Lasst Männer-Brusthaare sprießen!

Neulich brachte meine Freundin Marie wieder einmal so eine bunte Frauenzeitschrift mit, und wir beide beugten uns mit heißen Köpfen über die Stories von operierten Prinzessinnen bis schwangerem TV-Adel. Natürlich wurde weiter durchgeblättert trotz süffisanter Bemerkungen unserer Göttergatten, die auch dazu stießen. Sie wurden aber hellhörig, als Marie und ich uns unisono über eine Parfümreklame mit männlichem Model aufregten, die zwar fototechnisch ästhetisch, aber völlig unerotisch wirkte – es fehlte diesem Schönling nämlich an einem wichtigen sekundären Geschlechtsmerkmal: an den Brusthaaren! Und weiter hinten im Blättchen dasselbe traurige Schauspiel bei einem berühmten Schauspieler mit neuer Freundin am Strand.

Das ist in meinen Augen ein entsetzliches Manko: Zur männlichen Ausstrahlung gehören für mich nämlich nicht nur die Primär-Geschlechtsmerkmale, der berühmte mehr oder weniger "kleine" Unterschied. Für mich wird ein Mann erst zum Mann durch weitere Unterschiede. Ich bin deshalb auch Anhängerin eines männlichen Knackpopos.

Aber zurück zu den Brusthaaren beim Mann. Leider werden sie immer vernachlässigt. Sogar die erotische Weltliteratur von Mary McCarthy bis Henry Miller geht sträflich leichtsinnig darüber hinweg. Da ist zwar erwähnenswert, ob eine Männerbrust breit und schweißglänzend sich der Partnerin darbietet, aber von entsprechender Behaarung ist kaum die Rede. Im übrigen waren unsere beiden Partner ob unserer Kommentare natürlich außerordentlich beruhigt, da sie beide reichlich Gelocktes auf der Brust aufweisen können.Bauarbeiter

Rechts: Bauarbeiter im Sommer mit freiem Oberkörper: hat er sie oder hat er nicht?

Gute und schlechte Prominentenbeispiele

Die Mick-Jagger-Hysterie habe ich eigentlich nie so ganz verstanden. Welch unvollkommenes Sexsymbol mit glatter Männerbrust, da nützen auch die obszönsten Hüftschwünge nichts. Diese Typen hätten nie eine Chance bei mir ohne das wichtige männliche Attribut der kräuselnden Haare zwischen Kehlkopf und Nabel. Leider werden oder wurden sie zumindest in der Körpermode der letzten Jahre sträflich vernachlässigt! Da gibt es nicht nur die grausamen Spots der Beinenthaarungen für Ladies, nein, da wurden auch Männer mit diesen Kosmetik-Methoden auf Rücken und Brust gequält. Bei Tieren würde man dabei gleich eine Anzeige wegen Tierquälerei erhalten!

"Schimanski" hat sie natürlich, die auftregende Brustbehaarung. Ob Götz George wohl "ohne" so große Karriere gemacht hätte? Auch Richard Chamberlain schmücken kleine Locken an der Stelle, obwohl ich sie ihm gar nicht zugetraut hätte - aber eine Strandszene in den "Dornenvögel" brachte es an den Tag. Apropos Strand: Marie, die mir im übrigen vehement zustimmt, und ich frönen in dieser Beziehung dort ganz offen unserer Lust und stellen Vergleiche an. Aber wir finden meist wenig geglückte Anschauungsgsobjekte vor, wobei wir die baby-glatten feuerroten Vorderfronten der Nordeuropäer direkt abtörnend finden. Die Vergleiche im Sand gehen da eindeutig zugunsten der Südeuropäer aus.

Eine haarige Angelegenheit

Letzteres, nämlich Vergleiche anstellen, tat übrigens auch schon meine viereinhalbjährige Nichte, die bei einem Badeausflug durch angestrengtes Hin- und Herblicken zwischen ihrem Erzeuger und meinem Begleiter schließlich zu der Frage kam: "Papi, warum hast du an der Stelle keinen Bart?"

Eine Zeitungs-Kollegin, zuständig für Modethemen, bestärkt uns auch im jetzt endlich wieder schüchtern auflebenden Trend: Weg von den glatten Bubies wie Leonardo di Caprio - hin zu den männlichen Prachtexemplaren mit Haarpelz wie einst der legendäre sich räkelnde Burt Reynolds. Mann trägt jetzt T-Shirts mit V-Ausschnitt und zeigt, was er hat! Ein Kommentar eines Freundes sei zum Abschluss ebenfalls nicht verschwiegen: "Wenn schon keine Haare auf dem Kopf, dann wenigstens welche auf der Brust!"

 

Arlequina, am 15.05.2012
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