Krisen und Wirtschaft

Die Weltwirtschaft lebt vom Handel zwischen den Nationen. Wie die nationale Wirtschaft, entscheidet auch hier das Angebot und die Nachfrage nach Gütern über die Lage der Weltwirtschaft. Nun könnte man annehmen, dass in einer Welt ohne Krisen die Wirtschaft floriert, da alle Nationen ihren Wohlstand mehren möchten, und die Länder bestmöglich für ihre Bürger sorgen. Doch dem ist nicht so. In vielen Staaten regieren Diktatoren oder sie werden von Regierungen gelenkt, die nicht den Wohlstand der Bürger als ihr Hauptziel sehen. Ihr Augenmerk liegt oftmals in der Ausweitung ihrer Macht, sowie der Beherrschung des Volkes. Kriege und Bürgerkriege sind oftmals die Folgen aus diesen politischen Situationen. Diese Szenarien sind jedoch kein Phänomen der Neuzeit, Krieg und Frieden haben sich in der Menschheitsgeschichte stets abgewechsel. Und die Wirtschaft hat sich auf diesen Wechsel eingerichtet und stets gut davon profitiert. Damit Kriege geführt werden können, bedarf es der Anschaffung von kriegswichtigen Gütern, wie beispielsweise Waffen, Verpflegung, Transportmittel usw.. Die Wirtschaft hat sich auf diesen Bedarf eingestellt und diese Güter produziert. Kriege enden immer in einem Frieden, dann beginnt wieder der Aufbau der Volkswirtschaft. Auch hier verdienen die Unternehmen. Es werden wieder Häuser gebaut, die Infrastruktur wird erneuert, und die Menschen geben wieder Geld aus für Luxusgüter. Kurz, die Wirtschaft profitiert von beiden Szenarien. So gesehen sind Krisen keine Gefahr für die Wirtschaft, vielmehr sind sie das Lebenselexier, das die Wirtschaft ankurbelt. Hiervon profitieren die Unternehmen, insbesondere die Unternehmen, die sich dem Export widmen, also in Länder exportieren, die von Krisen gebeutelt sind und sich im Wiederaufbau befinden.

Dennoch können Krisen und internationale Konflikte die Wirtschaft empfindlich treffen und zu hohen Kursschwankungen an den Börsen führen, zumindest kurzfristig. Von daher muss man jede Krise separat betrachten.

Gaza-Konflikt

Der Gaza-Konflikt ist im Grunde genommen kein neuer Konflikt. Seit Jahrzehnten bekämpfen sich die Hamas und die Israelis, bisher stets zu Ungunsten der Palästinenser. Israel ist ein militärisch hoch gerüstetes Land, das vom Westen unterstützt wird. Der Gaza dagegen ist als arm zu bezeichnen und ist in hohem Maße von einigen Ländern als Geldgebern abhängig. Insbesondere Katar, hier residiert die politische Führung der Hamas, unterstützt diese. Für die Wirtschaft ist diese Krise nichts neues und sie hat sich auf diesen Dauerkonflikt eingestellt.

Beurteilung für die Weltwirtschaft

Für die Beurteilung dieser Krise gibt es zwei zentrale Aspekte. Zum einen ist die Auswirkung dieses Konfliktes auf die Weltwirtschaft zu beurteilen. Der Gaza verfügt über keine notwendigen Güter, wie beispielsweise Erdöl oder Mineralien. Somit können hieraus keine direkten Engpässe entstehen, die sich negativ auf die Weltwirtschaft auswirken. Die islamischen Staaten, die der Hamas nahestehen, sind auf die Erdölexporte angewiesen und haben wenig Interesse daran, die Industrienationen mit Erdöllieferungen zu boykotieren. Zudem sind sie untereinander sehr zerstritten. Der zweite Aspekt ist, dass beide Konfliktparteien Güter benötigen um ihre kriegerischen Aktivitäten fortzusetzen, kriegsnotwendige Güter sind also erforderlich. Während Israel diese offiziell bezieht, beschaffen die Palästinenser diese über Umwege und schmuggeln sie in den Gaza. 

Auswirkungen der Krise auf Deutschland und deutsche Unternehmen

Der Gazakonflikt hat keine große Auswirkung auf Deutschland und die deutsche Wirtschaft. Viele Unternehmen profitieren direkt oder indirekt von diesem Dauerkonflikt. Dieser derzeitige Konflikt ist zeitlich begrenzt, wenn sich die Hamas verausgabt hat, kehrt wieder Ruhe ein. Es beginnt wieder eine Phase des Aufbaus, hiervon können deutsche Unternehmen profitieren. Deutsche Unternehmen betreiben regen Handel mit Israel. Israel ist sehr interessiert an der Technologie, die deutsche Unternehmen bieten.

Insgesamt dürfte der Konflikt keine größeren Auswirkungen auf den DAX haben. Lediglich kurzfristige negative Kursrückschläge können eintreten.

