Seine Kindheit

Dieter Gurkasch wuchs in einer ganz normalen, bürgerlichen deutschen Familie in Hamburg auf und verlebte insgesamt eine gute Kindheit. Seine Eltern – insbesondere seine Mutter, da sein Vater ja in einer leitenden Position bei der Feuerwehr arbeiten ging und daher nicht immer zu Hause war – kümmerten sich um ihn. Zwar gab es nur selten Umarmungen von den Eltern, jedoch zeigten sie ihre Liebe zu ihren Kindern durch ihre Fürsorge. Es war also ähnlich, wie man es aus vielen anderen Familien in Deutschland auch kennt. Dieter Gurkaschs Verhältnis zu ihnen und zu seiner Schwester, mit der er ein Zimmer teilte, war positiv.

Am liebsten las er als Kind die Science-Fiction-Hefte rund um die Welt von Perry Rhodan, gründete mit seinen Spielkameraden einen Perry-Rhodan-Club und baute sich im Keller eine "Raumschiffzentrale". In der Grundschule und den ersten Jahren in der Realschule war er in den meisten Fächern abgesehen von Mathematik ein guter Schüler und auch sonst ein recht aufgeweckter und interessierter junger Mensch.

Erst in der Pubertät fingen die Probleme an. Grund dafür war, dass er seine eigene Identität nicht vollständig akzeptieren konnte. Und das hing sicher auch mit den traditionellen Rollenvorstellungen zusammen, die ihm vermittelt wurden.

"Ich hatte auch ein Fahrtenmesser und Spielzeugpistolen, Pfeil und Bogen und sogar eine kleine Autorennbahn. (…) Ich sollte halt ein richtiger Junge sein. Aber genau das war ich vom Verhalten her die ersten Jahre nun einmal gar nicht", beschreibt Dieter Gurkasch. "Natürlich merkten meine Eltern, speziell meine Mutter, dass ich so ein weinerlicher Knilch war, und wohl deshalb entschloss sie sich, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. (…) Ich bekam dann so einen raspelkurzen "Jungenschnitt" - und fand ihn schrecklich."

Im späteren Verlauf des Buches erwähnt er auch Hänseleien, die sicherlich mit dazu beitrugen, dass er sich nicht "so in Ordnung" fand, wie er nun einmal war / ist. Also begann er, danach zu streben, sozusagen "stärker" zu werden. In dem Sinne, wie er Stärke damals definierte, in der Hoffnung, sich dadurch Respekt zu verschaffen und anerkannt zu werden.

Der Abstieg in den Schatten

Erst mit der Abnabelung von seinen Eltern, als diese ihm mit 15 seine erste eigene Wohnung organisierten, die er gemeinsam mit seiner damals 19-jährigen Schwester bewohnen sollte, entwickelte sich sein Werdegang in eine nicht mehr so positive Richtung. Die Schule wurde mehr und mehr zur Nebensache, während er immer häufiger mit seinen damaligen Freunden abhing, mit denen er auch erste Erfahrungen mit Alkohol machte. Zu diesem Zeitpunkt entwickelte er allmählich seine "zweite Identität". Darin fühlte er sich bestätigt, da er ja nun "dazugehörte".

Da er für seinen Abschluss aber ein gutes Zeugnis bekommen wollte, das er wegen seiner mittlerweile sehr schlechten Noten und vieler Fehlzeiten nicht bekommen würde, beging er zum Ende seiner Schulzeit seine erste Straftat: Er brach in die Schule ein, um sein Zeugnis zu fälschen. Gleichzeitig entwendete er weitere Unterlagen, um den Verdacht von ihm und seinem Tatmotiv abzulenken. Mit dem gefälschten Zeugnis bewarb Dieter Gurkasch sich für eine Ausbildungsstelle. Er wollte Zahntechniker werden, interessierte sich aber auch trotz mangelnder Mathekenntnisse für den Beruf des Computer-Operators und schrieb auch eine Bewerbung für die Ausbildung zum Grenzschutzpolizisten.

