Was versteht man unter Frieden?

Alle sprechen von Frieden, jedoch ist es fraglich, ob alle die gleichen Vorstellungen haben was man unter Frieden versteht. Die gängigste Meinung dürfte die sein, dass man unter Frieden versteht, dass es keine Gewalt in Form von Kriegen gibt. Kriege haben die Menschen seit jeher geprägt, insbesondere dann, wenn es sich um große und äußerst brutale Kriege ging. Der Wunsch nach Frieden entstand aus dem Leid der Menschen, das solche Kriege verursacht. Das größte Leid der Menschen dabei ist der Verlust von Familienmitgliedern, Verwandten und Bekannten, also Menschen aus dem direkten Umfeld. Nicht immer entsteht Unfriede aus kriegerischen Auseinandersetzungen. Eine bedeutende Ursache für Unfriede sind unterschiedliche Auffassungen und die Überzeugung, dass die eigene Meinung die allein richtige Meinung ist. Aus dieser Unnachgiebigkeit entsteht oftmals Streit und Mißgunst. Unfrieden kann auch in einem einzigen Menschen entstehen. Dies ist dann der Fall, wenn der einzelne Mensch mit seinen Lebensumständen mit sich im Unreinen ist. Menschen verachten sich selber, fügen sich bewusst Schaden zu oder erniedrigen sich selber.

Der Begriff Friede steht in direktem Zusammenhang mit Unfriede, und für den Unfrieden gibt es sehr vielseitige Ursachen. Der Begriff "Friede" kann daher nicht konkret definiert werden, sondern ist individuell verschieden.

Frieden und die Religionen

Frieden ist bei alle großen Weltreligionen ein zentraler Aspekt, sei es das Christentum, der Islam, das Judentum, Hinduismus oder andere. Alle beten sie für Frieden und wünschen sich diesen für ihre Anhänger.

Die Realität sieht jedoch anders aus. Eine zentrale Ursache für Gewalt und Unfrieden liegt gerade in den Religionen begründet. Alle Religionen haben das Dogma, dass ihr Glaube der einzig richtige ist, und leiten aus diesem Anspruch das Ziel herbei, diesen Glauben in alle Welt hinauszutragen und alle Ungläubigen zu diesem Glauben zu bekehren. Nimmt man das Christentum, so muss man festhalten, dass viele Christenführer große Kriege im Namen Gottes führten, beispielhaft hierfür stehen die Kreuzzüge. Auch seit der Zersplitterung der Christen resultieren viele Gewalttätigkeiten aus religiösen Motiven. Katholiken und Lutheranen führten erbitterte Kriege, mit dem Ziel die andersdenkenden Christen umzukehren, zu nennen ist hierbei der dreißigjährige Krieg.

Nicht viel anders sieht es im Islam aus. Hier gibt es innerhalb des Islams viele religiöse Richtungen. Diese Glaubensrichtungen streiten sich um den richtigen Weg und führen erbitterte Kämpfe, derzeit toben heftige Kriege im Nahen Osten und anderen Regionen. Viele davon beziehen sich auf die Scharia.

Die Religionen sollten von Respekt für Andersgläubige ausgehen, wenn sie von Frieden reden. Doch dies ist oftmals kein religiöses Ziel, und die geführten Kriege sind "heilige Kriege" im Namen Gottes.

Frieden innerhalb der Staatengemeinschaft

Wenn man sich die gesamte Geschichte anschaut, ist zu erkennen, dass kriegerische Auseinandersetzungen ein zentraler Aspekt im Weltgeschehen ist. Staaten werden von Regierungen, Diktatoren oder Herrschern,also Menschen, geführt. Ein menschlicher Trieb ist die Mehrung des Besitzes und der Machtfülle; somit ist die Ausweitung der Staatsgrenzen oder des Machtbereichs oftmals ein zentrales Staatsziel. Um dies realisieren zu können werden Kriege geführt. Aus Niederlagen, die ein Kriegsteilnehmer erlitten hat, resultiert erneut Unzufriedenheit, die wieder zu Kriegen führen. Krieg und Frieden zwischen Staaten sind wie Zwillinge, sie gehören unmittelbar zusammen, mal hat der eine die Oberhand, mal der andere. Dabei resultiert der Friede aus erbitterten Kriegen, und der Krieg aus den Folgen des angeblichen Friedens.

