Das Kloster Osek

Auf Einladung von Slavko dem Großen, Kämmerer des Königreichs Böhmen und Burggraf in Bilin, gründeten Zisterzienser-Mönche aus dem oberpfälzischen Waldsassen 1196 das Kloster der Jungfrau Maria (Klášter Panny Marie) in Ossegg. Die Bauhütte der Zisterzienser errichtete von 1206 bis 1221 im romanischen Stil die Marienkirche des Klosters. Diese dreischiffige Basilika auf dem Grundriss eines lateinischen Kreuzes hat einen rechteckigen Chor mit Kapellen und ein Querschiff. Den Ordensregeln entsprechend hat sie keinen Turm. Ein Dachreiter hat die Glocke aufgenommen. Mit einer Gesamtlänge von 86 Metern gehörte die Kirche zu ihrer Zeit zu den größten Ordensbauten im Böhmen und wurde zur Grablege der Herren von Riesenburg. Die Kirche hatte wahrscheinlich ein flaches Dach.

Mit den Hussitischen Kriegen von 1419 bis 1439 kam es zur Verwüstung der Abtei. Das Kloster verfiel und veräußerte viele seiner Güter. 1580 wurde es schließlich aufgelöst und wurde bis 1626 von den Prager Erzbischöfen als Sommersitz genutzt. Dann kehrten die Zisterzienser nach Osek zurück. Nach dem Dreißigjährigen Krieg führte blühte die Abtei erneut auf. Die im Krieg ausgebrannte Kirche wurde erneuert und die Wirtschaftsgebäude errichtet. Westlich des Klosters wurde ein großer Obst- und Gemüsegarten angelegt.

Von 1712 bis 1718 erfolgte der barocke Umbau von Konvent und Kirche. Die Klosterkirche erhielt ein Gewölbe und zwei zwiebelförmige Türme. Ein Portikus und Statuen aus der Werkstatt der Bildhauer Franz A. Kuen und Edmund Richter ergänzte die Stirnwand. Die Bildhauerarbeiten des Hochaltars mit Figuren der vier Apostel, die Stuckatur des Interieurs und die Stuckarbeiten auf den Altären führte von 1713 bis 1718 Giacomo A. Corbellini aus. Das Gemälde von Maria Himmelfahrt - der Patronin der Kirche und des Zisterzienserordens - am Hochaltar malte 1696 Jan Krystof Liska. Die Fresken an den Decken im Hauptschiff und im Chor stellen einen Zyklus aus Christi Leben und Szenen aus dem Alten Testament dar. Geschaffen wurden sie von Johann Jakob Steinfels und Vraclav Vavrinec Reiner von 1718 bis 1723. Die Chorbänke, die Seitenaltäre und den Orgelprospekt fertigte F.A. Kuen von 1714 bis 1716. Architekt und Baumeister des Umbaus war Octavian Broggio (1670-1742) aus Litomerice.

An der Südseite der Kirche liegt das Kloster mit dem Alten Konvent. Der Kreuzgang umgibt den Paradiesgarten mit drei Grabmälern. Der Ostflügel mit dem Kapitelsaal entstand zwischen 1225 und 1250 und ist eines der ersten frühgotischen Baudenkmäler in Böhmen. Wertvolle Zeugnisse der Steinplastik sind das Lesepult, das Portal des Kircheneingangs aus dem Kreuzgang und die gotische Madonnenstatue aus der Zeit um 1340. Den Südflügel des Kreuzganges beherrscht das Refektorium. In den Hof steht ein Brunnen mit der Statue der Jungfrau Maria mit dem Jesuskind. Im Stockwerk darüber war das Dormitorium der Mönche.

Der östliche Barockkomplex ist der neue Konvent. Diese auch von Octavian Broggio geplanten Bauten entstanden zwischen 1705 bis 1808. Hier befinden sich die Bibliothek und Prälatur an. Von der Dekoration aus theresianischer Zeit hat sich das Deckenfresko mit einer Szene aus der Geschichte des Klosters und ein Kachelofen erhalten.

Den Ost- und Südflügel des Klosters umgibt ein terrassierter italienischer Garten mit Bassin, zwei Pavillons (Glorietten) und mit einer Kapelle in der Mauer.

Der Wirtschaftshof mit dem Wohntrakt befindet sich am Südrand des Klosterareals. Daran grenzen die Ruine des Brauhauses, des Speichers und der Klostermühle. Beim westlichen Eingangstor steht die reich stuckierte Kapelle der hl. Barbara und der hl. Katharina von Broggio. Die Silhouette von Alt-Ossegg ergänzt die Pfarrkirche St. Katharina nördlich vom Kloster. Sie ist im Kern ein frühgotischer Bau, der mit Klosterkirche barockartig überformt wurde.

Im 19. Jahrhundert entwickelte sich das Kloster Osek zu einem bedeutenden Zentrum für Kultur und Wissenschaft, des sozialen und kirchenpolitischen Engagements in Nordböhmen. 1875 bis 1877 wurde das Kloster vollständig renoviert und die Gärten im landschaftlichen Stil umgestaltet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die deutschen Mönche interniert und 1946 nach Österreich ausgewiesen. Bis 1950 lebten Salesianer im Kloster. Danach war das Kloster ein Internierungslager für Ordenspriester und ab 1953 für tschechische Nonnen. Teile der Klosterbibliothek, alte Handschriften, Drucke und Gemälde wurden auf verschiedene Museen verteilt. Die Klosterkirche wurde der Öffentlichkeit als Kulturdenkmal zugänglich gemacht.

1991 zog nach 46 Jahren zogen wieder Zisterzienser in die alten Mauern ein. Das Kloster wurde nach der politischen Wende dem Orden zurückgegeben.

Klosterkirche (Bild: haros)

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