Mit der Zeugnisfälschung kam er allerdings nicht durch. Statt der eigentlich angestrebten mittleren Reife erhielt er mit seinen Noten nur einen Hauptschulabschluss und begann notgedrungen – und auf Druck seiner Mutter, die sich um seine Zukunft sorgte – eine Bäckereilehre, mit der er nicht glücklich wurde. Als er bei seinem Hausarzt über die unglückliche Situation, Schlafstörungen und Antriebslosigkeit klagte, erreichte er statt einer Krankschreibung nur, dass der Arzt ihm einen Tranquilizer verschrieb. Damit lief es oberflächlich betrachtet zunächst tatsächlich etwas besser, jedoch ebneten ihm die Medikamente zugleich auch den Weg zu seinem Drogenkonsum, den er nach einiger Zeit mit Dealen finanzierte. Durch die Tabletten wurde ihm alles "scheißegal". Die Ausbildung zum Bäcker schloss er zwar ab, lehnte aber dann die angebotene Festanstellung ab.

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Ein Teufelskreis nahm seinen Lauf

Anfang der 1980er Jahre wurde er von der Bundeswehr eingezogen und leistete dort seinen Dienst ab. Zu dem Zeitpunkt war ihm seine "innerliche Verrohung" fast schon zur zweiten Haut geworden. Alles kam ihm "total simpel" vor.

Offen erzählt er: "Die Wirkung der Tabletten hatten mich schon so im Griff, dass ich nicht mehr wirklich Herr über mich selbst war – aber bei der Bundeswehr so etwas wie ein kleiner Held. Die Vorgesetzten waren begeistert von mir – blond und blauäugig wie ich war, obendrein sportlich wie eine Eins und dazu extrem schießbegabt. (…) Ich aber fand das Ganze total öde."

Im Herbst 1983 lernte er Andrea kennen, die der "wilde Kerl", zu dem er dann geworden war, imponierte. Es war eine ziemlich chaotische Beziehung, in der beide gegenseitig ihre Aggressionen schürten und sie ihn auslachte, wenn er von seinen Gefühlen sprach. Als sie bei einer allein unternommenen Reise einmal den Flug verpasste, bat sie ihn darum, Geld für den Rückflug aufzutreiben. So beging er mit einem Kumpel seinen ersten Raubüberfall in einem Tabakgeschäft. Anschließend mussten sie für eine Weile von der Bildfläche verschwinden und versteckten sich daher bei Freunden. In der Szene geriet er in dieser Zeit aber schnell in Vergessenheit, was ihn noch verbitterter werden ließ und auch sein Misstrauen anderen Menschen gegenüber erhöhte.

Wie Dieter Gurkasch in den Knast kam

Im April 1985 passierte dann die Tat, wegen der er zum ersten Mal im Gefängnis landete, bei einem weiteren Raubüberfall mit demselben Kumpel. Die 55-jährige Ladenbesitzerin Inge D. überlebte zwar den Angriff zunächst schwer verletzt, starb aber an den Folgen im Krankenhaus. Deswegen wurde er nicht nur wegen des bewaffneten Raubüberfalls, sondern auch wegen Mordes verurteilt. Er litt selber sehr an dieser Tat, es hat ihn sehr beschäftigt und er bereut bis heute, dass es damals so weit mit ihm gekommen ist.

Zu dem Zeitpunkt allerdings hatte er sich bereits so entwickelt, dass er nach außen immer nur den "harten" Typen herauskehrte. Von dem "lieben Jungen" war dann nichts mehr zu bemerken. Der hatte sich offenbar bereits irgendwo völlig verängstigt in eine Ecke seiner Seele zurückgezogen, war hinter sehr dicken Mauern versteckt. Genauso fand er sich nun auch tatsächlich und aus gutem Grund hinter dicken Mauern wieder, nämlich nach einer Zeit in der Untersuchungshaft schließlich denen der JVA Fuhlsbüttel, in Kurzform "Santa Fu" genannt.

