Wie kommt es zum Schwitzen?

Um zu leben braucht der Mensch Energie. Die holt er sich aus Essen und Trinken. Aus den darin enthaltenen Nährstoffen Kohlenhydraten, Eiweiße und Fette produziert er seine Energie. Die Biomaschine Mensch gewinnt daraus zu vier Fünftel Wärmeenergie. Die benötigt er auch, um seine Körpertemperatur von 37 Grad Celsius konstant zu halten. Der Ofen Mensch arbeitet so effektiv, dass er sogar Wärme nach außen abgeben muss, um sich nicht selbst zu überhitzen. Schwere Arbeit, große Hitze, dicke Kleidung und seelische Erregung heizen den Organismus zusätzlich auf. Bereits geringe Erhöhungen der Körpertemperatur führen zu Störungen. Steigt die Körperwärme auf über 41 Grad Celsius an, kommt es zum Kreislaufversagen und tödlichem Hitzschlag.

Schweiß erfrischt

 Um die Körpertemperatur ständig zu kontrollieren, sind in der Haut Temperaturfühler, sogenannte Thermorezeptoren, verteilt. Sie senden ihre Meldungen an das Steuerzentrum der Temperaturregulation im Gehirn. Bei Abweichungen von der Norm, kommen Gegenmaßnahmen in Gang. Zunächst erweitern sich die Blutgefäße in der Haut, so dass mehr Blut hindurchfließen und dadurch mehr Wärme nach außen abgestrahlt werden kann. Die Haut ist dabei gerötet und erwärmt. Zusätzlich verdunstet Feuchtigkeit auf der Hautoberfläche und über die Atemwege. Diese Wärmeabgabe durch Verdunstung ist effektiv und das beste Kühlsystem, das die Natur kennt. Verdampft ein Liter Wasser an der Hautoberfläche werden dem Körper 2430 Kilojoule (= 580 Kilokalorien) Wärmeenergie entzogen. Selbst bei normaler Raumtemperatur beträgt der kaum wahrnehmbare Wasserverlust über die Haut und die Atemwege 500 – 800 Milliliter pro Tag (3-4 Gläser), wovon 150 –500 Milliliter auf die Anfeuchtung der Atemluft entfallen. In der Fachsprache heißt das dann Perspiratio insensibilis. Bei starker körperlicher Arbeit oder bei Außentemperaturen von über 30 Grad Celsius langt die normale Wärmeabgabe nicht mehr. Die Klimaanlage läuft nun auf vollen Touren und der Schweiß bricht aus allen Poren. Fachsprachlich: thermische Schweißsekretion oder Perspiratio sensibilis. Körperwärme verdunstet die Feuchtigkeit auf der Haut.

Bekleidung aus Baumwolle oder Leinen kühlen besser

Verdunstung gleich Kühlung, dieses Prinzip machten sich schon die alten Römer zunutze. Sie kühlten ihre Arenen, indem sie Gebäude mit Planen überspannten und dünne Wasserfilme darüber laufen ließen.

Beim Menschen stellt die Verdunstung bei einer Umgebungstemperatur von 35 Grad Celsius den einzigen Weg der Wärmeabgabe dar. Hitzearbeiter am Hochofen können 15 Liter Schweiß pro Tag ausscheiden. Dabei sind Schweißtropfen, die nur von der Stirn tröpfeln, für den Wärmehaushalt völlig wertlos. Mehr Kühlung entsteht durch Bekleidung aus Stoffen mit hoher Faseroberfläche, wie Baumwolle oder Leinen. Die saugen Schweiß besser auf und lassen ihn großflächig verdunsten.

Erlaubter Schweiß und unerlaubter Schweiß

Bei sportlichen Veransaltungen darf der Schweiß öffentlich tropfen und das Trikot klatschnass. Das signalisiert Einsatz und Gewinnenwollen. Im Alltag grenzt so etwas an Rücksichtslosigkeit und Geruchsbelästigung. Beim Umgang von Mann und Frau ist der Schweißgeruch manchmal sogar erwünscht. So beschwor Napoleon seine Josephine, sich nicht zu waschen, bis er wieder zurück aus seinen Schlachten kam. Er wollte sich an ihrem Duft laben. Auch Goethe entwendete seiner Geliebten Freifrau von Stein ein Mieder. So inhalierte er in stillen Stunden den Duft. Bauernmädels klemmten sich Apfelscheiben unter ihre Achselhöhlen. Die mit Schweiß getränkten Apfelstücke gaben sie ihrem Favoriten zu essen.

Schweiß enthält sogenannte Pheromone, die beim Erschnuppern durchaus sexuelles Interesse auslösen können. In der Achselhöhle sind besonders viele Schweißdrüsen und produzieren Duftstoffe. Achselhaare sorgen für eine Vergrößerung der Verdampfungsoberfläche. Pech für  Männer ist, dass sich in unseren Gesellschaften die Frauen die Achselhaare rasieren. Männer dürfen ihre Achselbehaarung behalten, das gilt vielfach sogar als besonders männlich.

