Schnell Mandarin lernen – in 1 Stunde, 4 Monaten oder 2 ½ Jahren?
Wie viel Mandarin kann man in einer solchen Zeitspanne lernen? Faustformeln für verschiedene Lernziele.Grundfaustregel für das schnelle Erlernen von Mandarin:
Zum Erlernen von Mandarin brauchen Deutsche 3,5 mal länger als für das Erlernen einer dem Deutschen verwandten indogermanischen Sprache wie Englisch oder Französisch (näheres zu diesem Faktor finden Sie unten).
(Bild: Nemo / Pixabay)
Konkrete Faustregeln für verschiedene Mandarin-Sprachstufen in einer Tabelle:
Ziel | Superschnell | Sehr schnell | Schnell | ||
Paar Worte für den Pauschalurlaub (6 Wörter) | 1 Stunde | 3 Stunden | 10 Stunden | ||
Grobverständigung – A1/A2 (300 Wörter) | 4 Monate | 8 Monate | 14 Monate | ||
Fast Auslandsstudium – B2 (1.200 Wörter) | 2,5 Jahre | 5 Jahre | 10 Jahre |
Bei den letzten beiden Werten bin ich von einem Lernpensum von 6 Stunden pro Tag ausgegangen – länger kann niemand intensiv lernen. Die Zeiten orientieren sich an den Zeiten für das Spanischlernen, mal dem Faktor 3,5 für Mandarin. Ich habe meist aufgerundet.
Schnell 6 Vokabeln für den Pauschalurlaub lernen
Auch bei Pauschalurlauben, bei denen man sich meist auf Englisch verständigt, ist es höflich, ein paar Worte der Landessprache einfließen zu lassen. Dabei habe ich praktischerweise die Erfahrung gemacht, dass man sowieso meist nur ein paar Wörter der Landessprache sagen kann, ohne dass ein Antwortschwall folgt, den man wieder nicht versteht.
Gut sind beispielsweise folgende Wörter, die man auch schnell lernen kann:
Deutsch | Mandarin | Ausgesprochen wie | Eselsbrücke | ||||
Hallo | Nihao | Ni Hau, Betonung auf i und a | Nicht hauen | ||||
Auf Wiedersehen | Zaijian | Sai tienne, Betonung auf a, i und i (das 2. Wort wird französisch ausgesprochen) | Sieh da | ||||
Ja | Dui | Du ey, Betonung auf u und e | Jugendlichenanrede | ||||
Nein | fou | Buh | Erschreckenslaut eines Gespensts | ||||
Danke | Xiexie | Chiäthiä, Betonung auf ä und ä | Huhnlockruf | ||||
Entschuldigung | Duibuqi | Du i Butschi, Betonung auf u, i und u | Ach du kleiner Vogel |
Die Wörter werden übrigens alle singsangmäßig ausgesprochen. (Auf die Darstellung der Wörter in chinesischen Schriftzeichen habe ich der Einfachheit halber verzichtet.)
(Bild: tpsdave / Pixabay)
Einfache Verständigung auf Mandarin
Für eine grobe Verständigung sollen laut HSK (näheres dazu unten), Stufe 2, ungefähr 300 Wörter ausreichen. Die erfreuliche Nachricht ist, dass dies deutlich weniger sind als bei indogermanischen Sprachen – im Spanischen sind z.B. 600 Wörter zu lernen. Auch die Grammatik soll deutlich einfacher sein als im Deutschen, es soll keinen Plural geben, keine Wortbeugungen und keine Änderungen bei Zukunfts- oder Vergangenheitsformen. Allerdings sind die Wörter im Chinesischen schwerer zu lernen – es gibt vier verschiedene Betonungen, die die Bedeutung eines Wortes komplett verändern. Außerdem gibt es keinen Wiedererkennungswert für Deutsche.