Ausbruchsgedanken

Während seiner Haft dachte er häufig daran, aus dem Gefängnis auszubrechen und startete im Laufe der Zeit auch tatsächlich einige Ausbruchsversuche. 1988 gelang ihm das sogar ein Mal. Doch er blieb nicht lange draußen und wurde wieder gefasst. Und vor sich selbst – auch nicht seiner eigentlichen Identität, die von der anderen Identität so sehr nach hinten verdrängt worden war – konnte er natürlich nicht so leicht flüchten. Daher setzte sich sein Leidensweg noch eine ganze Weile fort.

Doppelt gefangen

Die Verhältnisse im Gefängnis selbst trugen sicherlich noch ihren Teil dazu bei, den "harten Panzer", den seine Seele sich zugelegt hatte, zu festigen. Denn nur wer im Knast "Stärke" demonstrierte, wurde auch respektiert und ernst genommen. Zumindest wurde das tagtäglich so vermittelt. Und die Organisationsstruktur im Gefängnis wurde oftmals auch als Willkür empfunden. Lange Zeit verweigerte Herr Gurkasch sogar seine Mitarbeit, beispielsweise bei den Aufgaben, die die Inhaftierten im Gefängnisalltag erfüllen sollten. Voreingenommene Sichtweisen auf die Gefangenen, ohne die Individuen dahinter zu sehen, waren ebenfalls an der Tagesordnung.

Auch Dieter Gurkasch wurde aufgrund seiner damaligen Verhaltensweisen im Laufe der Zeit als "hoffnungsloser Fall" eingestuft. Insbesondere nach dem Ausbruch aus dem Knast und später, als er nach seiner ersten Freilassung rückfällig wurde. Kurz nach der Wende fand auch eine Revolte unter den Insassen in Santa Fu statt. Für kurze Zeit glaubten sie wirklich daran, dass sich anschließend etwas an den Knastverhältnissen zum Positiven ändern würde. Dies geschah letztendlich allerdings nicht.

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Der Wendepunkt – Wie sein Leben reloaded wurde

Im Sommer 1990, kurz nach der Gefängnisrevolte, lernte er seine heutige Frau, die er "Fee" nennt, kennen. Die Frau, die von Beruf Erzieherin ist, war zusammen mit einem Freund von ihm zu Besuch gekommen. Sie schrieben sich lange Briefe und sie kam ihm auch immer wieder besuchen. Es dauerte aber natürlich etwas, bis sich die Beziehung in einer solchen Intensität entwickelte. Sie ließ ihm aber auch die Zeit, sich für diese Liebesbeziehung öffnen zu können. Geduldig begleitete sie ihn und glaubte auch bei etwaigen Rückschlägen weiter an ihn.

Dann wurde er in die sozialtherapeutische Anstalt in Altengamme umverlegt. Dort erging es ihm deutlich besser, als er es von den vorigen Verhältnissen im Gefängnis gewohnt war. Diese Zeit tat ihm gut. Auch die Besuchszeiten waren dort lockerer geregelt, so dass er Fee häufiger sehen konnte.

1996 war er nach Ende seiner Haftzeit einige Zeit in Freiheit und lebte währenddessen bei Fee. Er genoss diese Zeit, verfiel aber wieder in die gewohnten Verhaltensmuster. So kam es zu weiteren Raubüberfällen und einer Schießerei mit der Polizei, bei der er selbst schwer verletzt wurde und nach einem Krankenhausaufenthalt mit OP und künstlichem Koma wieder eingelocht wurde. Nach dieser Erfahrung bemerkte er eine Veränderung an sich selbst. Der Hass war nicht mehr da. Gleichzeitig war er sich aber noch längst nicht sicher, ob und wie er mit der neuen Situation klarkommen sollte. Er hatte es ja viele Jahre lang nicht anders gekannt.

Wie es Herr Gurkasch selbst beschreibt: "Die Wut und der Hass, die mich bislang immer davor geschützt hatten, mich tatsächlich auf andere Emotionen näher einzulassen, mich auch intensiver mit mir selbst und meinem Ich zu beschäftigen, waren plötzlich nahezu verschwunden. Und dies machte mir Angst."

