1. Man muss die Schuld auch mal bei anderen suchen

Einer der wichtigsten Tipps gleich zu Beginn. Mach dir bei jeder Gelegenheit bewusst, dass dich keine Schuld an deinem Versagen trifft. Hast du eine Klausur verhauen? Dann liegt es nicht daran, dass du ein sich maßlos selbstüberschätzender fauler Vollidiot bist. Nein, der Lehrer/Prof. hat es versäumt, dir den Stoff besser zu vermitteln und dir damit eine goldene Zukunft verbaut. Ist dein Kind ein freches Rotzgör ohne jeglichen Anstand? Dann hat eindeutig das staatliche Erziehungssystem versagt mit seinen inkompetenten und überbezahlten Erzieherinnen und Lehrkräften. Wenn du sowohl gesellschaftlich als auch beruflich ein Totalversager bist, wirst du schnell Menschen finden, die dir hinterrücks Steine in den Weg legen. In diesem Fall empfiehlt es sich, soziale Netzwerke wie Facebook dazu zu nutzen, um genau diesen Menschen die Meinung zu geigen. Hierzu einfach zwischen den sonst üblichen Sonnenbrillen-Selfies ein Foto mit philosophischem Gedankengut posten (Textbeispiel: "Ich scheiß drauf, was die Leute hinter meinem Rücken labern und zieh trotzdem mein Ding durch"). 

2. Keine falsche Bescheidenheit - Fachwissen nicht überbewerten!

Wer kennt es nicht? Überall lauern überqualifizierte Fachidioten, die mit ihrem Wissen prahlen und sich anmaßen, komplexe Sachverhalte einzuschätzen. Dabei sind alle Probleme mit gesundem Menschenverstand bestens zu lösen. Der größte Fehler, den der kleine Mann machen kann, ist falsche Bescheidenheit. Du hast deinen Hauptschulabschluss nach zwei Ehrenrunden mit Ach und Krach geschafft und nach der 4. abgebrochenen Ausbildung dich dann doch für Hartz IV inklusive Einstieg ins Novoline-Business entschieden? Dann bist du genau der Richtige, um Missstände ganz offen anzusprechen und selbstbewusst aufzutreten. Beliebt sind hierbei öffentliche Räume mit Publikum (Fitnessstudio, Wartezimmer, Familienfeiern usw.). Siehst du zum Beispiel auf einer sportlichen Großveranstaltung zwei Gruppen von Polizisten in entgegengesetzte Richtung laufen, dann rufe laut: "Mann, Mann, Mann ... die wissen doch nicht mal selbst, was sie da eigentlich machen!". Lohn deiner qualifizierten Beurteilung wird ein anerkennendes Nicken/Raunen der Menschen in deiner Umgebung sein. Denn auch ohne jegliches Hintergrundwissen bzw. dem Hauch einer Ahnung von polizeilicher Einsatzplanung hast du allen gezeigt, wie gut du Situationen analysieren kannst. 

3. Klage allen dein Leid!

Klar, du kennst Hungersnöte nur aus dem Fernsehen und von anderen humanitären Katastrophen bist du weiter weg, als der HSV von seiner nächsten Meisterschaft. Dennoch hast du im Alltag einiges zu schultern, von dem du deinen Mitmenschen berichten solltest. Sei es die kräftezehrende 35-Stunden-Woche bei Daimler, die du nur mit ganz viel Eier-Schaukeln überstehst, oder aber die Tatsache, dass du neulich einen Flüchtling mit iPhone 7 beobachten konntest während du dich immer noch mit einer billigen Kopie aus Südkorea zufrieden geben musst. Die Schilderung solcher Erlebnisse erzeugt in deinem Umfeld Mitgefühl aber auch Respekt vor deiner täglichen Willensleistung. Du solltest daher in aller Ausführlichkeit darüber berichten und so deine gesellschaftliche Stellung weiter stärken. Mit ein wenig Übung und Geschick werden dir dadurch alle Türen geöffnet.