ISIS Konflikt im Nordirak und Syrien

Dieser Konflikt, der sich zunächst im Kleinen in Syrien entwickelt hat, und nun auf den Nordirak übergegriffen hat, ist als ein neuer Konflikt zu beurteilen. Seine Wurzeln liegen jedoch in der Vergangenheit und sind nicht als neu zu bewerten. Wie in jeder Religion gibt es auch bei den Muslimen verschiedene Richtungen, sowie radikale Kräfte. Die beiden großen Gruppen in dieser Region sind die Schiiten und die Suniten. In den Ländern Iran, Irak stellen die Schiiten die Mehrheit. Beide sind verfeindet und bezeichnen sich als die wahren Muslimen. Als das Saddat-Regime, Saddat war Sunnite, von den Amerikanern gestürzt wurde, und sich eine neue Regierung im Irak bildete, brach der alte Konflikt zwischen diesen Religionsgruppen wieder auf. Die Schiiten übernahmen die Regierungsgewalt und schlossen die Sunniten weitestgehend von der Regierung aus. Somit war der Konflikt der heute herrscht vorgezeichnet. Der Westen, insbesondere die USA hat diesen Konflikt lange Zeit nicht ernst genommen.

Beurteilung für die Weltwirtschaft

Um diesen Konflikt beurteilen zu können muss man berücksichtigen, dass die ISIS von Ländern wie Katar, Kuweit, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten unterstützt werden. Sollten diese ölreichen Länder ihre Ölexporte reduzieren, um die ISIS politisch stärker zu unterstützen, könnte das die Weltwirtschaft empfindlich treffen. Käme es hier zu Rückgängen beim Handel, wirkt sich dies negativ auf die Weltwirtschaft aus. Eine große Gefahr besteht auch darin, dass die ISIS dauerhaft einen großen Teil des Iraks beherrschen, und somit auch den Ölhandel beeinflussen.

Auswirkungen auf Deutschland und deutsche Unternehmen

Deutsche Unternehmen sind in hohem Maße vom Ölimport abhängig. Eine Preissteigerung hätte gravierende Auswirkungen auf die Ertragslage der Unternehmen. Die Börse und die Bewertung der Aktien lebt von der zukünftigen Entwicklung der Unternehmen. Sollte es hier zu Ertragsrückgängen kommen, kommt es auch zu Kursrückgängen an der Börse. Diese sind jedoch nur von kurzer Dauer. Alle erdölexportierende Staaten benötigen die Devisen aus dem Verkauf von Erdöl. Auch die ISIS verkaufen Erdöl von den Ölfeldern, die sie besetzt haben. 

Insgesamt wirkt sich dieser Konflikt negativ auf die Wirtschaft aus, jedoch dürfte diese Negativwirkung nur von kurzer Dauer sein.

Ukraine Krise

Diese Krise, die sich im Laufe der Zeit immer weiter gesteigert hat, hat für die Weltwirtschaft gravierende Auswirkungen. Die Krise bezieht sich auf einen geringen Teil im Osten der Ukraine, der sich Russland zugehörig fühlt. Die Ukraine wurde bisher vom Westen unterstützt, insbesondere der Übergang zur neuen Regierung. Sowohl der Westen als auch Russland betrachten sich in diesem Konflikt als indirekte Gegner und haben sich gegenseitig mit weitreichenden Sanktionen belegt.

 

Auswirkungen auf die Weltwirtschaft

Das Verhältnis des Westens zu Russland war lange Zeit ungetrübt und hatte sich erfreulich entwickelt. Hiervon profitierte die Weltwirtschaft enorm. Durch den Machtwechsel in der Ukraine und der Zuwendung zum Westen kühlte das Verhältnis des Westens zu Russland rapide ab. Wirtschaftlich sind der Westen und Russland sehr stark verzahnt. Russland verkauft dem Westen in hohem Maße Erdöl, Gas sowie andere Mineralien. Der Westen verkauft Russland hochwertige Technologie sowie Nahrungsmittel. Die Wirtschaftsbeziehungen führten zu einem gegenseitigen hohen Volumen. Dies droht nun durch die Sanktionen drastisch zu sinken. Die Weltwirtschaft leidet stark und den Boykotmaßnahmen.

Beurteilung für Deutschland und deutsche Unternehmen

Deutschland pflegt einen sehr regen bilateralen Handel mit Russland. Die Sanktionen betrifft fast alle deutsche Unternehmen direkt oder indirekt. Viele Unternehmen können ihre Güter und Dienstleistungen nun nicht mehr an Russland liefern. Ersatzabnehmer gibt es oftmals nicht. Somit erleiden diese Unternehmen einen erheblichen wirtschaftlichen Verlust. Auch Deutschland selber leidet unter diesen Sanktionen, die Energiepreise dürften sich erhöhen, und die Steuereinnahmen werden sich aus dem Wirtschaftsrückgang verringern.

Insgesamt hat dieser Konflikt enorme Ausmaße für die deutschen Unternehmen. Dies wird sich an den Börsen negativ auswirken. Selbst wenn sich die Ukraine-Krise wieder entschärft, dauert es eine sehr lange Zeit bis das gegenseitige Vertrauen wieder hergestellt ist.

Zusammenfassung

Betrachtet man die DAX-Entwicklung, so erkennt man, dass die jüngsten Krisen den DAX erheblich getroffen haben. Die Kursrückgänge waren sehr stark ausgeprägt. Allerdings muss man die normale Negativentwicklung abziehen, so dass man den Rückgang durch die Krisen quantifizieren kann. Kurzfristig auswirken dürften sich die Gaza-Krise sowie der Konflikt mit der ISIS.

Deutlich stärker wirkt sich die Ukraine Krise aus. Hier bleibt abzuwarten, wie der Konflikt weitergeht, und welche weitere Sanktionen verhängt werden. Der Schaden ist jetzt schon immens. Sobald sich jedoch eine Entspannung einstellt, dürfte das Erholungspotential gewaltig sein. Die Börse lebt von der Zukunft.

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