Auch in Zukunft wird es immer wieder zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Staaten kommen. Auch wenn es zu Staatenbünden kommt, mit dem Ziel der Friedenssicherung und Friedenserhaltung, wie beispielsweise die Europäische Union, so sind das vorübergehende Epochen. Der nächste Krieg wird kommen.

Frieden und Wirtschaft

Obwohl alle Menschen sich Frieden wünschen, auch wirtschaftlich sieht die Realität ganz anders aus. Friedenszeiten sind keine guten Zeiten für die Wirtschaft. Kriege bedürfen Waffen, und Waffen müssen entwickelt, hergestellt und erneuert werden. Die Industrie, die sich direkt mit der Herstellung und dem Vertrieb von Waffen beschäftigt, ist eine der bedeutenden Wirtschaftszweige. Auch andere Industriezweige, die sich zwar nicht direkt mit der Herstellung von Waffen beschäftigen, beliefern Rüstungsunternehmen. Die Wirtschaftsleistung, die direkt oder indirekt mit der Herstellung von Waffen steht, ist gewaltig. Würden diese Unternehmen ihre Tätigkeit aufgrund des Friedens, der keine Waffen benötigt, einstellen,käme es zu einer enormen Arbeitslosigkeit sowie einer Verelendung von Staaten. Dies würde umgehend zu neuen Konflikten führen, deren Folge wieder Kriege wären. Aus jedem Krieg geht die Wirtschaft gestärkt hervor. Der Grund hierfür ist der rasche Wiederaufbau. Infrastruktur, Immobilien sowie andere Güter werden in großem Umfang benötigt, wirtschaftlich kommt es zu einem Boom. Erst mit zunehmendem Wohlstand erlischt dieser Wirtschaftsaufschwung wieder oder geht zurück.

Nun könnte man argumentieren, die Wirtschaft, das sind nur wenige Menschen denen die Unternehmen gehören. Die "Wirtschaft" ist jedoch sehr vielschichtiger als diese genannte Sichtweise. Die Wirtschaft betrifft jeden Menschen. Arbeitnehmer streben eine Arbeitsstelle an, gleichgültig ob hier Waffen hergestellt werden oder nicht. Unternehmen gehören nicht nur wenigen Personen. Viele Unternehmen werden in Form einer Aktiengesellschaft geführt, und diese Aktionäre sind nicht immer nur die wenigen Reiche, sondern finanzielle Durchschnittsbürger. Diese Aktionäre haben Gewinnerwartungen die erfüllt werden wollen. Auch Personen, die nicht in direktem Zusammenhang mit diesen Unternehmen stehen, profitieren von der Wirtschaftsleistung der Rüstungsindustrie.

Es soll nicht der Eindruck entstehen, dass jede Ethik bezüglich der Herstellung und Lieferung von Waffen ignoriert werden soll; genau so utopisch ist es jedoch auch, ganz auf die Rüstungsindustrie zu verzichten. Fast alle Staaten unterhalten eine Armee, auch wenn diese der reinen Verteidigung dient.

Fazit

"Frieden" dürfte auch weiterhin eines der wichtigsten Ziele der Menschen bleiben. Jedoch nehmen es die Menschen mit dem Friedensverhalten nicht so ernst, Die Medien berichten tagtäglich von Gewalttaten zwischen Menschen, Religionen, Volksgruppen und Staaten. Solange es Neid, Mißgunst, Macht und andere negative menschliche Eigenschaften gibt, wird es auch keinen dauerhaften Frieden geben. Der Friede ist immer nur eine Zeit zwischen den Kriegen.

Autor seit 11 Jahren
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