Innerliche Befreiung: Durch die Liebe und Yoga zurück ins Licht

Während seiner zweiten Haftzeit begann Fee, sich mit Yoga zu beschäftigen, und war davon so begeistert, dass sie ihn dazu motivierte, es ebenfalls einmal auszuprobieren. Parallel dazu durchlief sie eine umfassende spirituelle Entwicklung, die ihn letztendlich auch ansteckte. Sie brachte ihm ein Buch über Yoga mit. Anfangs war er noch skeptisch gegenüber dieser "Mädchengymnastik", wie er es nannte. Trotzdem begann er mit den Yogaübungen. Anfangs übte er die fünf Tibeter und war dann sehr schnell vom Yoga überzeugt. Er verschlang ein Buch über Yoga nach dem anderen, später auch Bücher zu spirituellen Themen. Außerdem engagierte er sich nun tatkräftig in der Gefängnisbibliothek. Es machte ihm einfach Spaß, sie neu zu ordnen, schöner zu gestalten und sich dafür einzusetzen, dass ihr Bestand erweitert wurde.

Schon bald bemerkte er, wie positiv sich das Yoga bei ihm auswirkte, sowohl die sanfte Arbeit mit dem Körper, als auch die entspannende und seelische Wirkung. Und auch für sein Umfeld wurde es offensichtlich. Er lief mit einem breiten Lächeln herum und hatte plötzlich nur noch gute Laune. Auch seine spirituelle Entwicklung trieb er in dieser Zeit sehr voran, verarbeitete dabei auch alles aus seinem Leben und kam letztlich wieder mit sich selbst ins Reine. Und auch die Beziehung zu Fee intensivierte sich immer mehr. Sie hatten inzwischen ja schon einige persönliche Entwicklungen gemeinsam gemacht.

Da ihm selbst Yoga so gut tat und ihn so viel weiterbrachte, wollte er es dann auch anderen Häftlingen nahebringen. So bat er im Sommer 2004 erstmalig darum, eine Yogagruppe in der JVA Fuhlsbüttel gründen zu dürfen. Unterstützung bekam er bei seinem Anliegen von dem Anstaltspastor Gernot Tams, zu dem er ein gutes Verhältnis hatte. Im Februar 2007 war es schließlich soweit und die erste offizielle Yogastunde konnte in dem Gefängnis stattfinden. Zehn oder elf Häftlinge nahmen das Angebot an. Bei vielen fand das Yoga guten Anklang. Einige hätten mehr begleitende psychotherapeutische Unterstützung gebraucht, um das, was dabei in ihnen hochkam, zu verarbeiten, wie Dieter Gurkasch resümiert.

Bis zu seiner Entlassung am 30. November 2011 stand ihm allerdings noch einmal ein Kampf gegen die Justiz bevor. Denn die beriefen sich immer noch auf das, was über ihn in den Akten stand, und wollten zunächst nicht wahrhaben, dass er sich tatsächlich gewandelt hatte. Auch, wenn sie es mit eigenen Augen sehen konnten und täglich bestätigt bekamen. Als es dann so weit war, konnte er es selber kaum fassen. Er lebt seitdem mit Fee in ihrer Hamburger Wohnung, führt dort ein geregeltes und glückliches Leben, praktiziert natürlich weiter Yoga, ist bereits Yogalehrer geworden und setzt sich gemeinsam mit den anderen Mitgliedern des von und mit ihm gegründeten gemeinnützigen Vereins "Yoga und Meditation im Gefängnis" - YUMIG e. V. weiter dafür ein, dass Yoga in den Gefängnissen etabliert wird. Zudem bietet er Yoga Workshops an und gibt Lesungen zu seinem Buch.

Weitere Infos und Termine auf Dieter Gurkaschs Homepage

Meine Eindrücke zum Buch "Leben reloaded"

Ehrlich und in verständlicher, ausgewogener Sprache schildert Dieter Gurkasch seine Geschichte, wie es ihm im Laufe der Zeit erging und auch seine Taten. Dabei macht er den Eindruck, dass er sich sehr umfassend mit allem, inklusive den dunklen Seiten, auseinander gesetzt und diese für sich gut verarbeitet hat. Alle Einzelheiten wirken ebenso authentisch wie Gurkasch selbst, wie er sich heute präsentiert.

