Sehenswürdigkeiten

Ein Zugang in die Altstadt von Tabor bietet das Bechyne-Tor. Das schließt sich an den Burgturm an und ist das letzte noch stehende Stadttor. Es entstand um 1420. Ende des 19. Jahrhunderts wurde es unter der Leitung des Architekten Josef Mocker hochgotisch überformt. In den Räumen des Tores ist eine Ausstellung mit dem Titel "Leben und Arbeit in der mittelalterlichen Gesellschaft" zu sehen.

Eine Dominante in der Silhouette der Stadt ist der Turm der Burg Kotnov. Die Burg wurde erstmals 1370 erwähnt. Sie entstand vermutlich bereits in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts zur Zeit der Herrschaft des böhmischen Königs Premysl Otakar II. Mit der Zeit nahm die Bedeutung der Burg ab. Schwere Schäden verursachte 1532 ein Feuer. Danach diente die Burg vor allem wirtschaftlichen Zwecken. Sie beherbergte auch das Stadtgefängnis. Seit 1613 ist auf dem Burggelände eine Brauerei angesiedelt. Im Laufe der Jahre wurden Teile der Burg abgerissen und Wirtschaftsbauten der Brauerei erstellt. So ist der Turm der Burg Kotnov der bedeutendsten erhaltene Teil der Anlage. Von ihm sind die Stadt und ihre Umgebung zu bewundern.

Turm der Burg Kotnov (Bild: haros)

Bechyne-Tor und Turm Kotnov (Bild: haros)

Bei der Burg Kotnov erstreckt sich der Stadtpark "Pod Kotnovem". Er entstand an der Stelle eines alten Taborer Friedhofs. Die Friedhofskapelle des hl. Philipp und hl. Jakob wurde zum ersten Mal 1388 erwähnt. Das jetzige Aussehen der Kapelle ist ein Ergebnis der barocken Überformung des gotischen Baus. Der letzte Umbau erfolgte 1744 nach der Zerstörung durch preußische Truppen. Heute dient die Kapelle kulturellen Zwecken.

 

Auf dem höchsten Platz im Stadtzentrum steht die "Dekanatskirche zur Verklärung Christi". Der Name der Stadtkirche weist auf die biblische Symbolik hin, die wichtig für die Stadtgründer war. Denn auf dem Berg Tabor wurde nach dem Evangelium vor den Augen seiner Jünger die Jesusgestalt zum Zeichen der Gottessohnschaft gewandelt. An der Stelle der heutigen Kirche stand bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts eine Holzkirche. Mit dem Aufbau des heutigen Gotteshauses wurde unter der Leitung des Steinmetzmeisters Stanek am Ende des 15. Jahrhunderts begonnen. Um 1512 war die dreischiffige Hallenkirche im spätgotischen Stil vollendet. Später wurden die Fassaden der Kirche mit den Renaissancegiebeln ergänzt. Der gotische Turm wurde um die Renaissancegalerie erweitert und 1677 mit der dreistufigen Barockkuppel abgeschlossen. Anstrengend, aber lohnend, ist ein Aufstieg auf den Turm.

Dekanatskirche zur Verklärung Christi (Bild: haros)

Auf dem Zizkaplatz steht ein Renaissancebrunnen. Den schuf 1568 der Steinmetz Ondrej von Susice .Im Beckens steht auf einer Säule mit korinthischem Kapitell das Standbild eines Ritters, der die Marktrechte der Stadt symbolisiert.

Renaissancebrunnen auf dem Zizkaplatz (Bild: haros)

Dem berühmten Hussitenführer Jan Zizka von Trocnov wurde auf dem Ziskaplatz ein Denkmal errichtet. Ziska spielte eine wichtige Rolle im Aufbau der Stadt. Er kam in die Stadt, als hier die Schanzen angelegt wurden und erste Bürgerhäuser entstanden. Damals hatte er schon einen Sieg errungen. Ihm gelangen auch weiterhin etliche Schlachtensiege. Bis zu seinem Tod 1424 blieb er unbesiegt. In Tabor legte er den Grundstein für die Ordnung des Stadtlebens und der Taborer Feldheere. In der Zeit der nationalen Wiedergeburt am Ende des 19. Jahrhunderts entschied der Stadtrat, Zizkas Andenken durch das Errichten eines Denkmals zu ehren. Diese Sandsteinstatue schuf Josef Strachovsky 1884. Am Sockel sind die Orte von Zizkas Schlachten vermerkt.

