Motorikprobleme beim Sprechen und Schlucken

Ein Kind, das permanent durch den Mund atmet, weist erste Anzeichen zu einem Motorikproblem der Mund- und Zungenfunktion auf. Dabei kann es zu Muskelgleichgewichtsstörungen kommen, das wiederum Zahnstellungs- und Sprechprobleme mit sich zieht.

Die Zunge bewegt sich dann oft an oder zwischen den Zähnen. Auf diese Weise kommt es zu Schluckproblemen, denn der Ablauf wird gestört. Wenn die Zunge gegen die vorderen oder seitlichen Zähne stößt, bleibt der Kaumuskel inaktiv und die Zunge allein kann den Speichel sowie das Essen nicht in die Speiseröhre transportieren. Hier sind nun die Kinnmuskeln und Lippen gefordert.

Beim richtigen Schlucken bewegt sich die Zunge gegen den vorderen Gaumen. Der mittlere Teil der Zunge drückt gegen den Gaumen. Der Kaumuskel ist dann angespannt und der Kinnmuskel verhält sich inaktiv. Lippen und Zahnreihen sind währenddessen geschlossen. So gelangt das Essen problemlos in die Speiseröhre.

Ein Kinderarzt oder der Hals-Nasen-Ohren-Arzt können hierbei hilfreich zur Seite stehen.

Mundvorhofplatte

Kindern, die Probleme mit der Mund- und Zungenmotorik aufweisen, wird in der Regel eine Mundvorhofplatte empfohlen. Diese Platte kann gleich mehrere Funktionen erfüllen. Es werden

  • die Zähne gerade nach Schnullerbenutzung begradigt,
  • der Nuckel oder auch die Daumennutzung ganz abgewöhnt und
  • selbst Sprechprobleme mit dem "z" oder "s" könnten beseitigt werden.
Mundvorhofplatte

Mundvorhofplatte

Die Zunge wird durch das Gitter der Mundvorhofplatte daran gehindert, sich zwischen den Zähnen zu platzieren. Es gibt sie in zwei Größen. Ein Kieferorthopäde kann hierbei zur Rate gezogen werden.

Lippenübungen zur Stärkung der Muskulatur sowie Sprachvorbereitung

Wenn wir mit Kindern arbeiten, soll der Spaß immer im Vordergrund stehen. Spielerisch diverse Übungen einzusetzen, verläuft einfach stressfreier. Lustig für das Kind wird es immer, wenn Sie die Übungen vormachen und das Kind anschließend zum Nachmachen animieren. Dabei empfiehlt sich ein Zeitraum, der täglich bis zu zehn Minuten verlaufen soll.

Die Übungen dienen

  • zur Stärkung der Lippen- und Zungenmuskulatur
  • zur Lautbildungsvorbereitung, zum Beipiel bei sch, s, b oder p sowie
  • zur Verbesserung des Zwerchfells.

Der Spaßfaktor ist bei diesen Aufgaben sogar garantiert:

  1. Zuallererst gilt die Regel, dass genau diese Kinder sogar mit einem Strohhalm trinken müssen. Kinder lieben das Saugen an den Plastikhalmen. Die Lippen müssen dabei den Halm fest umschließen.
  2. An einem Strohhalm kann man nicht nur saugen, sondern auch pusten. Das Kind könnte mit dem Halm eine Feder wegpusten oder ein Blatt Papier. Vielleicht auch versuchen, eine Kerze auszupusten.
  3. Es könnten auch Teelichter im Wasser schwimmen. Hierbei soll die Kerze allerdings an bleiben. Auch sie soll umhergepustet werden.
  4. Ein Strohhalm bietet sich auch beim Baden an. Dort könnte der Schaum oder ein kleines Plastikboot weggepustet werden.
  5. Wenn der Junge oder das Mädchen den Strohhalm in ein Wasserglas eintaucht und hineinpustet, entstehen Blubberblasen.
  6. Mit den Lippen einen Stift halten und malen.
  7. Mit den Lippen eine Salzstange essen, ohne die Hände zu benutzen.
  8. Oder für die Fußballbegeisterten könnte ein kleiner Plastikball oder eine Wattekugel hin- und hergepustet werden, natürlich auf einem gemalten Fußballfeld samt Tor.
  9. Seifenblasen pusten, macht im Freien ganz besonders viel Spaß.
  10. Ein Taschentuch aus Stoff, ein Seidentuch oder eine Lage eines Papiertaschentuchs auf das Gesicht legen. Das Kind pustet nun das Tuch hoch.
  11. Aufblasen eines Luftballons ist nicht nur für die Lippenmuskulatur gut, sondern auch eine Atemübung.
  12. Hineinpusten in eine Trillerpfeife macht allen Kindern Spaß.
  13. Ein Blasinstrument erlernen, wie beispielsweise die Flöte.

