Telefonphobie - Abneigung gegen das Telefon
Nicht jeder telefoniert gern. Manche bekommen Herzrasen, Schweißausbrüche und feuchte Hände oder verfluchen die permanente Belästigung.Telefonphobie ist eine Form der sozialen Phobie
Menschen mit einer sozialen Phobie haben Schwierigkeiten, mit anderen Menschen in normalen sozialen Kontakt zu treten. Sie gelten als schüchtern, leiden oft unter mangelndem Selbstbewusstsein, trauen sich wenig zu und fürchten sich davor, von anderen kritisiert oder negativ bewertet zu werden. Lassen sich Kontaktsituationen nicht vermeiden, kommt es teilweise zu starken körperlichen Reaktionen wie Herzrasen, feuchte Hände, Kopfrauschen, Schweißausbrüche, Übelkeit und Atemnot. Meist kommt es dabei noch zum Erröten und dann versagt auch noch die Stimme. Blickkontakt wird vermieden. Deshalb versucht ein Sozialphobiker, Situationen dieser Art zu vermeiden und igelt sich lieber in seiner Wohnung ein.
Bei einer Telefonphobie kommt es zu ähnlichen Reaktionen. Schon vor der Aufnahme des Telefonhörers schlägt das Herz bis zum Hals und ein Kloß setzt sich in der Kehle fest. Die Zeit, in der darüber nachgegrübelt wird, wie man am besten einen nötigen Anruf tätigt, ist fast immer länger als der eigentliche Anruf überhaupt. Dabei machen die meisten Betroffenen einen Unterschied, ob sie angerufen werden oder selbst anrufen müssen. Ersteres funktioniert meist relativ reibungslos, das zweite stellt manchmal eine unüberwindbare Hürde dar. Auch wird zwischen geschäftlichen und persönlichen Telefonaten differenziert.
Alles über Soziale Phobien
Ursachen der Telefonphobie
Während es bei vielen beruflich weniger Probleme gibt, weil sie die Einsicht in die Notwendigkeit von Telefongesprächen haben, ziehen sich privat viele Telefonphobiker vollkommen zurück und riskieren damit auch die soziale Einsamkeit. Da sie selbst niemanden anrufen, bekommen sie oft den Vorwurf, sich nicht um die zwischenmenschlichen Beziehungen zu Verwandten, Freunden etc. zu kümmern. Aber auch wenn sie angerufen werden, kostet es sie manchmal große Überwindung, den Hörer abzunehmen, insbesondere, wenn ihnen der Anrufer unbekannt ist. Diese Zurückhaltung ist vor allem in folgenden Ängsten begründet:
- bei unbekannten Anrufen weiß man nicht, was einem am anderen Ende erwartet und man kann sich nicht darauf vorbereiten
- wenn man selbst anruft, weiß man nicht immer, wer am anderen Ende abhebt
- man weiß nie, ob man den anderen nicht gerade bei irgendetwas stört und absolut unpassend anruft
- Angst, sich zu versprechen oder den anderen akustisch nicht zu verstehen
- Angst vor Ablehnung, schnell persönlich beleidigt sein, wenn der andere kurz angebunden ist
Telefonphobiker suchen lieber andere Kommunikationswege
Viele Telefonphobiker schreiben lieber oder suchen das persönliche Gespräch. So kommt es nicht selten vor, dass sie lieber persönlich in einer Arztpraxis oder bei Behörden vorsprechen als zum Telefonhörer zu greifen. Dass sie dabei Pech haben könnten und die Praxis oder das Amt gerade keine Sprechzeiten hat, ist ihnen egal. Dann kommen sie eben noch einmal wieder. Emails und SMS, aber auch der ganz normale Postweg sind ebenfalls sehr beliebt. Deshalb werden Telefonphobiker versuchen, die Kommunikation so weit wie möglich über diese Wege abzuwickeln. Nicht immer kann man sich jedoch vor dem Telefonieren drücken. Es gibt ein paar Dinge, die die größte Angst davor nehmen können.
