''Samsara''- eine Film-Meditation zum Kreislauf des Lebens (Rezension)
"Samsara" ist eine meditative Reise durch unsere Welt voller Licht und Schatten. Ein Film, der ohne Worte auskommt, der dennoch die Seele berührt und zum Nachdenken anregt.Der Ursprung von ''Samsara''
Samsara stammt aus dem indischen Sanskrit und heißt wörtlich ''beständiges Wandern'', was so viel bedeutet wie der immerwährende Zyklus des Seins, der Kreislauf von Werden und Vergehen und in den indischen Religionen (Hinduismus, Buddhismus, Jainismus) der Kreislauf der Wiedergeburt.
Welche Art Film ist ''Samsara''?
Diesen außergewöhnlichen Film einem Genre zuzuordnen, ist schwierig. Er ist weder eine Natur-Dokumentation noch eine Reportage, doch der 100-minütige HD-Film ist ein audiovisuelles Erlebnis der Extraklasse. Die Bilder haben eine enorme Tiefe, sind gestochen scharf und die Farben sind brillant. Zusammen mit der dynamischen Filmmusik versteht es Samsara, die Zuschauer durchgehend in seinen Bann zu ziehen.
Samsara ist eine meditative Reise zu den Ursprüngen des Lebens, aber auch eine Reise zu uns selbst. Doch wer glaubt, die anfängliche meditative Stimmung bliebe erhalten, der hat sich getäuscht. Ohne belehrend zu sein, wird dem Zuschauer in teilweise drastischen Bildern der Spiegel der heutigen Industrie- und Konsumgesellschaft mit all ihren Exzessen vorgehalten. Die Botschaft ist schlicht: Der Mensch zerstört die Erde.
5 Jahre Drehzeit stecken in diesem bildgewaltigen Werk, das an 50 Orten der Welt in 25 Ländern und auf 5 Kontinenten gedreht wurde. Dabei ist es Ron Fricke gelungen, Momentaufnahmen einzufangen, wie man sie nur sehr selten zu sehen bekommt. Der gesamte Film kommt ohne Schauspieler, Untertitel und Erzählstimme aus.
Der Zuschauer wird in fremde Welten geführt, zu heiligen und magischen Stätten verschiedener Kulturen und zu den Wurzeln der Menschheit. Man sieht den ewigen Kreislauf von Geburt und Tod, ist überwältigt von unberührter Natur, doch schon im nächsten Augenblick prallt man unvorbereitet auf die von Lärm, Unruhe, Verkehr und Konsum erkrankte Gesellschaft.
So werden zum Beispiel in schnellem musikalischen Takt Abläufe in einer riesigen chinesischen Hühnerfabrik gezeigt, in denen Menschen emotionslos, fast marionettenhaft, ihre monotone Arbeit verrichten. Man sieht arme Menschen, die riesige Müllhalden nach Verwertbarem durchwühlen, Menschen, die ein tristes Leben in verschmutzten Großstadt-Slums fristen, tanzende Gefangene in einem Gefängnis-Innenhof, Bar-Tänzerinnen in der Kälte des Rotlichts und in diesen Momenten ist nichts mehr da von der anfänglich heilsamen Stille. Man ist bedrückt und wünscht sich, dass es solche Bilder in der Realität nicht geben möge.
Beginnt der Film mit tibetischen Mönchen, die geduldig ein farbenprächtiges Mandala aus buntem Sand komponieren, so verwischen sie es am Ende in nur wenigen Sekunden. Ein Symbol für Samsara, den beständigen Wandel.
Fazit
Diesen Film in all seinen Facetten zu beschreiben, ist kaum möglich. Man muss ihn erleben und sich sein eigenes Bild von der unglaublichen Schönheit und Vielfalt, aber auch der grotesken Hässlichkeit dieser Welt machen. Ein Filmerlebnis, das sicher im Gedächtnis bleiben wird.
Obwohl es für ''Samsara'' keine Altersbeschränkung gibt, könnten einige Stellen des Films (Tierfabriken) für Kinder und sensible Menschen nicht geeignet sein.