Schwarzes Gold – warum Vinyl sein Revival erlebt

Gründe, weshalb man Schallplatten lieben sollte - und weshalb es immer Fans geben wird, die auf das schwarze Gold schwören!

Vor kurzem habe ich einen sehr grenzwertigen Artikel gelesen (http://www.tagesspiegel.de/kultur/musik-als-kult-und-ware-verrueckt-nach-vinyl/8064476.html), der Plattenliebhaber als etwas...sagen wir mal, verschrobene Individuen darstellt – respektive all jener, die Platten rein als Wertanlage kaufen. Irrtum eins: wer Geld in Platten investiert, mitunter auch einmal etwas mehr... hätte zu viel davon. Das ist ein Irrtum. Natürlich können auch mir persönlich bekannte Plattenliebhaber nicht einfach so fünftausend Euro aus dem Hut zaubern. Aber sie bezahlen für eine Platte, die es ihnen wert ist, die handelsübliche Währung. Ich denke, das ist noch nicht strafbar. Irrtum zwei: Platten knistern beim Abspielen. Echt? Ich weiß natürlich nicht, welcher Plattenspieler da verwendet wurde (offenbar einer, den man baldmöglichst austauschen sollte). Die Wahrheit aber ist, dass die Klangqualität bei Platten eine äußerst hochwertige ist, mit der keine CD mithalten kann. Auch andere Wiedergabemöglichkeiten scheiden aus, Musik LIVE zu hören wäre natürlich eine Möglichkeit – aber diese kommt nicht immer in Frage. Europas größte Schallplattenbörse in Utrecht habe ich noch nicht kennen gelernt – bisher, ich werde dies baldmöglichst einmal nachholen – aber wenn ich jetzt an meinen Besuch gestern auf der Plattenbörse in der Panzerhalle in Salzburg denke, so hat sich dieser für den Sammler in meiner Familie ausgezahlt. Er hat sich einige Schnäppchen gefunden (5000 Euro haben wir nicht, aber "nur" 5 Euro ist jetzt auch nicht ganz unser Thema), über die er sich freuen kann. Nebenbei bemerkt, gehen wir gleich mal zu Irrtum drei: es ist nichts Verwerfliches, wenn man Platten auch oder vielleicht tatsächlich nur als Wertanlage sieht. Das möchte ich schon mal klarstellen. Das ist eine private Entscheidung. Und finanziell betrachtet vielleicht gar keine schlechte.

Eindrücke von der Plattenbörse Salzburg

Die Plattenbörse Salzburg in der Panzerhalle, Dezember 2016 (Bild: Mag.a Bernadette Maria Kaufmann)

Die Plattenbörse in Salzburg

Mein Eindruck als Begleitung und Zusehende: die meisten der Besucher dort sind wahre Fans von Platten, wissen die super Klangqualität zu schätzen, und freuen sich, wenn sie ein gutes Stück finden. Viele suchen auch gezielt nach einer besonderen Veröffentlichung. Und auch die Verkaufenden selber freuen sich über Interessierte – sie beraten sie auch gerne, und wenn sie wissen, dass man gezielt etwas sucht, sind sie gern bereit, einem zu helfen, es auch zu finden.

Als wenig problematisch empfinde ich persönlich, wenn jemand Platten als reine Wertanlage sieht. Im übrigen ist auch den echten Musikliebhabern klar, dass diese Platten teils materiellen Mehrwert haben, dass dieser steigt, und man im Falle eines Wiederverkaufs diesen Mehrwert herein holen kann. Allerdings, wenigstens mein Plattensammler beabsichtigt dies nicht zu tun.

Zwar recherchiert auch er penibel mittels Smartphone – allerdings würde er keine seiner Platten verkaufen. Das muss er auch nicht.

Ihm geht es rein um Infos zur Platte, zu ihrer Pressung und so weiter...um Dinge, die man vor dem Kauf besser wissen sollte.

Musik und Film gehören zusammen - auch Filmplakate kann man bei der Plattenbörse kaufen

Filmplakate (Bild: Mag.a Bernadette Maria Kaufmann)

Perfekter Sound

Ich muss ihm zugestehen, dass seine Platten eine besonders gute Klangqualität mitbringen, die Zuhörern später bei CD und Co fehlen wird. Das hätte ich früher so extrem gar nicht bemerkt, aber: es stimmt. Platte hat was.

Außerdem macht es mehr Freude, sich für die Musik, die man mag, Zeit zu nehmen, sie mit wirklichem Genuss anzuhören, und zu wissen, dass es eine besondere Erfahrung ist.

Eine, die auch ich nicht mehr missen möchte ;-)

Etwas merkwürdig finde ich, dass für viele Menschen der wahre Wert von Musik, aber auch von Literatur, verloren geht. Vinyl erlebt zwar sein Revival. Es gibt aber trotzdem genug Leute, die damit zufrieden sind, Musik nur zu streamen – statt auch zu streamen, trotzdem aber auch Musik auf Platte anzuhören. Das ist für mich so, als ob jemand denkt, er liest ausschließlich Ebooks – aber keine gedruckten Bücher mehr. Ich veröffentliche gerne (auch) Ebooks – aber "echte Bücher" werden sie niemals ersetzen, vielmehr sind sie ein Zusatzangebot - ebenso wenig, wie das Streamen von Musik ein würdiger Ersatz von Musik auf Schallplatten sein kann.