Was man noch machen kann: Die chinesischen Schriftzeichen am Anfang weg lassen. Denn sie haben mit der Aussprache nichts zu tun und sind in gewisser Weise eine 2. Sprache. (Dann hat man allerdings ein Problem, wenn der Gesprächspartner einen anderen Dialekt, spricht z.B. Kantonesisch statt Mandarin. Das unterscheidet sich dann wie Deutsch und Schwedisch, und auch Chinesen behelfen sich in so einem Fall mit Schriftzeichen.)
Lernmittel
Bei dem abgebildeten Anfänger-Lehrbuch "Fit in Chinesisch" wird ein so genannter Ting-Stift benutzt. Dabei handelt es sich um einen dicken Stift, auf den die Software des Lernsystems aufgespielt wird. Tippt man mit dem Stift auf das Ting-Symbol in dem Buch, wird die entsprechende Stelle vorgespielt. Das ist wirklich prima (habe den Ting-Stift für das Englisch-Wörterbuch meines Sohnes).
Um sich fließend auf Mandarin verständigen zu können, dazu muss leider Jahrelang intensiv gelernt werden. Aber selbst dafür existieren Selbstlernsysteme.
Zum Faktor: Wieso 3,5 mal länger?
Für die Erschwernis durch Mandarin würde ich den Faktor 3,5 ansetzen. Dies beruht einer Untersuchung, wie viel länger Amerikaner – Deutsche dürften vergleichbar sein - für das Erlernen von Mandarin als für das Spanische brauchen. Um Niveau 3 von 5 zu erreichen, brauchen sie für Spanisch 600 Stunden, für Mandarin 2.200 Stunden, also gut das 3,5-Fache.
Warum ist Mandarin für Amerikaner und Deutsche so viel schwerer als beispielsweise Spanisch? Einmal sind Mandarin eigentlich zwei Sprachen – eine mündliche und eine schriftliche. Beide haben miteinander nichts zu tun. Die Schriftsprache beruht im Wesentlichen auf dem auswendig Lernen von sehr vielen Zeichen – das dauert; ein Forumsteilnehmer gab beispielsweise an, dafür ¾ der Zeit gebraucht zu haben. (Und es gibt keine der eigenen Sprache ähnlichen Wörter, wie bei den germanischen Sprachen untereinander.)
Europäischer Referenzrahmen, HSK-Prüfung, Quellen
Bei Erreichung von A2 des gemeinsamen europäischen Referenzrahmens soll man sich in einfachen Situationen verständigen können, zu den Themen Personen, Einkaufen in Familie einfache Ausdrücke und Sätze verstehen können. Bei B2 kann man sich zu vielen Themen äußern und den hauptsächlichen Inhalt komplexer Texte verstehen. Man kann sich mit spanischen Muttersprachlern fließend unterhalten, dass es für keinen von beiden besonders anstrengend ist. Ein Auslandsstudium in China wird allerdings noch etwas mehr erfordern, nämlich das Niveau C1 oder zumindest Teile der für C1 vorausgesetzten Kenntnisse.
Dem entsprechen bei der für Mandarin/Chinesisch als Fremdsprache entwickelten Hanyu Shiping Kaoshi-Prüfung die Prüfungsstufen HSK 2 (für A2) und HSK 4 (für B2).
Quellen: Die Mandarin-Vokabeln habe ich aus dem Internet herausgesucht und wegen der Aussprache noch einmal eine zweisprachig aufgewachsene Nachbarin befragt! Sie meinte, dass meine deutschen Aussprache-Erklärungen ungefähr hinkommen. Meine eigenen Sprachlernerfahrungen basieren wie bei den meisten Menschen nicht auf einem zweisprachigen Aufwachsen, sondern dem Erlernen von der drei Schul-Fremdsprachen Englisch, Französisch und Russisch. Ferner einem Studienjahr in England (Jura) und Urlaubsaufenthalten in Ländern, deren Sprache ich vorher nicht kannte.