Offener Brief an die Erde
Seit etwa zwei Millionen Jahren bevölkert die Gattung Homo den Planeten Erde. Zeit, mal ein wenig Bilanz zu ziehen und sich zu entschuldigen.Liebe Erde...
Es tut uns leid. Wir leben auf dir seit gut zwei Millionen Jahren und naja, wie soll man sagen, aber: Wir kommen immer weniger mit deinen Naturgesetzen klar. Wir missachten sie, gehen darüber hinweg, bedienen uns bei dir, ohne uns die Konsequenzen unseren Handelns vor Augen zu führen. Am Ende sind es ja wir selbst, denen wir am meisten schaden, wenn wir dich zumüllen und deine Atmosphäre, denn leider ist ja auch der Weltraum um dich herum schon zugemüllt.. von uns und niemand anderem.
Ja, wir wollen dich erforschen und deine Umgebung. Und wir denken, wir sind schon weit gekommen. Sind wir aber nicht. Angesichts der unendlichen Weiten des großen Alls stehen wir immer noch relativ hilflos auf dir und schauen nach oben und kapieren so gut wie gar nichts davon, wie das alles zusammenhängt. Naja, gar nichts ist etwas übertrieben, schließlich waren wir ja schon auf dem Mond und haben Geräte auf den Mars geschickt. Ganz schön toll und mutig, was?
Wir sind halt unglaublich neugierig, wie es 'da oben' zugeht und fragen uns, ob es da irgendwo noch so etwas wie uns gibt. Jaa, du hast recht, wir sollten uns wohl lieber um die Probleme hier vor Ort kümmern und um das, was wir dir jeden Tag so antun.
Die Erde und eine totale Sonnenfinsternis aus dem Weltall betrachtet (Bild: Roger Ressmeyer)
Wir Menschen..
Wir sind ziemlich viele geworden in den letzten Jahrtausenden. Ja, das ging fast wie von alleine.. Es schien ja auch immer so, als sollte das so sein. Jetzt bekommen wir so langsam Probleme, wird überall zu voll. Und das mögen wir ja nicht.. wenn wir uns zu eng auf die Pelle rücken müssen.
Apropos Pelle.. wer hat sich das eigentlich ausgedacht, dass wir kein Fell mehr haben dürfen? Vieles wäre damit einfacher.. schließlich ist es in vielen deiner Klimazonen einfach zu kalt ohne Fell.. Und deswegen müssen wir Kleidung herstellen, das kostet dich wieder Ressourcen und wir produzieren Müll.. Ganz am Anfang haben wir uns die Kleider ja einfach von den Tieren geholt, nicht wahr, du erinnerst dich? Ja, das waren sowieso noch ulkige Zeiten.. Wir haben uns den lieben langen Tag eigentlich nur mit der Nahrungsbeschaffung beschäftigt und uns vor dem Wetter geschützt.. deswegen ja das Fell der toten Tiere. Sonst hatten wir ja nichts.. also keine Computer, Autos, Fernseher, hmm.. Restaurants, Friseur-Salons, Nagelstudios, Muckibuden, Schulen, Kindergärten, Krankenhäuser. Ach wir hatten gar nichts.. dafür sind wir auch recht früh gestorben.
Du musst also verstehen, dass wir uns schon eine Menge einfallen lassen mussten, um mit deinen Verhältnissen klar zu kommen. Besonders die Krankheiten, die einen bei dir einfach so anfliegen, die müssen wir bis heute in den Griff bekommen. Aber ja, das bisschen Gefahr und Unwirtlichkeit auf dir wiegt natürlich unseren übertriebenen Konsum nicht auf..
Der Mensch als Mängelwesen
Irgendwer hat mal gesagt, der Mensch wär ein Mängelwesen und würde so eigentlich gar nicht auf die Welt, die Erde, dich, passen.. Er hatte recht, ich glaub er hieß Arnold Gehlen. Er hat herausgefunden, dass wir die einzige Gattung auf der Erde (dir) sind, die so gar nicht dafür ausgerüstet ist, auf ihr klar zu kommen..
Jedes Tier kommt gut mit dir zurecht.. es frisst halt auch meist andere Tiere.. gut, dass machen wir auch, aber nicht alle.. Aber jedes Tier kann ganz wunderbar in der freien Natur/Wildbahn zumindest eine Weile einfach so überleben. Wir mussten uns dafür immer schon gehörig anstrengen. Heute könnten das die wenigsten von uns. Dafür gibt es aber extra Fernsehsendungen, in denen die Menschen, die das gelernt haben, den anderen demonstrieren, wie man das macht. Wir finden sowas total spannend und nennen das Survival-Training, cool was?