4. Man lernt nie aus - bilde dich ständig fort!

Bei der Fülle an täglichen Informationen ist es schwierig, den Blick für die wirklich wichtigen Dinge zu bewahren. Glücklicherweise wird dir diese Aufgabe von der Bild-Zeitung und einer ganzen Reihe Privatsender abgenommen. Wer schon einmal in eine lokale Tageszeitung geblickt hat, kennt das Problem, dass einzelne Artikel teilweise eine halbe Seite umfassen. Das ist im Regelfall einfach zu anstrengend. Die Bild komprimiert ihre Texte deshalb auf wenige Zeilen und schmückt sie mit schönen Bildern aus. Oftmals genügt es auch schon, nur die Schlagzeilen zu überfliegen, um sich einen Überblick über das aktuelle Weltgeschehen zu verschaffen. Hier eine kleine Auswahl: 

  • "Wir fordern: Mallorca soll deutsch werden!"
  • "Diese Affenhitze – Werden wir jetzt alle Afrikaner?"
  • "Bundesgerichtshof: Jetzt darf jeder Pimmel sagen"
  • "Bin ich dumm, wenn ich noch arbeite?"

Du hast aber so gar keinen Bock auf Lesen? Keine Sorge, auch dann musst du nicht dumm sterben. Schließlich gibt es ja noch die Privatsender, die die Informationslücke für Lesefaule schließen. Von den neuesten Ermittlungsstrategien der Trovatos, über Erziehungs- und Beziehungstipps bei Frauentausch bis hin zu känguruhodenessenden Pornosternchen und DSDS-Stars lassen die Privaten kaum Wünsche offen. Doch wie unterscheide ich eigentlich einen guten von einem schlechten TV-Sender? Ganz einfach: Man sollte stets prüfen, ob in der Senderbezeichnung ein "R", "T", und "L" enthalten ist. Ist dies nicht der Fall, kann man im Regelfall ohne Bedenken weiterzappen. 

5. Werde Bayern-Fan

Das Leben ist schon hart genug. Überlasse den Erfolg wenigstens bei der Wahl deines Herzensvereins nicht dem Zufall. Werte wie Identität und Leidenschaft kannst du getrost über Bord werfen und dich zumindest sportlich auf die Sonnenseite des Lebens begeben, indem du dem Aushängeschild des deutschen Fußballs zujubelst. Hierzu musst nicht einmal besonders sportlich sein oder großartig Ahnung vom Fußball haben, denn gewinnen macht einfach immer Spaß. Um der Verbundenheit zu deinem Verein die Krone aufzusetzen, sollte die Heckscheibe deines Autos der Schriftzug des bayerischen Vereinsmottos "Mia san Mia" zieren. An dieser Stelle ist es wichtig zu betonen, dass hierfür keinerlei geografischer oder sonstiger Bezug zu Bayern notwendig ist. Egal ob Schwabe, Hesse, Sachse oder Nordlicht - jeder fühlt sich im Hexenkessel Allianz Arena irgendwie ein bisschen wie dahoam. Doch Achtung: Etwa jedes Schaltjahr kommt es vor, dass der FC Bayern sich mit dem Trostpreis Deutscher Meister zufrieden geben muss und sich aus den anderen Wettbewerben frühzeitig im Halbfinale verabschiedet. Aber Rückschläge gehören zum Leben einfach dazu und härten dich nur weiter ab. Eingefleischte Bayernfans sprechen in diesem Fall übrigens von einem sogenannten "Single". Sie verfallen dann in eine gewisse Lethargie oder strafen die "scheiß Fußballmillionäre und Söldner" auf dem Platz mit einem gellenden Pfeifkonzert ab.

Warnung: Diese Tipps sind selbstverständlich kein Wundermittel! Sie sollen dir lediglich dabei helfen, deine täglichen Nöte und Sorgen etwas zu lindern. 

Autor seit 7 Jahren
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