Steaks aus Scheiße: Rettung gegen Treibhausgasemissionen?
Klingt wie ein Aprilscherz, ist aber keiner: Um Treibhausgasemissionen zu reduzieren, forscht der Wissenschaftler Mitsyuki Ikeda an Steaks, die aus Scheiße produziert werden.In Richard Fleischers Filmklassiker "Soylent Green" (deutscher Titel: "Jahr 2022… die überleben wollen") wurden die Hungerprobleme einer übervölkerten Welt noch auf recht drastische Weise gelöst. Einen weitaus humaneren und erfolgversprechenderen Weg geht der japanische Wissenschaftler Mitsyuki Ikeda vom Environmental Assessment Center in Okayama. Er produziert einen umweltfreundlichen Fleischersatz, indem er Soja mit aus menschlichen Fäkalien extrahierten Proteinen zur Grundlage eines mehr oder weniger schmackhaften Burgers macht. Die Vorgangsweise schildert Ikeda in diesem Video.
Was auf den ersten Blick wahrlich unappetitlich klingen mag, hat jedoch einen durchaus ernsthaften Hintergrund. Der Fleischkonsum ist für rund ein Fünftel der gesamten vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen verantwortlich, und mehr noch: Die Aufzucht von Schlachtvieh benötigt Unmengen kostbaren Wassers und verursacht im Gegenzug Abwässer. Außerdem werden riesige Ackerflächen alleine für Futtermittel aufgewendet und es ist kein Geheimnis, dass beispielsweise Regenwälder gerodet werden, um Platz für Tierfütter zu schaffen, und somit der Fleischkonsum für zahlreiche Probleme der Welt verantwortlich gemacht werden kann.
Shit Burger
Doch was Vegetarier und Umweltschützer jubeln lassen sollte, hat einen schlüssigen Haken: Wer würde schon einen solchen "Shit Burger" essen, wie der Wissenschaftler seine eigenen Produkte labelt?
Ikeda weiß um die psychologischen Probleme bei der Vermarktung des Fleischersatzes, der trotz der Ähnlichkeit zu einem Steak und der aus optischen Gründen beigemengten roten Lebensmittelfarbe auf wenig Gegenliebe stößt. Auch das Argument, dass der Burger extrem fettarm sei, nützt wenig: Die Hemmschwelle, einen solchen Burger zu verspeisen, scheint unüberwindbar.
Sollen sie doch Kuchen essen!
"Wenn sie kein Brot mehr haben, sollen sie doch Kuchen essen", wurde die französische Königin Marie Antoinette zitiert (wobei mit "Kuchen" eine spezielle Form des Brotes gemeint war). Was wäre ihren politischen Gegnern erst eingefallen, wenn sie dem hungernden Volk den Verzehr eines aus Fäkalien bestehenden Fleischersatzes empfohlen hätte?
Dabei zeigt sich wieder einmal ein Dilemma: Der Wunsch nach die grundlegenden Bedürfnisse übersteigenden Erzeugnisse widerspricht der reinen Vernunft. Nun mag ein solcher "Shit Burger" weitaus umweltfreundlicher in der Herstellung sein, als eine ganze Rinderherde in der Aufzucht an Ressourcen verschlingt und an Abwässern verursacht. Auf freiwilliger Basis wird allerdings kaum ein Konsument auf das "sündhafte" argentinische Rindersteak zu Gunsten des Fleischersatzes verzichten. Somit müsste wiederum politischer Druck ausgeübt werden, um die Menschen "zur Vernunft" zu bewegen.
Aber möchten wir das überhaupt? Oder sind wir nicht mehr als bloße Maschinen, die beliebig programmiert und manipuliert werden können? Die Antwort darauf wird zum einen die Zeit selbst liefern, zum anderen das Verhalten der Konsumenten bei Markteinführung der "Shit Burger".