Petroleumlampen im Wilden Westen
Im Gegensatz zu Tran war Petroleum ein sehr günstiger Brennstoff.Petroleumlampe (Bild: Bernd Teuber)
Im Elsass verwendete man Erdöl als Heilmittel gegen Gicht.
Ähnliches berichtete man auch von der Halbinsel Apscheron im Kaspischen Meer. Dort war eine Religion entstanden, zu der auch ein Kult der Feueranbetung gehörte. Zu Ehren des Gottes Ahura Masda, der durch das Licht symbolisiert wurde, errichtete man Tempel, in denen ein ewiges Feuer brannte. Uneingeweihte betrachteten dieses anscheinend aus dem Nichts kommende Feuer mit religiöser Ehrfurcht. In Wirklichkeit wurden die Flammen von Erdgas genährt, das man durch Kanäle zu den Altären leitete.
Der Arzt und Mineraloge Georgius Agricola berichtete in einem Buch aus dem Jahr 1545 von Erdvorkommen im Elsass. Vermischt mit Quellwasser, strömte es dort bei Lampertsloch aus der Erde, und man verwendete die schwarze Flüssigkeit als Heilmittel gegen Gicht, Hexenschuss, nervöse Zuckungen und andere Krankheiten. Im 19. Jahrhundert war man in Europa dazu übergegangen, aus dem Rohöl destilliertes Brennöl herzustellen, mit dem dann die Straßenlaternen gespeist wurden. Ihre große Blüte erlebte diese Industrie allerdings in den Vereinigten Staaten von Amerika.
In der Nähe von Tarentum, einem kleinen Ort in Pennsylvania, gruben Salinenarbeiter ihre Schächte, um salzhaltiges Wasser zu finden. Dabei stießen sie zufällig auf Erdöl. Sie ärgerten sich sehr darüber, weil niemand etwas mit dieser klebrigen schwarzen Flüssigkeit anfangen konnte. Also schöpften sie das Erdöl von dem geförderten Salzwasser ab und leiteten es in die Flüsse. Jetzt ärgerten sich die Flussschiffer über das Öl, weil es die Decks verschmutzte und das Tauwerk verölte. Kurzerhand steckten einige Männer die Flüssigkeit in Brand. Auf einer Strecke von über einem Kilometer brannte bei Tarentum der Fluss, und es kostete viel Mühe, die Häuser an den Ufern zu schützen. Aber diese Katastrophe brachte die Menschen auf eine Idee. Wenn ein Stoff so gut brannte, dann konnte man ihn doch zu Beleuchtungszwecken verwenden.
Samuel Kier destillierte Rohöl in riesigen Kupferkesseln
Bald husteten alle Leute in Tarentum des Abends rund um die Lampen, die entsetzlich rusten und stanken. Aber das Öl war eben viel billiger als der Tran, den man bisher benutzt hatte. Die Lösung dieses Problems kam schließlich von Samuel Kier, dem Sohn eines Salinenarbeiters. Ein Chemiker aus Philadelphia gab ihm den Rat, das Öl durch Destillation zu reinigen und es dann als Brennöl zu verkaufen. Kier richtete sich in Pittsburgh eine kleine Raffinerie ein und destillierte sein Rohöl in riesigen Kupferkesseln. Aufgrund des Gestanks beschwerten sich zwar die Nachbarn, doch er kümmerte sich nicht darum. Schließlich erhielt er ein klares, gelbliches Öl, das ohne Rauchentwicklung brannte und so eine neue Art von Beleuchtung ermöglichen sollte: das Petroleumlicht.
Um sein Lampenöl bekannt zu machen, startete Kier eine ganz besondere Werbekampagne. Er ließ mehrere Tausend Kopien einer 400-Dollar-Note drucken, auf denen ein Vers zum Ruhm des neuen Öls stand. Einer dieser Geldscheine fiel zufällig einem New Yorker Rechtsanwalt in die Hände. Dieser holte Informationen ein, gründete die Aktiengesellschaft Pennsylvania Rock Oil Company und kaufte 50 Hektar Land bei Titusville nördlich von Pittsburgh. Praktisch über Nacht wurde dieses Dorf, das nicht einmal 400 Einwohner hatte, in der ganzen Welt berühmt.
Mithilfe des Bankdirektors James Townsend konnten im Laufe der Zeit bedeutende Geldsummen aufgetrieben werden. Einer der Aktionäre war ein 37-jähriger Eisenbahnangestellter namens Edwin Laurentine Drake aus Newhaven in Connecticut. Townsend überredete Drake, in Titusville dafür zu sorgen, dass die Erträge der Ölquellen gesteigert werden. Edwin Drake erkannte seine Chance und wurde so zum Pionier der modernen Erdölförderung.
Bildquelle:
PublicDomainPictures
(Die Entstehung des Erdöls)
Bernd Teuber
(Katastrophen bei der Erdölförderung im Wilden Westen)
jay galvin / Flickr
(Goldsucher am Klondike)