Sozialistische Fahrzeuge: PKW aus der CSSR
Der tschechoslowakische Automobilbau war in Ost und West erfolgreich und überlebte die WendeDie Kreativität der Tschechoslowaken ließ sich durch diese Art der Zwangswirtschaft allerdings nicht unterdrücken. So basierte beispielsweise der Automobilbau gänzlich auf eigenen Entwicklungen. Abgesehen von der DDR gelang dies keinem anderen Land im sozialistischen Staatenbund. Hinsichtlich des automobilen Designs übertraf die CSSR den ostdeutschen Nachbarn allerdings bei weitem, denn anders als ihre DDR-Kollegen durften die tschechoslowakischen Ingenieure formschöne Ideen auch realisieren. Zudem fußte der Automobilbau des Landes auf einer langen Tradition: Die CSSR besaß zwei der ältesten Fahrzeughersteller der Welt: Skoda und Tatra.
Skoda 120l 120 L Green Agave GrÜn 143abs702hm 1... | Skoda 1000 MB, blaugrau, Sondermodell MiniCar87... | Tatra 603, rot/weiss , 1962, Modellauto, Fertig... |
Skoda 3U0853621B MEL Zeichen Emblem Logo Frontk... | Skoda 57A061580 Gummimatte Mitteltunnel hinten ... | Ixo ?Koda Felicia 450 Cabrio Dunkel Rot 1957-19... |
Skoda: Ein geschichtsträchtiges Unternehmen
Emil Ritter von Skoda (1839 – 1900) wurde im Jahr 1869 Eigentümer eines Maschinen- und Stahlbauwerks, in welchem er bis dato als leitender Ingenieur gearbeitet hatte. Er wandelte das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft um, produzierte zunehmend Rüstungsgüter und schuf so im Laufe der Zeit den finanzstarken Skoda-Konzern. Jener kaufte 1925 das Unternehmen Laurin & Klement, einen Automobilhersteller mit 30 jähriger Erfahrung. Man produzierte dort fortan Kraftfahrzeuge unter dem Markennamen Skoda. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Fahrzeugsparte aus dem Firmenverbund herausgelöst, wobei allerdings der Markenname Skoda unangetastet blieb. Trotz sozialistischer Plan- und Mangelwirtschaft sowie eines Großbrandes im Stammwerk wurde Skoda somit zu einem Devisenbringer der kommunistischen Herrscherkaste.
Der tschechische Volkswagen
Die von nun an unter sozialistischer Regie hergestellten PKW zeichneten sich trotz der einschränkenden Planwirtschaft durch Formschönheit und Vielfalt aus. Auf den Fließbändern in Mlada Boleslav und anderen Standorten wurden Kombis, Stufenhecklimousinen, Cabrios, Coupes und selbst Rennwagen gefertigt, welche den optischen Vergleich mit westeuropäischen Herstellern nicht zu scheuen brauchten. Modelle wie der "1000 MB" oder das Felicia-Cabrio sorgen bei Oldtimerfreunden heute noch für leuchtende Augen. Doch es gab auch die spöttische Bezeichnung "Böhmisch-mährisches Schnellrostmobil", denn die sozialistischen Skodas litten unter hoher Korrosionsanfälligkeit. Einer der Gründe dafür war vermutlich die eckige Gestaltung einiger Modelle: An nicht abgerundeten Kanten ist der Lack in der Regel besonders dünn... Typisches Skoda-Merkmal war lange Zeit die konsequente Platzierung des Motors im Fahrzeugheck, womit die Firma allerdings in Kauf nahm, auf lange Sicht den Anschluss an den Weltmarkt zu verlieren. Erst mit der Einführung des Skoda Favorit 1987 wechselte man zur Frontbauweise. Die letzten Heckmotor-Modelle der Typen 105/120/130 wurden dennoch bis in die Wendezeit hinein produziert und auch auf westlichen Märkten vertrieben, mit abnehmender Tendenz allerdings.
Der Skoda dominierte als eine Art tschechischer Volkswagen das Straßenbild der CSSR. Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus konnte Skoda die Bezeichnung "Volkswagen" sogar ganz offiziell tragen, denn 1991 übernahm der VW-Konzern die traditionsreiche Automarke.
Skoda Octavia
Ein Skoda Felicia
Skoda S100
Skoda 120 GLS
Tatra: Ein Name wird Programm
Eine weitere Automarke der ehemaligen CSSR war der Tatra, abgeleitet von den Tatra-Bergen, dem höchsten Gebirge des Landes. Groß und geschichtsträchtig wie das namensgebende Gebirgsmassiv präsentiert sich auch der Fahrzeughersteller selbst. Seine Spezialität sind bis heute robuste und äußerst geländegängige LKW. Daneben wurden jedoch auch stets vergleichsweise kleine Serien für den PKW-Sektor produziert.
Die Tatra-Werke entstanden 1923 infolge der Fusion zweier Unternehmen aus Wien und Prag. Die PKW-Produktion des Herstellers sollte nach der Machtergreifung der Kommunisten eigentlich gänzlich zugunsten der LKW-Sparte eingestellt werden. Dennoch wurden immer wieder neue Tatra-Modelle entworfen und mit einem geringen Automationsgrad produziert. Diese Fahrzeuge dienten vor allem zu Repräsentationszwecken sowie für Behörden und Rettungskräfte. Einige Typen waren sogar von vornherein nicht für den Verkauf an Normalbürger vorgesehen, weshalb Autos der Marke Tatra im sozialistischen Alltag eher Seltenheitswert hatten.
Tatra 603
Tatra 613