Zungenübung zur Stärkung der Muskultaur sowie Sprachförderung

Mit der Zunge kann man ebenfalls kleine Übungen nebenbei im Alltag einfließen lassen:

  1. Den Mund leicht öffnen, das Gebiss geschlossen halten und sprechen. Auf dieser Weise bleibt die Zunge vor dem Gebiss. Das Kind wird leichte Vibrationen spüren und lachend weitermachen.
  2. Mit der Zunge an der oberen und unteren Zahnreihe entlangfahren. Erst langsam und dann immer schneller.
  3. Die Zungenspitze könnte auch abwechselnd rechts und links an der Wange bohren.
  4. Mit der Zungenspitze langsam bis zur Nase herausstrecken.
  5. Die Lippen mit der Zunge säubern.
  6. Auf der Zunge eine kleine Beere (oder eine andere Frucht) legen und diese so lange wie möglich auf der Spitze balancieren lassen. Die Zunge soll sich dabei bewegen: rausstrecken und wieder rein, vielleicht auch kreisen, mal groß, mal klein.
  7. Mit Brausepulver spielen die Kinder auch gern herum. Es prickelt und schmeckt auch noch. Das Brausepulver auf die Zungespitze geben und auch hier könnte die Zunge rein- und rausgestreckt und im Kreis bewegt werden.
  8. Die Zunge kann auch einfach so rein- und rausgestreckt werden, ohne einem zusätzlichen Lebensmittel.
Logopäde trainiert Motorik der Lippen und der Zunge - Mundmotorik

Mit Wimmelbüchern das Sprechen lernen

Wimmelbücher gibt es mit den verschiedensten Themen: Bauernhof, Jahreszeiten, Fahrzeuge, Tiere oder Stadt. Kleinkinder lieben diese bunte Vielfalt. Gemeinsam und auch allein werden die einzelnen Bilder betrachtet und benannt. Zum Sprechen lernen sind diese Bücher perfekt. Während des Blätterns kann der Fantasie freien Lauf gelassen werden. Was macht das Mädchen auf dem Bauernhof? Oder wo ist die Ente? Oder wie könnte der Affe am schnellsten zu seiner Banane kommen? Den Erwachsenen wird bei den Büchern schneller langweilig als den Kindern. Dabei sollte bedacht werden, dass Kinder sogar immer das Gleiche wollen. Sie sehen es als Ritual an und die sind zum Heranwachsen wichtig. Sie geben ihnen Halt. Demzufolge ist es gut, wenn mit der Fantasie das Buch immer wieder neu entdeckt wird.

Sprachförderung im Grundschulalter

Durch den Zahnwechsel lispeln manche Kinder. Bei den einen geht es von allein weg, andere behalten das Defizit. Als erste Regel gilt dabei immer, als Erwachsener deutlich mit den Kindern zu reden, damit sie genau wahrnehmen, wie der s-Laut gesprochen wird. Die einfachste Übung zwischendurch ist das Summen und Zischen.

  • sssssssssssumme wie eine Biene.
  • zzzzzzzzische wie eine Rakete.

Diese Übung ist auch gut, wenn die Kinder schreiben lernen und zwischen dem s, ss und ß differenzieren sollen.

  • R-a-s-e-n - Das lange "a" und das summende "s" muss deutlich erkennbar sein.
  • Am besten sind die Gegensätze: reisen und reißen. Hier muss ebenso ganz deutlich gezischt sowie gesummt werden.
  • K-a-ss-e - Bei diesem Wort soll das Kind genau hören, dass es ein kurzes "a" ist und auch der doppelte s-Laut gezischt wird.

Selbst die Differenzierung von b und p lässt sich leicht in den Alltag einbauen.

  • Nehmen Sie ein Blatt Papier vor den Mund. Sprechen Sie deutlich das "b" und anschließend das "p" aus. Beim letzteren bewegt sich das Papier. Kinder reagieren immer mit Faszination und Spaß. Jedes Kind möchte es anschließend selbst ausprobieren.
  • Um nun die Begeisterung nicht abflauen zu lassen, müssen nun unterschiedliche Wörter her, die nun mit dem Blatt vor dem Mund ausgesprochen werden müssen.

Bei starken Sprachproblemen ist immer ein Arzt beziehungsweise ein Logopäde aufzusuchen. Dieser Artikel soll als Hilfestellung für die Eltern daheim gelten. Es ersetzt keinen Arztbesuch.

Quellen zur Mundvorhofplatte

http://www.kieferorthopaedin-muelheim.de/zahnprophylaxe/mvp2.html http://www.praxis-neuhaus-schulte.de/html/daumen_oder_schnuller.html
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