Rezension: "Lunas Reise" von Denise C. Barth, selbst verlegt bei Tredition
Ein hübsches kleines Märchen von einem kleinen Mädchen und ihrem Pferd.Inhalt
Ein kleines Mädchen verliert im Alter von neun Jahren ihre Eltern. In ihrer Trauer hält sie sich an dem Traum ihres Vaters fest und macht sich auf die Suche nach dem Meer, das ihr Vater immer so geliebt hat und ihr so viel davon erzählt hat. Sie hat viele Gefahren und Abenteuer auf ihrer Reise zu bestehen, übernachtet immer im Freien oder in Höhlen, lebt von gesammelten Beeren und Wurzeln. Begleitet wird sie von einem alten Pferd, Merkur, und im Laufe der Reise kommt ein Wolf dazu.
Dieses ungewöhnliche Trio wächst eng zusammen und erreicht schlussendlich das Meer. Wird dort von der zunächst misstrauischen Bevölkerung dann doch herzlich in die Dorfgemeinschaft aufgenommen - mitsamt ihren Tieren. Das kleine Mädchen Luna schafft, was viele sich nur in ihren Träumen erhoffen.
Denise Barth beim Taining (Bild: Finca La Maya)
Die Autorin
Denise C. Barth, geboren 1967 in München, ist gelernte Fotografin, und das merkt man sowohl ihrer Homepage wie auch diesem Büchlein positiv an. Darin sind nämlich gelungene Tier- und Landschaftsfotos in gekonntem Schwarzweiß eingefügt. Die Autorin absolvierte unter anderem ein Fernstudium Tierpsychologie mit Schwerpunkt Pferd bei ATN in der Schweiz, besuchte etliche Seminare und legte verschiedene Abzeichen, wie Fahrabzeichen, Reitabzeichen englisch und western ab. Hinzu kam die Ausbildung zur Betreuerin im Therapeutischen Reiten im Reittherapiezentrum Larrieden und die Ausbildung zum offiziellen Innerwise-Coach.
Wie sie selbst sagt, sind "Pferde für mich ein sehr wichtiges Element in meinem Leben. Für gewöhnlich können wir Menschen uns um uns selber kümmern, das in "Gefangenschaft" gehaltene Pferd nicht. Aus diesem Grund ist ein fester Bestandteil meiner Arbeit grundsätzlich auch die Haltung, die Psyche und die Anatomie des Pferdes. Pferde vergessen nicht und sind in meinen Augen mit die sensibelsten Tiere dieser Welt."
Auf ihrer Finca La Maya im Hinterland der Costa de la Luz. Andalusien, setzt sie das alles um, veranstaltet Seminare und mit ihrem Mann, einem leidenschaftlichen Berufs-Taucher und NAUI-Instructor, auch beachtliche Pferdeshows dort (siehe Foto links). Ihrer beider Kinder wachsen zweisprachig auf, lieben wie die Autorin das Meer und die Tiere. 2006 wurde ihr Umzug in einer dieser seltsamen Auswandererserien mitgefilmt. Sehr einseitig und manipulativ wurden auf Kabel 1 fast nur ihre Schwierigkeiten gezeigt und nicht, wie gut die Familie Fuß fasste und sich einlebte. Nach ihrer eigenen Aussage würde sie nach diesen Erfahrungen nie mehr bei so etwas mitmachen.
Finca la Maya (Bild: http://www.fincalamaya.de/)
Kritik
Erst einmal zum Äußeren: Das kleine Taschenbuch von nur 60 Seiten versöhnt einen mit etlichen selbstveröffentlichten Versuchen anderer Autoren durch ein wunderbares Layout: Angenehm lesbare, größere, auch kinderfreundliche Schrift mit Serifen, gut gegliedert, mit liebevoll gestalteten Schmuck-Kapitälen am Anfang eines jeden Kapitels, mit - wie schon erwähnt - qualitativ guten, eingestreuten Fotos. Einzige Mäkelei auf diesem Gebiet: Die rote Schrift auf dem Rücktitel mit dem Klappentext quasi läßt sich kaum lesen. Hier wäre wohl doch schwarz die bessere Farbe gewesen. Das Titelbild ist eine einfache Idee - aber gut und ins Auge fallend umgesetzt. Insgesamt auch eine Werbung für den Tredition-Verlag für selbstverlegende Autoren, zu dem Barth über Freundesempfehlung kam.
Zum Stil: Denise Barth kann schreiben, schreibt in klaren Sätzen ohne Schnörkel oder von hinten durch die Brust ins Auge geschossen. Sie beherrscht die Stärken der deutschen Sprache, die klare Anordnung von Subjekt - Prädikat - Objekt. Man merkt ihr die Erfahrung eines Weiterbildungstrainiers, des Weitergebens klarer Anweisungen an und die Veröffentlichungserfahrung zu ihren Pferdeseminaren. Nur am Anfang muss man dem genannten Lektor Christian Barth aus der Familie den Vorwurf machen, dass er die Kommaregeln nicht gründlich beherrscht. Aber das gibt sich später, auch, weil die Autorin ja nicht viel von Nebensätzen oder gar Schachtelsätzen hält, wo dieses Wissen notwendig wäre.
Zum Inhalt, Aufbau und Dramaturgie: Ich würde der Autorin raten, mehr retardierende Elemente einzubauen, mehr Hindernisse, um die Spannung zu steigern. Eigentlich ungewöhnlich, den meisten Hobby-Autoren muss man sonst zu "weniger ist mehr" raten!" So steuern die 60 Seiten nahezu ungeduldig auf das Happyend zu. Es zeigt sich halt doch nicht selten, dass gerade Erstlingsautoren oder Nicht-Profi-Autoren zumindest für ihre Anfangswerke eine objektive, erfahrene Lektoren-Führung bräuchten.
Zum Preis: Die 7,99 Euro sind ein happiger Preis - oft auch so ein Fehler bei Selbstverlegern, weil eine gute Marge auf den ersten Blick besticht. Ich selbst hatte beispielsweise zuletzt bei meinem jüngsten Buch bei Bod.de 7,90 Euro für 96 Seiten kalkuliert, also mehr als 50 Prozent Seiten mehr, da gefallen mir die Kalkulationen im Vergleich bei Tredition nicht so gut. Auch, dass man eine Mindestabnahme von 30 Büchern hat, um das E-Book kostenlos veröffentlicht zu erhalten. Aber da es bereits das zweite Buch der Autorin ist nach "Zara und Naya", das die Freundschaft zweier Frauen behandelt und übrigens mit 76 Seiten angemessenere 6,49 Euro kostet, wird es wahrscheinlich auch nicht ihr letztes sein. Und man lernt ja mit jeder Veröffentlichung dazu.
Fazit
Ein hübsches, angenehmes Büchlein, ein guter Geschenktipp für tierliebe Kinder, vor allem pferdenarrische Mädchen. Und gönnen wir der Autorin den Preis von 7,99 Euro, denn Pferde kosten Geld, und das Futter ist überall exorbitant teuer geworden!
Denise C. Barth: Lunas Reise. 60 Seiten, 7,99 €uro. Verlag tredition GmbH, Hamburg. ISBN 978-3-8491-1782-5
Bildquelle:
Karin Scherbart
(Asterix bei den Pikten – Rezension)