Denkmal für Jan Zizka von Trocnov (Bild: haros)

Das Rathaus von Tabor gehört zu den bedeutendsten Denkmälern der Spätgotik in den böhmischen Städten. Mit dem Bau, den vermutlich der Steinmetz Wendel Roskopf aus der Lausitz leitete, wurde wahrscheinlich in den ersten Jahren des 16. Jahrhunderts begonnen. Der große Bau mit vier Flügeln umgab einen kleinen Hof. Der große Saal wird als der historisch wertvollste Raum in Tabor gehalten. Er entstand unter Einschluss von Teilen des zweiten Obergeschosses durch die Einwölbung mit einem Netzgewölbe. Zwei kleine Plastiken verzieren die Konsolen des Gewölbes. Sie zeigen Jan Zizka und Prokop Holy. Das waren die berühmtesten Hauptleute der Taborer Feldheere. Das in der Halle hängende Stadtwappen wurde nach dem Stadtsiegel geschaffen, das der Stadt Tabor vom Kaiser und böhmischen König Sigismund von Luxemburg im Jahre 1437 verliehenen wurde. Im Rahmen des Wappens gibt es die Jan Hus – Plastik. Sie ist eine der ersten Abbildungen des berühmten Reformators. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde das in den vorherigen Kriegsjahren beschädigte Gebäude unter Antonius de Alfieris Projekt im Stil des Barock wieder hergerichtet. 1878 wurde unter der Leitung des Architekten Josef Niklas dem Rathaus wieder sein spätgotischer Charakter zurückgegeben.

Die unterirdischen Räume und Gänge sind ein besonderes Merkmal der Stadt. Die entstanden im 15. Jahrhundert durch die Kellervertiefung unter den Häusern in der Altstadt. Viele dieser wurden im Laufe der Zeit miteinander verbunden. So entstand eine unterirdisches Netz von Gängen und Räumen. De wurden oft in zwei bis drei Stockwerke in die Tiefe gegraben und reichen bis zu 16 Meter unter das heutige Niveau der Straßen. Hier wurden Nahrungsmittel und Bier gelagert. Bei Gefahr wurden sie auch als Zufluchtsstätte benutzt. Ein Teil der unterirdischen Räume unter dem Zizkaplatz können besichtigt werden. Der Zugang ist vom Hussitenmuseum im Rathaus möglich.

Rathaus von tabor

Rathaus von tabor (Bild: haros)

Nach der Niederlage des Aufstandes der böhmischen protestantischen Stände auf dem Weißen Berg im Jahr 1621 mussten auch die Bürger von Tabor zum Katholizismus übertreten. Mönche des Ordens der Unbeschuhten Augustiner - Eremiten kamen nach Tabor. Unter der Leitung des Baumeisters Antonio de Alfieri entstand ab 1642 der barocke Bau eines neuen Klosters. Das wurde 1666 vollendet. Die Klosterkirche zur Maria Geburt hat eine reich gegliederte Stirnwand mit Statuen der Ordenpatrone, des heiligen Augustin und seiner Mutter, der heiligen Monika. Die kostbare barocke Einrichtung ist verloren. Das Kloster wurde um 1800 geschlossen. Seine Bauten wurden dann als Gefängnis genutzt. Heute nutzt das Taborer Museum die Räume.

Die hinter dem Garten des Ctibor-Hauses versteckte Spitalkapelle des Heiligen Kreuzes war ursprünglich der Hl. Elisabeth geweiht. Die älteste Erwähnung dieses Spital stammt aus den Jahren 1443/44. Die heutige Kapelle wurde 1718 gebaut. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde sie renoviert und seitdem von der Orthodoxen Kirche genutzt.

Das Oskar Nedbal Theater trägt den Namen des aus Tabor stammenden bekannten Musikers Oskar Nedbals (1874-1930). Der Theaterbau im stil der Neorenaissance entstand 1887 nach dem Vorbild des Nationaltheaters in Prag. 1965 wurde das Theater umfassend überholt. Zugleich wurde ein modernes Theatergebäude mit einer neoklassizistischen Fassade und einem neuen Zuschauerraum mit fast 700 Sitzen erbaut.

Museen

Das Hussitenmuseum befindet sich im Rathaus am Zizkaplatz. Hier wird die neu gestaltete Ausstellung zum Leben und Wirken der Hussiten gezeigt. Von hier sind die unterirdischen Gänge und der gotische Saal des Rathauses zugänglich.

