Sehenswürdigkeiten

In Ohrdruf erhebt sich rechts der Ohra das Schloss Ehrenstein. Der Renaissancebau entstand in der Zeit zwischen 1550 und 1590 und war die Residenz der Grafen von Gleichen. Von 1631 an gehörte das Schloss den Grafen und späteren Fürsten von Hohenlohe. Die verkauften es 1870 an das Herzogtum Sachsen-Gotha. Von 1957 bis 1972 war im Schloss eine Schule für die Kinder sowjetischer Offiziere eingerichtet. Eine "Interessengemeinschaft Schloss Ehrenstein" rettete danach das inzwischen marode Bauwerk vor dem geplanten Abriss und begann mit der Rekonstruktion. Diese wurden nach der Wende von 1989 fortgesetzt und 2013 vollendet. Heute gehört das Schloss Ehrenstein Stadt Ohrdruf. In ihm wurde ein Museum, die Stadtbibliothek und ein Archiv eingerichtet. Im Nordflügel befindet sich der neu entstandene Bürgersaal. Ende November 2013 brannten zwei Flügel des Schlosses ab. Feuer und Löschwasser zerstörten die Bibliothek und die musealen Sammlungen weitgehend. Archiv und Bürgersaal blieben erhalten. Der Bau soll wieder aufgebaut werden. Seit 1593 verbindet eine steinerne Gewölbebrücke über die Ohra das Schloss mit der Stadt links der Ohra.

Impressionen vom Schloss Ehrenstein

Schloss Ehrenstein (Bild: haros)

Die Kirche St. Michaelis war die evangelische Stadtkirche von Ohrdruf. Deren Anfänge reichen bis ins 8. Jahrhundert zurück. Sie wurde bei einem Luftangriff am 6. Februar 1945 weitgehend Turm zerstört. Heute ist von ihr nur noch ihr Turm erhalten. Er wurde nach der Wende bis 1999 wieder aufgebaut. Dabei erhielt er eine Aussichtsplattform und seinen Turmhelm zurück. Mit seinen 54 Metern ist er wieder das Wahrzeichen von Ohrdruf. Im Erdgeschoß des Michaelisturms wird an Bonifatius, an den Organisten Johann Christoph Bach und seinen Bruder Johann Sebastian Bach erinnert. Den Bachs ist auch ein Denkmal auf dem benachbarten Platz gesetzt worden.

Die Stadtmauer aus dem Jahr 1574 ist weitgehend erhalten und steht unter Denkmalschutz. Doch die Stadttore sind im 19. Jahrhundert beseitigt worden.

Von 1709 bis 1714 entstand die barocke Kirche St. Trinitatis in der südlichen Vorstadt. Sie ist seit der Zerstörung der Michaeliskirche im Februar 1945 die Hauptkirche der Stadt und wird häufig für Konzerte genutzt.

 

Michaelisturm (Bild: haros)

Die frühklassizistische Siechhofskirche mit Walmdach und einem Dachreiter von 1779 steht im Norden der Stadt. Im Innenraum gibt es eine dreiseitig umlaufende Empore unter dem Spiegelgewölbe. 1783 kam der Kanzelaltar aus dem 17. Jahrhundert in die Kirche. Er befand sich zuvor in der aufgehobenen Kapelle des Schlosses Ehrenstein.

 

Das heutige Rathaus ist nach einem Großbrand im Jahre 1808 erbaut worden. Vorher stand hier ein prächtiges Renaissancerathaus von 1546. Von dem ist nur der Gewölbekeller erhalten. An der Südwestecke des Rathauses steht der "Eiserne Michael". Das ist eine "Nagelfigur" aus dem Ersten Weltkrieg. Von diesen damals weit verbreiteten Figuren gibt es nur noch wenige Exemplare.

Rathaus (Bild: haros)

Das Haus Mühlberg, es wird auch als "Burg Ohrdruf" bezeichnet, wurde zwischen 1933 und 1935 von Bodo Ebhardt, dem Gründer der Deutschen Burgenvereinigung, für den Ohrdrufer Bleifarbenfabrikanten Thilo Mühlberg erbaut. Es wird heute als Bildungsstätte genutzt.

Museen

Das Museum im Schloss Ehrenstein zeigte Fossilien aus dem Muschelkalkmeer, Zeugnisse der ersten Besiedlung Ohrdruf, eine Ausstellung zur Musikerfamilie Bach in Ohrdruf, Informationen zum Innungswesen in der Region und eine Ausstellung zur Spielwaren- und Puppenindustrie in der Region sowie die Geschichte des Ohrdrufer Truppenübungsplatzes. Bei dem Brand im Schloss von 2013 wurde das Museum weitgehend zerstört.

