Mayer Amschel Rothschild

Die Dynastie der Familie Rothschild beginnt mit Mayer Amschel Rothschild (1744 - 1812) in der Judengasse in Frankfurt am Main. Sein Vater betrieb in der Judengasse ein Geschäft für Kleinwaren und Geldwechsel. Sein Sohn Mayer Amschel wurde zunächst auf jüdische Schulen nach Fürth geschickt, sowie nach Hannover zu der Familie Oppenheim. Hier lernte er das Geschäft mit Münzen und Antiquitäten kennen. Nach der Rückkehr 1764 nach Frankfurt übernahm er die geschäftlichen Aktivitäten seines Vaters. Anfangs lagen die Schwerpunkte seiner Tätigkeiten im Bereich der antiken Münzen, deren Handel er mit Fürsten begründete. Die Geldwechseltätigkeit betrieb er ebenfalls weiter. Hierdurch begründete er den Grundstock für seinen wirtschaftlichen Erfolg. Um 1790 verlagerte er den Schwerpunkt seiner Tätigkeit auf Bankgeschäfte. Er verlieh sein Geld und das Geld von Investoren an Firmen und Fürsten. Durch diese Tätigkeit knüpfte er weiter Kontakte zu den damals regierenden Fürsten sowie Herrscherhäuser. Einer der wichtigsten Kontakte war der zu Carl Buderus, der Kriegszahlmeister von Wilhelm IX, Landgraf von Hessen-Kassel. Mayer Amschel Rothschild stieg in das Wechseldiskontgeschäft sowie den Bereich der Geldanleihen ein. War sein Engagement anfangs eher bescheiden, nahm es im Laufe der Zeit sehr stark zu, und er wurde zum Oberhofagenten des nunmehr zum Kurfürst aufgestiegenen Landgrafen ernant.

Mayer Amschel Rothschild legte mit seinen Aktivitäten den Grundstein zum finanziellen Aufstieg der Rothschild-Familie. Auch im Hinblick auf eine IInternationalisierung legte er besonderen Wert. So entsandte er seine Söhne in die Länder mit denen er in Handelsbeziehungen stand, insbesondere nach Großbritannien, Frankreich und Österreich. 

Mayer Amschel Rothschild war auch wesentlich daran beteiligt, dass die Juden, die anfangs im Frankfurter Ghetto leben mussten, die gleichen Rechte erhielten wie die anderen Bürger Frankfurts. Zusammen mit seiner Ehefrau, Gutle Schnapper, hatte er 20 Kinder von denen nur 10 überlebten. In seinem Testament legte er den Grundstein für den bestehenden Erfolg der Familie Rothschild. So legte er fest, dass immer der älteste Sohn des ältesten Sohnes das Familienoberhaupt ist. Alle wichtigen Positionen sind von Familienmitglieder zu besetzen, und es sollte keine Veröffentlichung des Vermögens erfolgen.

 

Nathan Mayer Rothschild, Bankier in Großbritannien

Nathan M. Rotschild, ältester Sohn von Mayer Amschel Rothschild, ging 1796 nach Großbritannien und gründete in Manchester ein Unternehmen, das die Handelsinteressen von Mayer Amschel Rothschild in Großbritannien vertrat. Von dort sandte er Stoffe und andere Waren auf den europäischen Kontinent. Mit dem Eintritt der Kontinentalsperre durch Napoleon baute er ein Schmuggelgeschäft auf. Das Risiko war sehr groß, die Erträge aus diesen Schmuggelgeschäften indes waren jedoch erheblich. Hier legte Nathan einen Grundstein für seinen wirtschaftlichen Erfolg. Daneben wurde er der Finanzverwalter von Kurfürst Wilhelm, der sein Vermögen überwiegend in britische Anleihen anlegte. Offizieller Gläubiger war die Familie Rothschild, ebenso Gläubiger des Prince of Wales und seiner Brüder, die dem Kurfürsten etwa 200.000 Pfund schuldeten.

Durch seine Bankaktivitäten stieg er innerhalb von fünf Jahren zum bedeutensden Finanzier der britischen Regierung auf. Er vertrat das engliche Königshaus in zahlreichen internationalen Finanztransaktionen und vermehrte dadurch sein Vermögen immens. Nathan galt als das größte Finanzgenie der Familie Rothschild. Er baute ein riesiges Informationsgebilde aus und erfuhr viele Nachrichten vor dem Kanzler. Als er von dem Sieg bei Waterloo erfuhr, verkaufte er ein Großteil seiner Aktien an der Börse in London. Da er als ein Kenner der Börse galt, verkauften ebenfalls viele andere vermögende Personen ihre Aktien. Nathan kaufte diese Aktien nach der Kurssenkung wieder auf und erwarb hierdurch einen riesigen Spekulationsgewinn.

Nathan M. Rothschild legte den Grundstein für den Erfolg der Familie Rothschild in Großbritannien.