Mich persönlich hat diese Biografie sehr ergriffen. Mehrfach schossen mir bei der Lektüre und beim Nachdenken darüber sogar die Tränen in die Augen, und auch nach der Lektüre lässt einen diese Geschichte nicht so schnell gedanklich wieder los. Dabei ist der Schreibstil sehr ausgeglichen, wenngleich offen und ehrlich. Die härteren Szenen beschreibt er verständlicherweise eher distanziert. Da gibt es ja auch nichts schönzureden, und die Beschäftigung mit den eigenen Taten muss auch so schon schwierig genug für ihn gewesen sein.

Umso bewegender ist dann wiederum der Teil, ab dem die Verwandlung bzw. allmähliche Selbstfindung anfängt. Da spürt man beim Lesen förmlich, dass es ab jetzt langsam wieder aufwärts geht. Obwohl er sehr reflektiert schreibt, meine ich zu bemerken, dass sich die Begeisterung in diesen Passagen auch irgendwo im Geschriebenen widerspiegelt.

Jedes Kapitel beginnt mit einem Zitat eines Bekannten, das seine Entwicklung noch einmal aus dessen Sicht beschreibt und zu dem jeweiligen Kapitel auch passt. Durch die passend verwendeten Bilder wird sein Werdegang noch einmal sehr gut veranschaulicht. Sie bestätigen noch einmal meinen Eindruck, dass er nun tatsächlich bei sich selbst angekommen ist.

Gedanken zum Schluss

Ich finde es richtig und wichtig, aber auch mutig, dass Herr Gurkasch dieses Buch verfasst hat. Es trägt zum besseren Verständnis bei, was psychologisch hinter einer kriminellen Entwicklung stecken kann. Dieter Gurkaschs Geschichte steht natürlich in erster Linie für sich und ist daher keineswegs auf alle auf vergleichbare Weise straffällig Gewordenen übertragbar. Selbstverständlich muss man jeden Fall einzeln betrachten und von diesen individuellen Fällen ausgehend gibt es auch verschiedene Lösungen.

Was wir aber von seiner Geschichte lernen können, ist, dass manche traurigen Biografien vielleicht verhindert werden könnten, wenn Menschen grundsätzlich achtsamer miteinander und auch mit ihren eigenen Gefühlen umgehen würden. Wenn Eltern ihren Kindern zu jeder Zeit vermitteln und ihnen rückversichern würden, dass sie ihre Sprößlinge so akzeptieren, wie sie sind. Dass sie sie in ihrer eigenen Entfaltung unterstützen, ohne sie in vorgefertigte Rollen pressen zu wollen.

Hier ist sicherlich ein grundlegendes Umdenken in der Gesellschaft erforderlich. Es ist klar, dass das nicht von heute auf morgen passieren wird, und ich befürchte, dass sich nicht alle daran halten werden. Doch mit einer steigenden Bewusstheit darüber, wie welche Sprüche auf Kinder (und generell alle Menschen) wirken, dürfte sich auch das Handeln diesbezüglich langsam ändern. Je mehr Menschen dies einsehen, desto besser für alle.

Die Geschichte von Dieter Gurkasch führt uns außerdem eindrücklich vor Augen, wie die Seele reagieren kann, wenn mangelnde Selbstakzeptanz letztlich zu einer kompletten Selbstverleugnung und der Ausprägung eines "falschen Selbst" führt. Genauso eindrucksvoll zeigt sie aber auch, dass es nie zu spät dafür ist, sich doch noch akzeptieren und lieben zu lernen. Insofern finde ich den positiven Ausgang seiner bisherigen Biografie auch ermutigend.

Ich wünsche Herrn Gurkasch jedenfalls alles Gute auf seinem weiteren Weg und viel Erfolg bei der Umsetzung seiner Ziele und seiner Berufung! Ich denke, mit dem, was er ab jetzt erreichen kann und will, wird er ganz viel wieder gut machen können – auch wenn die Taten an sich leider nicht ungeschehen gemacht werden können.

Dieter Gurkasch über den besseren Umgang mit Wut
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