Zwischen Michaelisturm und Schloss befindet sich am linken Ufer der Ohra das technische Museum Alte Gerberei. Das erinnert an 400 Jahre Gerberhandwerk in der Stadt.

Im Süden der Stadt lohnt das technische Denkmal und Museum Tobiashammer einen Besuch. Der wurde um 1482 als Eisen-, Draht und Sichelhammer erbaut. Sensen, Sicheln, Pflugschare sowie Lanzen, Schwerter und Ritterausrüstungen wurden hier hergestellt. Nach 1500 wurden auch Gerätschaften aus Kupfer produziert, z.B. Waschkessel mit doppelt starkem Boden, Paukenkessel und Geräte für Brauereien. 1972 wurde die Produktion im Tobiashammer aufgegeben und die Anlage zu einem Museum. In dem sind fünf funktionstüchtige Fallhämmer, ein Walzwerk, ein Pochwerk und ein Schleifwerk und Glutöfen zu sehen. Diese Anlagen werden von 4 Wasserrädern angetrieben. Eine weitere Attraktion ist die 1985 stillgelegte Zwillings-Tandem-Reversier-Großdampfmaschine mit einer Gesamtmasse von 305 Tonnen und einer Leistung von 12.000 PS. Die stammt aus der Maxhütte Unterwellenborn. Und dann ist der Tobiashammer auch ein Ort der Kunst. Seit 1983 gibt es hier jährlich ein Schmiedesymposium. Die bei diesen Gelegenheiten entstandenen Skulpturen und Plastiken sind im Park des Tobiashammers zu besichtigen.

Impressionen vom Tobiashammer

Geschichte

Um die Zeit von Christi Geburt gab es nahe dem heutigen Schloss eine Siedlung der Hermunduren. Nach 530 n. Chr. entstand im Bereich des späteren Schlosses eine fränkische Wasserburg. Ab 723 begann Bonifatius mit der Gründung von St. Michael in Ohrdruf seine Mission in Thüringen.

1348 erhielt Ohrdruf die Stadtrechte. Von 1463 bis zur Reformation gab es ein Karmeliterkloster. 1599 verlegten die Grafen von Gleichen ihren Wohnsitz nach Ohrdruf in das neu erbaute Schloss Ehrenstein. Gleichzeitig wurde die Stadtmauer angelegt und ein Gymnasium eröffnet. 1631 starb das Geschlecht von Gleichen aus und ihr Besitz fiel an die Linie Neuenstein der Fürsten von Hohenlohe.

1611 und im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges überzog die Pest das Land und kostete über die Hälfte der Bevölkerung das Leben. Brände in den Jahren 1510, 1753 und 1808 vernichteten wertvolle Gebäude sowie Akten und Urkunden. 1808 brannten das Renaissance-Rathaus und die Fachwerkhäuser am Markt sowie die Michaeliskirche nieder.

1858 wurde im Zuge einer Verwaltungsreform im Herzogtum Gotha das Landratsamt Ohrdruf gegründet. Das bestand bis 1922. Bis 1918 gehörte Ohrdruf zum Herzogtum Sachsen-Gotha und von 1918 bis 1922 zum Freistaat Gotha.

Am 6 Februar 1945 kam es zu einem Bombenangriff auf die Stadt. 69 Einwohner starben und 31 Häuser sowie das Kirchenschiff der Stadtkirche St. Michael wurden total zerstört. Im April 1945 besetzten Truppen der US Army die Stadt. Anfang Juli 1945 rückten Truppen der Roten Armee in Ohrdruf ein. Ohrdruf wurde Teil der Sowjetischen Besatzungszone und 1949 der DDR. In der Garnison Ohrdruf waren etwa 30.000 sowjetische Soldaten stationiert.

Nach der politischen Wende von 1989 hat die Stadt sich positiv entwickelt. In einem Gewerbegebiet sind über 30 Firmen mit mehr als 3.000 Arbeitsplätzen tätig. Die Bausubstanz der Altstadt wurde saniert, das Schloss Ehrenstein rekonstruiert.

Literatur

  • Manfred Ständer: Ohrdruf - Ein Fotoalbum. Sutton-Verlag Erfurt 2007, ISBN 978-3-86680-183-7
  • Hartmut Ellrich: Ohrdruf und Umgebung. Sutton-Verlag Erfurt 2003; ISBN 978-3-89702-526-4
  • Manfred Ständer: Die Stadt Ohrdruf und die Gemeinden Crawinkel, Gräfenhain, Luisenthal und Wölfis. Geiger Verlag Horb am Neckar 1997; ISBN 3-89570-290-0
  • Peter Cramer: Das alte Ohrdruf in Bildern. Ohrdruf 1992.
Autor seit 11 Jahren
230 Seiten
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