Die Vorbereitung

Wer bereits einmal das Vergnügen hatte, in einem Magnetresonanztomografen (kurz MRT) untersucht zu werden, der weiß, wie unangenehm dies sein kann. Eine Untersuchung der Funktion der Hirnareale unter Narkose ist nicht möglich, da der Patient bei vollem Bewusstsein und ansprechbar sein muss. Absolutes Stillhalten ist äußerst wichtig, schon die kleinste Bewegung kann die Untersuchungsergebnisse verfälschen. Hinzu kommt der Höllenlärm, den diese Geräte verursachen und der durchaus bei etwa 95 Dezibel liegen kann - zu viel für empfindliche Hundeohren. 

Gregory Berns und sein Tiertrainer schafften es dennoch, die Testhunde - es war ein gutes Dutzend - so zu trainieren, dass diese nicht nur freiwillig in das MRT-Gerät hineingingen und ihren Kopf in einer speziellen Vorrichtung fixieren ließen, sondern auch noch reglos darin ausharrten und mit Hilfe von Ohrstöpseln sogar die hohe Geräuschkulisse ertrugen. Berns betont ausdrücklich, dass kein Tier zu etwas gezwungen wurde, was es nicht freiwillig tun wollte, dass keinerlei Gewalt angewandt wurde und dass die Hunde jederzeit die Möglichkeit hatten, die Untersuchung abzubrechen. Dazu hatte er sogar mit den jeweiligen Haltern eigens einen entsprechenden Vertrag abgeschlossen.

Zunächst probten Berns und sein Tiertrainer mit Berns' Hündin Callie an einer Attrappe eines MRT, die sie im Garten aufgestellt hatten. Schritt für Schritt wurde Callie dazu gebracht, das Gerät zu betreten, sich darin niederzulassen und schließlich ihren Kopf in einer Halterung fixieren zu lassen und dabei mit Hilfe von Ohrschützern die extremen Geräusche des MRT auszuhalten. Eine enorme Leistung der Hündin und des Trainers! Schließlich folgten weitere Hunde, meist von Bekannten aus der Nachbarschaft, so dass nach etwa zwei Jahren die tatsächlichen Untersuchungen unter realen Bedingungen durchgeführt werden konnten. 

Die Ergebnisse

Von der Decodierung des Hundegehirns ist inzwischen die Rede. In der renommierten New York Times erläuterte Berns in einem vielbeachteten Artikel kürzlich sein Experiment und seine Forschungsergebnisse unter dem Titel Dogs are people,too. Während bis vor kurzem Hunde noch als instinktgesteuerte Wesen betrachtet wurden - eine Ansicht, die durch den Behaviourismus lange Jahre zementiert war - konnte Berns nachweisen, dass auch im Hundegehirn ein Bereich existiert, der für Gefühle zuständig ist. Ähnlich wie Menschen besitzen Hunde zwischen Hirnstamm und Hirnrinde ein besonderes Areal, den Nucleus Caudatus. Dieser spielt unter anderem eine wichtige Rolle bei der Antizipation von angenehmen Gefühlen. "Viele der gleichen Dinge, die den menschlichen Caudatus aktivieren und mit positiven Gefühlen assoziiert sind" so führt Berns aus, "aktivieren auch den Caudatus beim Hund". Dies ist ein starker Hinweis darauf, dass auch Hunde Wesen sind, die zu Emotionen fähig sind. Berns spricht ihnen das Empfindungsvermögen etwa eines Kleinkindes zu.

Die Schlussfolgerung

Berns wäre aber nicht Berns, wenn er nicht hier die für ihn wesentlichen Fragen stellte: Wenn Hunde ein Empfindungsvermögen haben, dürfen wir sie dann weiterhin wie eine Sache behandeln? Das amerikanische Tierschutzgesetz verbietet zwar seit 1966 die Misshandlung von Tieren, gleichzeitig wurde aber die Ansicht gefestigt, sie seien Dinge oder Besitz, mit denen willkürlich verfahren werden kann. Berns geht noch einen Schritt weiter und stößt die Frage an, ob nicht solchen Tieren, die nachgewiesenermaßen zu Gefühlen fähig sind, eine Art Persönlichkeitsrechte zugesprochen werden sollten. Damit wären sie vor Ausbeutung als Versuchstiere, bei Hunderennen oder in der Massenzucht geschützt, da dies ihrem "Selbstbestimmungsrecht" zuwiderlaufen würde.

Berns' Forschungen und vor allem seine Schlussfolgerung und die daraus resultierenden Forderungen werden kritische Einwände und kontroverse Diskussionen hervorrufen. Zu festgefahren sind teilweise die Denkmuster, die dann aufgesprengt werden müssten. Aber wäre es nicht längst an der Zeit, zu einer neuen Ethik im Umgang mit Tieren zu kommen?

Tierfreunde und alle, die mit Hunden zusammenleben, haben es jedenfalls schon lange gewusst und nun durch die Forschungsergebnisse bestätigt bekommen: Auch der Hund, der vierbeinige beste Freund des Menschen, ist zu Gefühlen fähig.

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