Deos gegen Schweißgeruch

Bis ins 19. Jahrhundert bevorzugte in unseren Breiten die bessere Gesellschaft Parfüms, um Körpergeruch zu überdecken. Genauer: Sie versuchten es zumindest. Tatsächlich dürfte die Geruchsentwicklung an den Königshöfen beträchtlich gewesen sein. Denn ohne Waschen hilft das beste Parfüm oder Deo nichts. Ohne Wasser und Seife sind Deos schlichtweg überfordert. Der Zerfallsprozess von geruchlosem Schweiß in Körpergeruch macht ein Deo nicht rückgängig. Um die Deo Wirkung zu erreichen gibt es mehrere Wege. In der Regel werden sie miteinander kombiniert.

  • Bakterienhemmende Mittel reduzieren das Bakterienwachstum auf der Haut und damit die Geruchsentwicklung. Das hochwirksame Triclosan wird wegen der Gefahr, die natürliche Haut Flora stark zu beeinträchtigen, in Deutschland nur noch selten eingesetzt.
  • Alkohol hemmt zwar auch das Bakterienwachstum, wird allerdings nicht von allen im Dauergebrauch auf der Haut gut vertragen.
  • Antitranspirantien: Sie verringern die Schweißbildung, indem sie die Poren verengen. Dadurch wird den Bakterien ein Teil ihrer Nährstoffe entzogen, was zum verminderten Wachstum führt. Dafür einsetzbar sind in der Regel Aluminiumsalze.
  • Geruchsüberdecker: Getrost können Parfümstoffe als die ältesten Mittel gegen üble Düfte gelten. Sie verfügen gleichzeitig über bakterienhemmende Wirkung, ebenso viele ätherische Öle. Nicht wenige Verwender von Deos nutzen die auch als eine Art Parfümersatz.
  • Geruchsabsorber: Sie können geruchsbildende Verbindungen aufnehmen und festhalten.

Flug in einen Urlaubsort mit Wüstenklima

Sonne, Hitze, Urlaub. Bei Klimaveränderungen passt sich der Organismus in seiner Temperaturregelung an. Beim raschen Übergang von gemäßigtem Klima in wärmere Gefilde, wie etwa ein Flug vom frostigen Berlin ins heiße Kenia, reagiert er zunächst mit bekannten Mechanismen, wie stärkere Hautdurchblutung und Schwitzen. Dauert die thermische Belastung jedoch Tage und Wochen an, so heißt es umstellen. Die Schweißproduktion kann bei großer Hitze, hoher Luftfeuchtigkeit und starker Belastung auf bis zu zwei Litern pro Stunde rapide ansteigen. Allerdings erfolgt die Verdunstung und damit Kühlung umso leichter, je niedriger die Luftfeuchtigkeit ist (trockene Hitze). Im Idealfall ist die Luftfeuchtigkeit so niedrig, dass trotz hoher Schweißproduktion die Haut praktisch trocken bleibt (Wüstenklima). Die Schweißdrüsen "lernen": Sie springen schon bei niedrigeren Außentemperaturen an, arbeiten stärker und länger. Normaler Schweiß enthält 0,2 –0,3 Prozent Natriumchlorid (Kochsalz). Hitzegewöhnte Menschen sparen lebenswichtiges Kochsalz ein. Ihre Kochsalz-Konzentration im Schweiß sinkt auf 0,03 Prozent ab. Der Wärmeakklimatisierte verspürt frühen und stärkeren Durst und sorgt daher durch rechtzeitiges Trinken für den Ausgleich des Wasserdefizits. Nach ausgiebigem Schwitzen muss allerdings auch der Angepasste seine (geringeren) Kochsalzverluste ersetzen. Sonst können Hitze und Feuchtigkeit in Verbindung mit größeren Anstrengungen infolge von Wasser- und Salzverlust zu einem Hitzekollaps oder zu einem gefährlichen Hitzschlag führen. Tee und mineralhaltige Getränke (z. B. Frucht- und Gemüsesäfte, Brühen) empfehlen sich in solchen Fällen. Mit etwas Salz in Speisen und Getränken kann Hitzeschäden vor allem in der Akklimatisationsphase vorgebeugt werden.

Flug in die Tropen mit feucht-heißer Hitze

Völlig anders reagieren Bewohner von feucht-heißen Tropengebieten. Bei ihnen ist der "Thermostat" höher eingestellt, das heißt die Schwitzschwelle ist höher. Unter Inkaufnahme einer höheren Körpertemperatur begegnen diese Menschen der alltäglichen Hitzebelastung mit einer geringeren Schweißmenge. Langfristig gesehen ist dies für den Körper energiesparender und damit wirtschaftlicher. Ob Tropen- oder Wüstenklima die erreichte Akklimatisation ist nicht stabil, sondern bildet sich nach dem Urlaub schnell wieder zurück.

