeiten zu gehen und ihre Kinder in staatliche Obhut zu geben. Emanzipierte Hausfrauen sind demnach Opfer rechtskonservativer Gehirnwäsche und müssen notfalls mit Zwang befreit werden; Islamisten sprengen sich und andere nur deshalb in die Luft, weil sie vom menschenverachtenden Kapitalismus quasi dazu gezwungen werden.

Konsequenterweise ist die Vorstellung, ein Soziopath könnte aus freiem Willen heraus eine derart abscheuliche Tat vollführen, undenkbar.

So schreibt etwa der öst. Autor Robert Misik in seinem Blog:

Solche Einzeltäter kommen nicht aus dem Nichts. Solcherart Einzeltäter gedeihen in einem politischen Diskursfeld. Dieser "Einzeltäter" vertritt Posititionen, wie sie von Autoren wie Andreas Unterberger, Udo Ulfkotte verbreitet werden, von Politikern wie Wilders oder HC Strache, von politischen Blogs wie "Politically Incorrect". Zugegeben, noch eine Prise wirrer, aber nicht sehr viel wirrer.

Und weiter:

[...] der schlimmste Terrorakt im Westen in diesem Jahrzehnt geht auf das Konto konservativer christlicher Moslemhasser.

Was natürlich nur dann stimmt, wenn man die Anschläge 2004 in Madrid oder jene 2005 in London ausblendet, für die wohl wiederum wir bösen, weißen Hass-Männer verantwortlich sein dürften.

 

Daraus lässt sich der Schluss ziehen, dass Meinungsfreiheit dort ihre Grenzen hat, wo ihre Linien von Linken gezogen werden. Aus dieser überlegenen moralischen Position heraus ist jegliche Kritik oder abweichende Meinung selbstverständlich "menschenverachtend" oder "stachelt zum Hass" auf. Der vielbeschworene Dialog lässt sich aber nicht führen, indem der eine redet und der andere die Klappe zu halten hat. Vielmehr erstaunt es, wie wenig Sachlichkeit die Linke gegenüber dem politischen Gegner zu bieten hat. Oder können Sie sich an ausgefeilte Gegenargumente zu Sarrazins Thesen erinnern? Anstatt ihn mit Sachlichkeit zu besiegen, wurde und wird er mit der Nazi-Keule niedergeknüppelt oder als Rassist beschimpft.

Das ist natürlich auch eine Methode, missliebige Personen ins rechte Eck zu drängen. Stolz sollte man darauf aber eigentlich nicht sein. 

 

(Leider notwendige) Anmerkung: Der Artikelautor steht keiner Partei nahe und ist ebenso wenig "rechts" wie "links" situiert

Autor seit 13 Jahren
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