James Rothschild, Bankier in Frankreich

James Rothschild (1792 - 1868) war der jüngste Sohn von Mayer Amschel Rothschild. Er begründete den französischen Zweig der Familie Rothschild. In Zusammenarbeit mit seinem Bruder Nathan vertrat er die englischen finanziellen Interessen in Frankreich. 1817 übernahm er die britischen Forderungen gegenüber dem wiedereingesetzten französischen König Ludwig XVIII., der sich im Exil 200.000 Pfund geliehen hatte. So erlangte er sich eine bedeutende Position am französischen Hofe und avancierte zum Hofbankier von Ludwig. Seine finanziellen Erfolgte erlangte er durch den Handel von staatlichen Anleihen. Anders als Nathan suchte James auch Kontakte zu Bankiers und Industriellen. So engagierte er sich sehr stark in der Industriefinanzierung, insbesondere auch in der Eisenbahnfinanzierung. Zusammen mit seinem Bruder Nathan beteiligten sich Rothschild an dem Konsortium du Chemin de Fer du Nord. Die Einnahmen aus der 41-jährigen Pacht waren immens, dieses Engagement war eine der lukrativsten Finanzbeteiligungen.

Als der neue König Napoleon III mit der credit mobilier eine Staatsfinanzierung durch die Beteiligung des Volkes organiserte, kam es zu dem sog. Bankenkrieg mit der Hochfinanz, darunter auch James Rothschild. Diese sahen ihre Finanzmacht durch die neue Finanzinstitution bedroht. Als diese 1866/67 liquidiert wurde, konnten die Privatbankiers ihre Macht wieder festigen. James Rothschild begründete mit seinen Söhnen die französische Bank der Rothschild, die bis heute eine der mächtigsten Finanzinstitutionen ist.

Salomon Rothschild, Bankier in Österreich

Salomon Rothschild (1774 - 1855) übernahm die Geschäfte in Österreich. Die Frankfurter Rothschild-Bank gewährte Österreich unter Fürst Metternich hohe Darlehen und erlangte dadurch hohe Dankbarkeit und Ansehen in Österreich. Salomon und seine Brüder erhielten erbliche Adelstitel. Salomon avancierte sehr schnell zum führenden Staatsfinanzier in Österreich. Neben der Staatsfinanzierung beteiligte er sich in hohem Maße an der Eisenbahn in Österreich. Daneben beteiligte er sich an der österreichen Lloyds, der Donauschiffahrtsgesellschaft, Kohleminen in Schlesien sowie dem Wittkowitzer Eisenwerke, das später ein führendes Montanunternehmen wurde.

Salomon wurde 1842 erster jüdischer Bürger in Wien, fortan konnte er Grundbesitz erwerben. Salomon war einer der größten Großgrundbesitzer in Europa.

1848 finanzierte er die Flucht Metternichts und siedelte nach Paris über.

Carl Mayer Rothschild, der Bankier von Neapel

Salomon Rothschild setzte seinen Bruder Carl M. Rothschild im Königreich Neapel ein, um dort die österreichischen Interessen zu vertreten. Carl M. Rothschild nahm sehr erfolgreich wahr. Ebenfalls gewährte er hohe Kredite an den Burbonenkönig von Neapel, der somit in völlige Abhängigkeit von den Rothschilds geriet. Zu den Kunden der Rothschilds in Neapel gehörten auch der Vatikan sowie die Fürsten von Parma und der Toskana.

Als 1861 Italien geeint wurde, und das Königreich Neapel nicht mehr existierte, wurde die Rotschildbank in Neapel geschlossen. Carl M. Rothschild zog wieder nach Frankfurt und trat der Frankfurter Rotschildbank bei.

Besonderheiten der Familie Rotschild

Die Familie Rotschild hielt sich an das Testament von Mayer Amschel Rothschild. Die Söhne etablierten die Interessen der Rothschild's in den bedeutenden Nachbarländern Großbritannien, Frankreich, Österreich und Neapel. Neben der Frankfurter Rothschildbank gehörten die Rothschild zu den führenden Finanzdynastien in Europa. Alle führenden Positionen wurden durch Familienmitglieder besetzt. Ebenso erfolgten viele Eheschließungen zwischen Familienmitgliedern, somit blieb das Vermögen innerhalb der Familie.

Als Ende im 19 Jahrhunderts die Aktienbanken zunahmen, ging die Macht der Privatbanken zurück, auch die Rothschildbank verlor an Bedeutung. 1900 betrug das Vermögen des deutschen Familienzweiges ca. 430 Millionen Mark. Die Rothschild waren die reichste deutsche Familie. Als der letzte männliche Erbe des deutschen Familienzweiges verstarb, wurde das Vermögen an die anderen ausländischen Familienzweige vererbt. 

Heute dominiert der französische Teil der Rothschilddynastie. Traditionelle Bankgeschäfte betreiben sie heute zwar nicht meh, dennoch sind sie eine der reichsten Familien der Welt. Sie investieren ihr Vermögen vorsichtig und diskret. Vielfach wurden sie belächelt, da sie sich nicht wie viele andere an gewinnträchtigen Investitionen beteiligten. Währende diese riesige Teile ihres Vermögens verloren, bzw. vor dem Ruin standen, wie beispielsweise die Bank Sal. Oppenheim, konnten die Rothschild-Familie ihr Vermögen erhalten und mehren. Diskretion und Verschwiegenheit sind auch heute noch oberste Prinzipien der Rothschild-Dynastie.

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