Ohne Schweiß keinen Preis - Schwitzen und Trinken beim Wettkampf

Während Sportlicher bei ihren Höchstleistungen von Pokalen und Weltrekorden träumen, produziert ihr Körper erst einmal mehr Wärme. Um sich die vom Halse zu schaffen, rinnt Sportlern buchstäblich der Schweiß vom Körper herunter. Mit zunehmendem Trainingszustand können sie in der gleichen Zeit mehr schwitzen, weil ihre Schweißdrüsen gut eingearbeitet sind. Untrainierte produzieren etwa 0,8 Liter Schweiß pro Stunde, Trainierte 2 – 3 Liter pro Stunde. Die Wärmeabgabe durch Schweiß ist die Voraussetzung für hohe Leistungen. Trotzdem steigt auch bei Durchtrainierten die Körpertemperatur nach sportlicher Belastung oft auf 38 – 40 Grad Celsius an. Wenn Leistungs- wie auch Breitensportler gewinnen wollen, müssen die Schweiß- und damit Flüssigkeitsverluste wieder ausgeglichen werden. Flüssigkeitsverluste von nur zwei Prozent des Körpergewichts vermindern die Leistungsfähigkeit enorm. Dennoch hält sich hartnäckig die Sportlerweisheit: Wenig schwitzen, wenig trinken. Ein Trugschluss, denn das Umgekehrte ist der Fall. Sportler, die mehr trinken schwitzen weniger, da ihre Blutgefäße besser gefüllt sind und dadurch mehr Wärme abstrahlen. So muss weniger Wärme durch Schweißverdunstung abgegeben werden. Mit Schweiß gehen aber auch Mineralstoffe, wie Natrium, Chlorid und Kalium, verloren. Will der Sportler keinen Leistungsknick erleben, hat er Wasser und Mineralstoffe schleunigst zu ersetzen. Bier ist zwar durstlöschend, aber um Mineralstoffverluste auszugleichen unpassend. Besser sind Fruchtsäfte gemischt mit Mineralwasser.

Tipps gegen Schwitzen

Schwitzer können einiges tun gegen lästigen Körpergeruch. Wasser und Seife sind das erste Mittel der Wahl. Gerade an heißen Tagen sollten Achselhöhlen und Füße gründlich und häufiger als üblich gewaschen werden. Zusätzlich können Deodorants schweiß- und geruchshemmend wirken. Lösungen und Cremes entfalten in der Regel nur ihre Wirksamkeit, wenn sie zu schweißfreier Zeit auf die Haut gebracht werden. Haare bieten Bakterien ideale Lebensbedingungen. Deshalb hilft Rasieren, Körpergeruch zu vermeiden. Ohne Achselhaare ist der Schweißfluß zwar spürbarer, man schwitzt aber nicht mehr. Es wird nur sichtbar, was die Haare sonst festhalten.

Hemd und Hose: In zu warmer oder zu enger Kleidung, eventuell noch aus Synthetik, kommt fast jeder leicht ins Schwitzen. Zu empfehlen sind weite, luftdurchlässige Kleidung aus Naturfasern, unter der die Haut atmen kann. Wäsche und Strümpfe häufiger wechseln.

Essen und Trinken: Durch Meiden von Alkohol, heißem Tee und Kaffee, scharfen Gewürzen, zu heißem Essen und kalorienreicher Kost während der Sommerhitze lässt sich unmäßiges Schwitzen vermeiden. So unangenehm Schweiß auch ist, wer viel schwitzt muss auch mindestens zwei Liter Flüssigkeit pro Tag trinken. Besonders im Sommer, aber auch im Winter bei trockener Heizungsluft, gilt: Trinken nicht verschwitzen.

Hausmittel gegen Schwitzen, Schweiß, Schweißfüße und Schweißflecken - ohne Gewähr

  • Gegen Nachtschweiß hilft Salbeitee.
  • Achselschweiß wird beseitigt, in dem man die Achselhöhlen öfters mit einem Tee aus Eichenrinde wäscht.
  • Man wäscht die Achselhöhlen täglich mit heißem Wasser und Seife. Danach tupft man jede Achselhöhle mit einem in Essigwasser, Franzbranntwein oder Kölnisch Wasser getränkten Wattebausch. Nach gründlichem Abtrocknen mit Schweißpuder behandeln.
  • Ziehen Sie wollene oder baumwollene Socken an, denn sie saugen den Schweiß besser auf als die synthetischen.
  • Sollten Sie nur Socken aus synthetischen Material besitzen, ziehen Sie sie nur einmal an und waschen sie gleich wieder.
  • Schweißfüße - Achten Sie darauf, dass die Strümpfe immer gleich nach dem Tragen gewaschen werden.
  • Lassen Sie die Schuhe zwischendurch gründlich austrockenen, bevor Sie sie wieder tragen.
  • Schweiß bekommt man aus Kleidern, wenn man sie zwischen zwei Tüchern plättet, die mit Salmiakgeist getränkt sind. Diesen Vorgang öfter wiederholen.
  • Schweißblätter sollten nur von links auf der Wolldecke gebügelt werden, ohne Bügeltuch zwischen Unterlage und Gegenstand.
  • Schweißränder in Kleidungsstücken verlieren ihren Geruch und verschwinden, wenn man sie Sachen vor dem Waschen in warmem Essigwasser einweicht.
Laden ...
Fehler!