Libertree

In meinem vorherigen Artikel habe ich über Diaspora und Friendica berichtet. Mit Libertree gibt es seit 2012 ein weiteres dezentrales Netzwerk.

Die Entstehung von Libertree ist der schleppenden Ausformung bei Diaspora zu verdanken. Auch wenn Diaspora inzwischen den Code an die Community weitergegeben hat und somit die Weiterentwicklung von den Nutzern vorangetrieben werden kann, so konnte dieses einst so Hochgelobte dezentrale Netzwerk zu keiner Zeit die Erwartungen erfüllen.

Zwei ehemalige Diaspora-Entwickler waren schlussendlich so frustriert, dass sie im Jahr 2012 ein neues Projekt entwickelt haben. Heraus kam Libertree. Obwohl es viele bereits bekannte Funktionen bietet, kann Libertree durchaus als neuartiges Netzwerk angesehen werden.

Video: Wie Libertree funktioniert

Libertree ist ein virtueller, kommunikativer Wald im Internet

Hier gibt es keine Pods oder Server, auch keine Aspekte oder Pinnwände. Bei Libertree entstehen Bäume, Wälder Seen und Flüsse.

Ein Baum (tree) steht sinnbildlich für den Server, auf dem der Nutzer angemeldet ist. Durch die Verknüpfung der separaten Bäume entsteht ein Wald (forest), der das gesamte Netzwerk symbolisiert. Bei neuen Kommentaren kann der User bezüglich der Sichtbarkeit derzeit nur zwischen Wald und Internet wählen. Eine entsprechende Einstellungsmöglichkeit auf einzelne Gruppen ist geplant und könnte somit ein Teil der Beta-Version werden. Allerdings können die Benutzer bereits in der momentanen Alpha-Version auswählen, ob sie die Beiträge des gesamten Waldes, oder nur die des genutzten Baumes lesen möchten.

Mit Stichworten (den sogenannten Hashtags), lassen sich Interessensgebiete auf einzelne Flüsse (River) aufteilen und verwalten. Wird ein Fluss beispielsweise #Politik benannt, so sammelt dieser alle Beiträge, die mit diesem Tag versehen wurden. Wer jedoch nichts über Wahlkampf lesen möchte, kann dies zusätzlich dem betreffenden River mit einem Minus davor, also -#Wahlkampf mitteilen. Dadurch werden alle diesbezüglichen Kommentare ausgeblendet.

Wie in jedem sozialen Netzwerk, verfassen auch die Nutzer auf Libertree Beiträge, die man sich merken möchte. Damit diese nicht verloren gehen, können sie in einem Pool gesammelt werden. Mit verschiedenen Sammelbecken lassen sich solche merkenswerten Statements problemlos sortieren und verwalten.

Selbstverständlich wird auch bei Libertree die Möglichkeit geboten, Kommentare zu mögen (liken), Bilder und Videos einzustellen oder anderen Anwendern eine private Nachricht zu schicken. Darüber hinaus kann man sich benachrichtigen lassen, wenn ein Thema beantwortet wurde. Des Weiteren verfügt Libertree über einen Webchat, der eine direkte Kommunikation mit einzelnen Nutzern erlaubt. Selbst wenn der gewählte Gesprächspartner gerade nicht anwesend ist, kann ein Chat begonnen werden. Sobald eine Antwort kommt, lässt sich der Chat fortsetzen. Hastig eingegebene Kommentare beinhalten schon einmal Tippfehler. Eine hilfreiche Lösung gewährt hier die Vorschaufunktion, in der Beiträge editiert und korrigiert werden können. Das Menü im Eingabefeld bietet zudem bequeme Formatierungsmöglichkeiten.

Eingabefeld bei LibertreeVorschau des Kommentarfeldes bei Libertree 

Derzeit gibt es von Libertree nur eine Alpha-Version. Wer Teil der virtuellen Waldbewohner sein möchte, benötigt eine Einladung, welche nur einzeln verschickt werden können. Dies dürfte sich sicherlich ändern, sobald eine Beta-Version gestartet wird. Um einen eigenen Baum zu pflanzen (also einen eigenständigen Server zu erstellen) hält man sich am besten an die Schritt-für-Schritt-Anleitung. Ich wurde inzwischen auf eine weitere Möglichkeit aufmerksam gemacht, die eine Installation noch einfacher macht. Dabei handelt es sich um ein komfortables Installationsskript, das so ziemlich alle diese Schritte automatisch ausführt.

Identi.ca - einstige Twitter-Alternative wird zu einem weiteren sozialen Netzwerk

Als ich vor ein paar Tagen mit meinen Recherchen zu diesem Bericht begonnen habe (schließlich bin ich nicht in jedem Netzwerk angemeldet), war Identi.ca noch ein Mikro-Blogging-Dienst und somit eine gute Open-Source-Alternative zu Twitter.

Jedoch ist zwischenzeitlich der schon seit Monaten angekündigte und mehrfach verschobene Softwarewechsel vollzogen worden.

Der Startschuss für Identi.ca fiel 2008. Innerhalb von 24 Stunden hatten sich bereits 8.000 Leute angemeldet und über 19.000 Nachrichten versendet. Zuletzt lief der Mikro-Blogging-Dienst über Status.net und galt als die Twitter-Alternative. Allerdings wurde das eigentliche Ziel, einen Twitter ähnlichen Service mit vielen dezentralen Installationen über Status.net zu schaffen, nie erreicht. Die meisten Nutzer meldeten sich direkt bei Identi.ca an. Dies hatte zur Folge, dass die hinter Status.net stehende Firma, E14N, überwiegend mit dem Betrieb von Identi.ca beschäftigt war.

