Alleine schon die Argumentation irritiert

BDA-Chef Dieter Hundt sieht in den Plänen der Bundesregierung, die Gefahr der Verschärfung des Fachkräftemangels. DGB-Chef Michael Sommer setzt hinzu "Ein Betreuungsgeld würde vor allem Kinder aus bildungsfernen Familien von frühkindlicher Bildung fernhalten".

In den bildungsfernen Familien verstecken sich die Fachkräfte, die am Ende fehlen? Nun bin ich vollkommen irritiert. Bisher glaubte ich wirklich, dass Dauerarbeitslosigkeit zu einem erheblichen Teil, ein Problem der schlecht Qualifizierten ist. Oftmals – so mein einfältiges Denken - sind es bildungsferne Familien, die nur gering qualifiziert sind und demzufolge einen niedrigen Arbeitslohn zu erwarten haben. Der Anreiz, eine Vollbeschäftigung aufzunehmen, sei daher mehr als gering. Mist, wieder nicht aufgepasst!

Nun aber ganz im Ernst. Ich möchte an dieser Stelle nicht über diejenigen herfallen, die aufgrund verschiedener Biografien, nicht ausreichend qualifiziert sind und daher oft im Niedriglohnsektor verharren müssen. Ich kann bis zu einer gewissen Grenze, sogar verstehen, dass Nichtstun sich für sie oftmals mehr lohnt als einen Vollzeitjob anzunehmen. Das ist alles bedenklich und traurig. An dieser Stelle ist aber zu hinterfragen, warum gerade diese Menschen als Alibi für eine Diskussion missbraucht werden, die eigentlich ganz woanders anzusiedeln ist? Die Frage muss eigentlich lauten: Wer übernimmt die Verantwortung für unsere Kinder?

Eltern sind für ihre Kinder verantwortlich

Die Diskussion um das Betreuungsgeld und Argumente dagegen, machen deutlich, dass es in Deutschland zusehends unpopulärer wird, den Menschen wieder die Verantwortung für ihr Leben zurückzugeben. Zu sehr sind alle im Denken verfangen, der Staat wird es schon richten. Der Staat, jenes anonymisierte Gebilde, soll all das kompensieren, was ängstlich, was uns kleinmütig und zaghaft macht. Ein Wohlfahrtsstaat, der uns gegen alle Unwegbarkeiten des Lebens rundum absichert – dieser Traum ist in den Köpfen vieler Deutschen bis heute nicht ausgeträumt. Im Gegenteil, die Faszination scheint immer stärker zu wachsen. Dabei haben doch gerade wir Deutschen – aber auch ganz Europa – am eigenen Leib zu spüren bekommen, wohin uns der Wahn von einem starken Staat führen kann. Vorsicht wäre also geboten. Eigentlich sollte es an dieser Stelle überflüssig sein darauf hinzuweisen, dass sich unser demokratischer Rechtsstaat elementar von totalitären Staatsformen der Vergangenheit unterscheidet. Trotzdem muss  bezweifelt werden, dass Staat und Schule besser in der Lage sind, unsere Kinder zu erziehen als das Elternhaus. Mag es in Einzelfällen zutreffen – verallgemeinern ließe sich das sicherlich nicht.

Nicht der Staat ist für die Kinder verantwortlich, sondern die Eltern. Der Staat hat nicht das Recht, den Eltern vorzuschreiben, wie sie ihre Kinder zu betreuen haben. Ungeheuerlich sind aus diesem Grunde Forderungen, die spezielle Formen der Bertreuung sanktionieren und andere belohnen wollen. Das ist dann auch der Kern des Problems: Interessierte Kreise versuchen unsere Kinder zu Rechengrößen in demografischen Planspielen zu machen. Ein Aufschrei, dass unsere Kinder zu "menschlichem Kapital" für die Funktionalität zukünftiger Sozialsysteme herabgewürdigt werden, ist bisher ausgeblieben.

Wenn diese Sichtweise auf unsere Kinder modern und zukunftsweisend sein soll, dann lasse ich mich gerne als rückwärtsgewandt bezeichnen. Vielleicht bin ich es auch wirklich, da ich nicht viel von einem Trend halte, der Kinder möglichst früh von der Mutter und dem Vater wegführen möchte.

Die Diskussion darüber, ob öffentliche Erziehung besser als Familienerziehung ist, kann in diesem Land leider nicht ideologiefrei geführt werden. Diffamierungen wie "Herdprämie" oder "Gluckengehalt" für das Betreuungsgeld, machen das deutlich. Dabei geht es um Selbstbestimmung und Wahlfreiheit der Familien, die von den Verfechtern der absoluten Verstaatlichung der Erziehung mit Füssen getreten werden. Gebe ich mein Kind frühzeitig in staatliche Obhut, handle ich "sozial verantwortlich" und werde beklatscht – tue ich das nicht, dann bin ich "asozial". Das ist beängstigend und unerträglich.

Autor seit 12 Jahren
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