Im Bechyne Tor und im Turm der Burg Kotnov wird die Dauerausstellung "Leben und Arbeit in der mittelalterlichen Gesellschaft" gezeigt.

Im Gebäude einer Mälzerei aus der Renaissance, das vom Hotel Dvorak-Hof zugänglich ist, wird der Schatz von Tabor gezeigt. Der umfasst rund 4000 Münzen, die bei Sanierungsarbeiten 2001 in einem Haus in der Altstadt geborgen wurden.

Das Museum der Fotografie Sechtl & Vosecek wurde 2004 eröffnet. Es zeigt etwa 60 Fotos, die die Veränderungen der Stadt dokumentieren sowie interessante Persönlichkeiten aus der Stadt abbilden.

Das Museum der Musik präsentiert eine riesige Sammlung von Schallplatten. Es besitzt mehr als eine Million Titel aus allen Feldern der Musik und aus aller Welt.

Geschichte

Tabor war eine Hochburg der Hussiten. Im Frühjahr 1420 zogen Anhänger des tschechischen Reformators Jan Hus aus der Stadt Sezimovo Ustí und ließen sich auf einen nahe gelegenen Berg mit der Burg Kotnov nieder. Sie nannten ihre Siedlung nach dem biblischen Berg Tabor und errichteten einen Gottesstaat mit dem Verbot von Privateigentum und rigorosen Moralnormen. 1421 zogen die Vertreter dieser extremem Glaubensrichtung aus der Stadt aus. In der Stadt blieb eine relativ radikale Gruppe der Hussiten, die Taboriten, aktiv. Diese wurden mit den Orebiten in der Schlacht von Lipan geschlagen. Die Sieger dieser Schlacht erhielten von Kaiser Sigismund von Luxemburg als König von Böhmen Privilegien und 1437 wurde Tabor zu einer freien Königsstadt ohne Erbuntertänigkeit.

1452 eroberte Georg von Podiebrad die Stadt. Nun setzten sich in der Stadt die gemäßigten Kalixtiner der Glaubensbewegung der Hussiten durch.

Im 16. Jahrhundert entwickelte sich Tabor zu einer wohlhabenden Handels- und Handwerkerstadt. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Stadt 1621 und 1648 belagert und brannte zum Teil nieder. Nach 1620 wurden die Bewohner zur Annahme des römisch-katholischen Glaubens gezwungen oder mussten die Stadt verlassen. In Klokot, heute ein Stadtteil von Tabor, entstand die Wallfahrtskirche Klokot mit einer Darstellung der Gottesmutter Maria in einem Ährenkleid.

Seit Beginn des 19. Jahrhunderts war Tabor ein bedeutsames Zentrum der Nationalen Wiedergeburt der Tschechen. 1862 wurde hier ein tschechischsprachiges Gymnasium gegründet.

Nach dem Ersten Weltkrieg gehörte Tabor bis 1939 zu der neu entstandenen Tschechoslowakei und von 1939 bis 1945 zum Protektorat Böhmen und Mähren des Dritten Reiches. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die deutschsprachigen Bewohner der Stadt vertrieben und kamen meist nach Oberösterreich.

Während der sozialistischen Zeit von 1948 bis 1989 verarmte die Stadt und die historische Bausubstanz verfiel zunehmend. Nach der Gründung der Tschechischen Republik 1993 und der Öffnung der Grenzen wurde Tabor zu einem Ziel von Touristen. Es begann eine wirtschaftliche Erholung und viele Bauten in der historischen Stadt wurden wieder hergerichtet.

Literatur

  • Christiane Berwid-Buquoy: Tabor-Meschitz (zweisprachig - Deutsch-Tschechisch - in einem Band), BI-HI Verlag Berlin 2005, ISBN 3-924933-07-3
  • Lillian Schacherl: Um Tabor - die Taboriten, in: Böhmen - Kulturbild einer Landschaft, Prestel-Verlag München 1966

Mehr über Tabor

  1. Stadt Tabor
  2. Tschechische Zentrale für Tourismus: Tabor
  3. Infozentrum der Stadt Tabor: Tabor – die Hussitenstadt
  4. Informationssystem SÜDBÖHMEN UND DER BÖHMERWALD: Tabor
Autor seit 10 Jahren
230 Seiten
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