Um dies künftig zu vermeiden, sollen Neuanmeldungen auf Pump.io nach dem Zufallsprinzip auf unterschiedliche Server verteilt werden.

Allerdings müssen die User fortab auf einige gewohnte Features verzichten. So fällt beispielshalber das automatische parallele Posten auf Twitter weg. Im Gegenzug kommen neue Möglichkeiten hinzu. So können zukünftig beispielsweise auch Bilder geteilt werden. Zudem sind die Kommentare von nun an nicht mehr auf 140 Zeichen begrenzt.

In der Vergangenheit habe ich einen gelegentlichen Blick auf die öffentliche Timeline bei Identi.ca geworfen. Seit der Umstellung ist dies nicht mehr möglich. Um mir einen Überblick zu verschaffen, habe ich mich eigens für diesen Bericht auf Pump.io angemeldet. Der Versuch mit anderen zu kommunizieren scheiterte. Eine Erklärung, wie der Dienst genau funktioniert gibt es derzeit nicht. Nachdem ich einen Bekannten, der seinen Account bei Identi.ca hat, meinen Favoriten hinzugefügt hatte, war es mir möglich herauszufinden, wie man seine Beiträge für andere Mitglieder sichtbar macht. Dennoch ist nach wie vor keine Kommunikation mit anderen entstanden. Eine öffentliche Timeline, wo die Kommentare aller (mit entsprechender Einstellung) zu sehen sind, scheint es nicht mehr zu geben. Um sicher zu gehen, dass ich nicht zufällig an einen funktionslosen Server geraten bin, habe ich mich zusätzlich auf einem zweiten angemeldet, mit demselben Ergebnis.

Sicherlich bedarf es noch einige Zeit, bis der neue Dienst angenommen wird und sich die einzelnen Server mit Nutzern füllen. Alles, was bisher nicht funktioniert, kann derzeit noch als "Kinderkrankheiten" bezeichnet werden. Jedoch steht schon jetzt fest, dass der alte Charakter von Identi.ca verloren ist. Aus einer echten Alternative zu Twitter wurde ein weiteres dezentrales soziales Netzwerk geschaffen, das stark verbesserungswürdig ist.

Ob sich die Macher damit einen Gefallen getan haben?

Mit Social Swarm dezentrale Netzwerke »sozial« verknüpfen

Alle dezentralen Netzwerke bieten eine Alternative zu den zentral geführten Marktführern, insbesondere Facebook, aber auch Google+, die sich an den Daten der User nähren und sich bereichern. Social Swarm ist ein Projekt, das ein echtes soziales Netzwerk schaffen möchte. Mittels offenen Schnittstellen und freier Software soll zwischen den einzelnen dezentralen Diensten eine Plattformunabhängige Kommunikation ermöglicht werden.

Es ist hinlänglich bekannt, dass die Daten bei Facebook nicht geschützt sind, sondern lediglich der Bereicherung dienen. Die dezentralen Alternativen wie Friendica, Diaspora, Libertree und viele weitere hingegen legen Wert auf Datenschutz und Privatsphäre. Jedoch sind sie alle eher als Einzelkämpfer anzusehen. Einzelne bieten eine Plattformübergreifende Kommunikation an. Von Friendica aus können Beiträge auch auf andere Plattformen wie beispielsweise Diaspora und Libertree angezeigt werden. Damit dies funktioniert, müssen die User zuvor in den jeweiligen Netzwerken ein Konto erstellen.

Social Swarm möchte einen großen Schritt weiter gehen und alle dezentralen Netzwerke miteinander verbinden und somit eine hürdenfreie Kommunikation zwischen den einzelnen datenschutzfreundlichen Diensten ermöglichen.

Dies kann man sich wie den Email-Verkehr vorstellen. Um eine Mail von einem GMX-Account zu einem bei T-Online zu versenden, ist es nicht erforderlich, sich bei beiden Diensten anzumelden. Ähnliches möchte Social Swarm mit den dezentralen sozialen Netzwerken erreichen. Ein Nutzer auf Friendica soll künftig mit seinen Freunden auf Diaspora kommunizieren können, ohne sich dazu sowohl in dem einen, wie in dem anderen Netzwerke anmelden zu müssen.

Um dieses Vorhaben zu realisieren, wird eifrig daran gearbeitet, einen gemeinsamen Standard zu entwickeln. Letztendlich wird jedes einzelne dezentrale soziale Netzwerk interessanter, wenn man sich eines aussuchen und von dort aus mit allen anderen kommunizieren kann. Dabei sollen auch künftig keine Daten gesammelt und erstrecht nicht verkauft werden.

Zunächst müssen hierzu die Betreiber der dezentralen Alternativen Netzwerke überzeugt werden. Einige konnten sich bereits für das Projekt Social Swarm begeistern. Schon jetzt wird gemeinschaftlich an der Umsetzung des Vorhabens gearbeitet. Wann der gemeinsame Standard fertiggestellt und voll funktionsfähig sein wird, ist jedoch noch unklar.

Social Swarm unterstützen kann jeder. Beispielsweise indem man sich aktiv an der Diskussion beteiligt, seine Meinung und Vorschläge einbringt, oder einfach seinen Freunden von dem Projekt erzählt. Wer möchte, kann Social Swarm auch eine kleine Spende zukommen lassen.

Donnaya, am 15.07.2013
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