Sterbebegleitung statt Sterbehilfe
Die Begleitung von Sterbenden ist die sinnvollste Form der Sterbehilfe, denn sie unterstützt nicht den Tod, sondern erleichtert das Sterben.Sterbebegleitung - Sterbenden das Leben erleichtern
Immer wieder steht die Sterbehilfe im Mittelpunkt der Diskussion. Es werden, zugebenermaßen sehr ergreifende, Fallbeispiele angeführt und es wird offen über eine Lockerung des herrschenden Rechts debattiert. Die Selbstbestimmung des Menschen und seine damit verbundene Entscheidungsfreiheit stehen stark im Vordergrund. Was stets im Hintergrund bleibt, sind die christlichen Aspekte der Sterbehilfe, die vorhandenen Möglichkeiten, durch Palliativmedizin Schmerzen auf ein Mindestmaß zu reduzieren und auf diese Weise die Lebensqualität eines Sterbenden bis zu seinem Tod zu erhalten.
Der Tod ist aus dem Bewusstsein des Menschen verschwunden
In früheren Zeiten hatten das Sterben und der Tod des Menschen einen ganz selbstverständlichen Platz im Bewusstsein der Menschen. Die Konfrontation mit dem Ereignis Tod gehörte in den Familien durch eine hohe Sterblichkeit einfach dazu. Erst durch das gestiegene Durchschnittsalter, das Verdrängen der Friedhöfe an den Rand der Städte und die Möglichkeit, das sterbende Familienmitglied in "professionelle" Hände (Krankenhäuser, Alten- und Pflegeheime) abzugeben, ist das Sterben und der Tod ganz langsam zu einem Tabu-Thema geworden. So ist es nicht überraschend, dass sich viele schwertun, mit einem Sterbenden umzugehen. Sie müssten sich dann schließlich mit ihrem eigenen Tod auseinandersetzen.
Die Palliativmedizin schenkt Lebensqualität
Einhergehend mit dem Aufblühen der Hospizbewegung in den 60er Jahren durch die Engländerin Cicely Saunders und ein Jahrzehnt später durch Dr. Elisabeth Kübler-Ross in den USA, entwickelte sich auch die noch junge Palliativmedizin. Ihr Ziel war es von Beginn an und ist es immer noch, dem unheilbar Kranken ein Leben zu ermöglichen, welches selbst im Endstadium einer Krankheit nur wenig an Lebensqualität verliert. Durch eine entsprechende Schmerztherapie werden die Symptome weitestgehend gelindert, ohne den Patienten zu sedieren. Auf diese Weise behält er die Fähigkeit, mit seiner Umwelt zu kommunizieren und bis zu seinem Sterben schmerzfrei zu leben. Sicherlich ist auch die Palliativmedizin nicht allmächtig und kann nicht immer ein Höchstmaß an Schmerzfreiheit erreichen, aber sie vermag durch ihre Arbeit bei sehr vielen Patienten den Wunsch nach einem baldigen Tod in den Hintergrund treten zu lassen.
Der christliche Aspekt darf nicht zu kurz kommen
Unsere Gesellschaft ist seit vielen Jahrhunderten christlich geprägt. Das Leben ist das höchste Gut des Glaubens, weil es von Gott geschenkt ist. Natürlich kann der Mensch vieles selbst bestimmen, dazu ist er geradezu aufgefordert, dies sagen die christlichen Kirchen immer wieder. Er soll sein Leben derart gestalten, dass es in den Augen Gottes gut ist, aber er darf dieses höchste, ihm anvertraute Gut nicht selbst beenden, weder sein eigenes Leben, noch das eines anderen. Selbstverständlich ist jeder für sich verantwortlich, aber eben nicht nur für sich, sondern auch für alle, die mit ihm in Beziehung stehen. Nach christlicher Lehre ist der Mensch eingeflochten in ein Netzwerk des Lebens, in das er nicht selbst eine bleibende Lücke reißen darf.
Begleitung in der letzten Lebensphase ist wichtig
Wenn ein Mensch unheilbar erkrankt, zunehmend schwächer wird und immer häufiger auf Hilfe angewiesen ist, braucht er die Nähe von Menschen, die ihn unterstützen, ohne ihm seine Würde zu nehmen. Wenn man bedenkt, dass nach neuesten Studien fast 80% aller Kranken in Einsamkeit sterben, dann ist das erschreckend. Zu oft werden Sterbende in Heime abgeschoben, in denen sie dann, aufgrund von finanziellen und personellen Engpässen, gerade noch grundversorgt werden.
Hier ist in erster Linie die Familie gefordert. Natürlich, sie kann nicht alles leisten und gerät aufgrund eigener Belastungen schnell an ihre Grenzen. Inzwischen gibt es aber eine Vielzahl von unterstützenden Institutionen, die wertvolle Dienste leisten können, wenn es darum geht, den Kranken in seiner gewohnten Umgebung zu versorgen. Die Hospizbewegung ist hier immer noch ein viel zu selten in Anspruch genommenes Angebot.
Wo die Würde bleibt, da schwindet der Wunsch nach dem eigenen Tod
Es gibt mit Sicherheit viele Beispiele, die in einem den Wunsch nach der Erlaubnis aktiver Sterbehilfe wecken. Aber es gibt sehr viel mehr Beispiele, die zeigen, dass durch ein Zusammenspiel von Schmerztherapie durch die Palliativmedizin, Familie und caritativen Institutionen der Wunsch eines Patienten nach der Beendigung seines Lebens gar nicht erst entsteht und er sein Leben trotz schwerer Krankheit bis zum Schluss in Würde verbringen kann.
Die Diskussion um Sterbehilfe und Sterbebegleitung muss auf jeden Fall weitergehen, denn sie sorgt dafür, dass der Tod als Ereignis des Lebens wieder stärker in den Mittelpunkt gerückt wird.