Also wie du siehst, benötigen wir sehr viel Wissen, um alleine in der Natur ohne all die technischen Mittel zu überleben. Aber was erzähle ich da? Es gibt ja noch genug Völker auf der Erde, die noch genauso leben wie der Mensch zu Urzeiten. Ja und diese Völker schaden dir auch nicht. Aber diese Völker leben halt tagein tagaus nur für die Nahrungsbeschaffung und um sich gegen das Wetter um dich herum zu schützen. Ehrlich, das ist den meisten von uns zu langweilig. Wir brauchen doch Kultur!
Das Rad brachte den Stein ins Rollen..
Wie fing das eigentlich alles an, mit der Zivilisation, die dir eigentlich mehr schadet, als nützt? Ich glaub, es war das Rad, das den Stein ins Rollen brachte. Falsch, umgekehrt, wahrscheinlich war es ein rollender Stein, der zum Rad führte. Ein rolling stone also..
Daraus ist ne Menge Zeug entstanden, die Kutsche, das Fahrrad, die Eisenbahn und das Auto, dann das Flugzug mit kleinen Rädchen nur zum Landen und Starten. Ja seitdem können wir uns wunderbar von einem deiner Enden zu den anderen bewegen. Inzwischen wissen wir ja, dass es bei dir keine Enden gibt, sondern dass du kugelrund bist..
Ja mit dem Rad wurde der Stein ins Rollen gebracht für die Zivilisation und den technischen Fortschritt und die Industriealisierung und die Umweltverschmutzung. Es tut uns leid, das hat niemand von uns so geplant! Wir wollten es uns nur gemütlicher auf dir machen, wir wollten schneller zu anderen Menschen gelangen und wir wollten uns helfen mit deinen Witterungsverhältnissen besser klar zu kommen und wir wollten Krankheiten besiegen. Eine Menge Krankheiten haben wir ja auch in den Griff bekommen, aber es kommen halt auch neue hinzu, manche bleiben einfach. Sterben tun wir alle noch genauso wie vor Urzeiten, nur halt viel später. Ob das so ein großer Vorteil ist, wissen wir eigentlich nicht so genau. Apropos Krankheiten und Sterben, kennst du den Planeten-Witz?
Treffen sich zwei Planeten..
Treffen sich zwei Planeten. Fragt der eine: "Na, lange nicht mehr gesehen. Du schaust ja gar nicht gut aus, stimmt was nicht?", antwortet der andere: "Frag nicht. Ich hab Homo Sapiens." "Ach, das kenn ich. Mach dir keine Gedanken, das geht vorüber.."
Könnte sein, dass das stimmt, liebe Erde. Wenn wir so weiter machen, steht es schlecht um uns. Und du kannst natürlich weiter existieren, sehr gut natürlich ohne uns. Was macht dir schon das Schmelzen der Polkappen aus? Du veränderst dich einfach immer mal wieder so im Laufe der Jahrmillionen.. Womöglich siehst du uns wirklich als Parasitenbefall.. Verdenken könnt man es Dir ja nicht..
Entschuldigung liebe Erde..
..wir geloben Besserung. Es sieht ehrlich gesagt, ziemlich beschissen für uns aus, auf dir. Und daran sind wir selber schuld. Wir haben uns zu lange nur bei dir bedient. Jetzt verstehen wir immer mehr, dass wir selber dafür sorgen müssen, dass deine Quellen nicht versiegen. Wir haben ja schon einige gute Ansätze gestartet. Aber wir stellen uns oft auch saudoof an. Aktuell haben wir hier zumindest das Problem mit den Energiesparlampen. Wir wollten damit eigentlich Strom sparen und dadurch deine Ressourcen schonen.. Zu spät haben wir aber gemerkt, dass das in den Lampen enthaltene Quecksilber für uns einerseits eine tickende Zeitbombe in jedem Haushalt ist und zum anderen die Entsorgung höchst problematisch ist. Solche Schnellschüsse machen wir ständig. Das liegt auch daran, dass wir uns nie leicht einig werden können. Zu viele denken auch gar nicht an dein und unser aller Wohl, sondern nur an das eigene.
Aber wir geben nicht auf, immer mehr von uns passen jetzt darauf auf, dass wir dir nicht immer weiter schaden und uns in den eigenen Untergang manövrieren. Leider haben wir sehr spät damit angefangen, hoffentlich nicht zu spät.
Irgendwo stand mal geschrieben, der Mensch solle sich die Erde untertan machen.. Immer mehr sehen wir, dass das keinen Sinn macht. Wir sind gar nicht in der Lage uns über dich zu stellen, liebe Erde, denn ohne dich sind wir nichts.
Herzlichst, Dein Mensch
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Bildquelle:
a.sansone
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