Schokolade senkt Gefahr von Herzerkrankungen
Der Genuss von Schokolade führt bei nicht wenigen Menschen zu gesundheitlichen Problemen. Neuere Untersuchungen zeigen: Schokolade besitzt auch gesundheitsfördernde Eigenschaften.Frucht des Kakaobaumes (Bild: wattwurm25 / pixelio.de)
Geöffnete Kakaofrucht mit getrockneten Bohnen (Bild: Helene Souza / pixelio.de)
Schokolade - der verkannte Dickmacher?
Seit dem mit Wasser zubereiteten cacahuaquchtl der Mayas hat die Schokolade zahlreiche Wandlungen erfahren. Ihr Geschmack und ihre Raffinesse wurden durch die Jahrhunderte unaufhörlich verfeinert und gesteigert. Zum Leidwesen ihrer zahlreichen Liebhaber trifft das leider auch auf ihren Kaloriengehalt zu. Die meisten industriell hergestellten Kakaoprodukte werden längst von den »Geschmacksverstärkern» Fett und Zucker dominiert. Aus dem biederen »Bitterwasser« der Azteken (xoco = bitter, atl = Wasser) ist eine zuckersüße Kalorienbombe geworden. An Stimmen, die vor Übergewicht und Fettleibigkeit durch den Genuss des energiereichen Naschwerks warnen, hat es deshalb auch nie gefehlt.
Ein im British Medical Journal veröffentlichter Review gibt jedoch Anlass zu freudigem Optimismus. Medizinern der School of Clinical Medicine der University of Cambridge zufolge hat der vermeintliche Dickmacher durchaus gesundheitsförderndes Potenzial. Die Arbeitsgruppe um Oscar H. Franco hat in einer Meta-Analyse sieben Studien ausgewertet, in denen der Schokoladenkonsum in Europa und Nordamerika mit dem Auftreten von Herzerkrankungen verglichen wurde. Die aufwändigen Studien waren über einen Zeitraum von bis zu sechzehn Jahren an mehr als 114.000 Probanden durchgeführt und zwischen 2006 und 2010 publiziert worden.
Studien belegen: Kakaoprodukte schützen vor Herzerkrankungen und Schlaganfall
Die Autoren kommen zu einem überraschenden Ergebnis: bereits zweimaliger Genuss von Schokolade und anderen Kakaoprodukten pro Woche kann das Risiko, an Herzleiden und Schlaganfall zu erkranken, um bis zu 37 Prozent vermindern. Laut einer japanischen Studie ließe sich sogar die Gefahr eines Diabetes durch den Verzehr von Schokolade um rund ein Drittel verringern.
Eine Risikominderung in dieser Größenordnung ist nach Einschätzung von Dr. Franco sehr groß. Der Mediziner führt die vorbeugende Wirkung unter anderem auf Inhaltsstoffe wie Antioxidantien und Flavonole zurück, die eine blutdrucksenkende Wirkung besitzen. Anscheinend üben diese und viele andere natürliche Wirkstoffe im Kakao einen positiven synergistischen Effekt auf die Gesundheit des Herzens aus. Trinkschokolade sollte man jedoch - nach dem Originalrezept der Mayas - mit Wasser zubereiten, da Milch die gesundheitsfördernde Wirkung von Kakao herabsetze.
Mäßiger Schokoladengenuss schützt das Herz und baut Fettleibigkeit vor
Schokolade könnte also ein wahrer Gesundbrunnen sein. Da in den Studien aber lediglich nach der Häufigkeit des Schokoladenkonsums gefragt wurde, geben sie leider keinen Aufschluss über die von den Probanden tatsächlich verzehrte Menge. Die Wissenschaftler können deshalb noch keine Aussage darüber machen, wie viel Kakaoprodukte pro Zeitraum konsumiert werden müssen, damit sich der positive Effekt einstellt. Die Forscher um Oscar Franco raten jedoch unbedingt zu einem zurückhaltenden Konsum der braunen Leckerei, da sonst Suchtgefahr mitsamt den üblen Folgeerscheinungen wie Übergewicht drohe. Der vermeintliche Vorteil schützt im Falle von »Schokoladenmissbrauch« nicht vor anderen schweren gesundheitlichen Beeinträchtigungen.
Der hohe Fett- und Zuckeranteil der meisten Kakaoerzeugnisse wird von den britischen Wissenschaftlern ohnehin als Haupthindernis für Schokoladengenuss ohne Reue angesehen. Ob der Verzehr von Diätschokolade eine geeignete Alternative darstellt, ist allerdings zweifelhaft, da die gesünderen, weil fett- und zuckerreduzierten Kakaoprodukte bei den Schokoladenliebhabern bislang nur eine geringe Akzeptanz genießen. Die Wissenschaftler empfehlen daher Schokoladensorten mit einem möglichst hohen Anteil an Kakaomasse. Die alten Mayas und Azteken hätten sie sicher mit Begeisterung verspeist.
Bitte beachten Sie, dass der Artikel generell fachlichen Rat - zum Beispiel durch einen Arzt - nicht ersetzen kann.
Quellen:
Adriana Buitrago-Lopez, Jean Sanderson, Laura Johnson, Samantha Warnakula, Angela Wood, Emanuele Di Angelantonio, Oscar H Franco: Chocolate consumption and cardiometabolic disorders: systematic review and meta-analysis. BMJ 2011; 343:d4488
Schokolade - ein unwiderstehlicher Genuß. arsEdition, München, 2002