Rezension: "Schneewittchen muss sterben" von Nele Neuhaus
Mit ihrem vierten Kriminalroman rund um das Ermittlerduo Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein hat Nele Neuhaus ihren Ruf als putzmuntere Geschichtenschreiberin gefestigt.Ein spannender Taunuskrimi mit verblüffendem Ausgang
Mit ihren Taunuskrimis hat sich die Schriftstellerin Nele Neuhaus in die Herzen einer großen Fangemeinde geschrieben. Ihre Protagonisten Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein sind keine gestelzten Figuren, die wie die Hochglanzhelden vieler Hollywood-Produktionen immer geschniegelt und gebügelt auch nach den turbulenten Szenen dem Kino-Publikum mit Zahnpasta-Lächeln entgegen strahlen. Die Neuhausschen Ermittler sind Menschen aus Fleisch und Blut, mit allerhand Schwächen behaftet und von Beziehungsproblemen gebeutelt und gerade deshalb so sympathisch.
In ihrem mittlerweilen vierten Band rund um das Emittler-Duo Kirchhoff und Bodenstein hat Nele Neuhaus die düstere Atmosphäre in einem kleinen Taunus-Dorf eingefangen, in der sich die vermeintliche Idylle des Dorflebens als Hexenkessel entpuppt. "Schneewittchen muss sterben" ist der Titel des Neuhaus-Krimis, der sich in die Spitze der Bestseller-Listen empor gearbeitet hat und beim Internet-Anbieter Amazon zu den meist verkauften Büchern zählt.
Mehr über Nele Neuhaus - Erstes Buch erschien als Book on Demand
Die Krimi-Autorin Nele Neuhaus
Ihr erstes Buch hat Nele Neuhaus im Jahr 2004 veröffentlicht. Den Roman "Unter Haien" hat sie als "Book on demand" veröffentlicht. Weil sich der Preis für Einzelexemplare selbst als einfaches Taschenbuch um 26 Euro bewegte und er sich nur durch eine höhere Auflage minimieren ließ, hat sie 500 Stück bestellt und in der heimischen Garage gelagert. "Da habe ich gemerkt: 500 Bücher, das ist 'ne Menge Zeug", erzählt Nele Neuhaus.
Atemlose Spannung und verblüffendes Ende
Der Erfolg kommt nicht von ungefähr, denn Nele Neuhaus gelingt es, die klamme Atmosphäre im Dorfleben gut darzustellen und die Zusammenhänge klar und beeindruckend zu schildern, die letztlich in die Abgründe menschlichen Zusammenlebens führen. Die in der Gegenwart angesiedelte Geschichte hat ihre Wurzeln in einer düsteren Vergangenheit. Nach einer zehnjährigen Haftstrafe kehrt der vermeintliche Mörder einer jungen Frau in seinen Heimatort Altenhain zurück, in dem sich viel verändert hat. Die offene Feindseligkeit der Dorfbewohner weht ihm wie ein eiskalter Wind entgegen. Seine Familie ist an dieser Situation bereits zerbrochen und wirtschaftlich ruiniert.
Der Spannungsfaden zieht sich von Beginn an bis zum verblüffenden Ende der Geschichte straff gespannt durch die lebendig erzählte Handlung, die den Leser zunächst in die Irre führt und nur nach und nach das Gestrüpp von Intrigen, Hass und Machtbesessenheit entwirrt.
Durch geschickte Szenenwechsel lässt Nele Neuhaus offene Fragen im Raum stehen, die erst sehr viel später beantwortet werden. Das ermuntert den Leser, seine Neugierde wach zu halten und hält ihn in schier atemloser Spannung.
Fazit: Ein sehr gut geschriebener Kriminalroman mit gesellschaftskritischem Hintergrund und in putzmunterer Erzählfreude einer Autorin mit Sinn für Lokalkolorit entstanden. Mittlerweile sind zwei weitere Bände erschienen: "Wer Wind sät" und Böser Wolf: Der sechste Fall für Bodenstein und Kirchhoff, den es nur als Hardcover zum stolzen Preis von 19,99 Euro gibt.
Bildquelle:
Karin Scherbart
(Asterix bei den Pikten – Rezension)