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Auf ein unvermeidbares Telefonat vorbereiten
Wenn sich ein Telefonat nicht mehr vermeiden lässt und man auch niemanden findet, der das für einen erledigt, hat man die Möglichkeit, sich vorher darauf vorzubereiten. Vor allem muss man sich klar machen, dass der Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung nicht sieht, wenn man errötet oder sich Schweißflecken unter den Armen bilden. Um ausreichend vorbereitet zu sein, schreibt man sich am besten einen Merkzettel. Auf diesem kann durchaus auch eine einleitende Vorstellung seiner Person vermerkt sein und alle Fakten, die mit dem Gegenüber geklärt werden sollen.
Der Beginn des Gespräches ist meist das Schwierigste. Das könnte zum Beispiel so aussehen:
Guten Tag, mein Name ist......Ich hätte gern Herrn oder Frau.....gesprochen
oder
Guten Tag, mein Name ist.......Ich rufe an wegen einem Termin.
Meist entwickelt sich dann das Gespräch von ganz alleine weiter. Auch während des Gespräches ist es besser, sich manchmal Notizen zu machen, um im weiteren Verlauf jederzeit über die Fakten wie zum Beispiel den Namen des Gesprächspartners im Bilde zu sein und so peinliche Situationen zu vermeiden. Sollte man sich einmal verhaspeln oder anfangen zu stottern, dann entschuldigt man sich kurz und setzt von neuem an. Der Telefonpartner wird sich in keinem Fall während des Gesprächs darüber lustig machen. Für Terminabsprachen empfiehlt es sich, einen Terminkalender bereitzulegen. Mit einer ausreichenden Vorbereitung wird man nach dem Gespräch merken, dass es gar nicht so schlimm war. Das ist natürlich kein Garant für das nächste Gespräch. Trotzdem sollte man den Mut dazu aufbringen. Mit der nötigen Übung, Überwindung und positiver Erfahrung wird man auch irgendwann eine gewisse Routine entwickeln. Davon abgesehen gibt es auch Situationen, in denen man es vermeiden wird, ans Telefon zu gehen. Das ist dann weniger eine Phobie als vielmehr eine Abneigung gegen permanente Belästigung.
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Situationen, in denen lieber nicht angerufen werden sollte
Anrufer sollten mehr Einfühlungsvermögen haben. Wenn man weiß, dass jemand nicht gern telefoniert, wäre es doch sehr rücksichtsvoll sich auf schriftliche Kommunikation zu einigen. Über SMS, Email oder soziale Netzwerke muss dabei heutzutage auch keine große zeitliche Schiene mehr überwunden werden. Aber es geht nicht nur um Rücksichtnahme auf Menschen, die eine Abneigung gegen das Telefonieren haben, sondern auch um bestimmte Situationen, in denen ein Anruf eher weniger angebracht ist. Solche Situationen sind zum Beispiel:
Gratulationen zum Geburtstag oder anderen Ehrentagen
Wenn man an seinem Geburtstag mit Gästen zusammensitzt, will man nicht andauernd durch anrufende Gratulanten unterbrochen werden. Das mildert nicht nur die entspannte Atmosphäre an der Kaffeetafel, sondern verärgert auch die Gäste, die extra zu Ehren des Geburtstagskindes gekommen sind und nun allein sitzen gelassen werden. Zum Gratulieren sollte man lieber die ganz klassische schriftliche Kommunikation nutzen, dann kann der Bedachte in Ruhe seine Glückwünsche sichten und genießen.
Mütter von Neugeborenen
Junge Mütter befinden sich in einer ununterbrochenen Stresssituation. Mit einem neuen Erdenbürger ist eine völlig neue Familiensituation entstanden, die viel Kraft, Geduld und manchmal mehr als zwei Hände erfordert. Wenn man sich dann auch noch mit lästigen Anrufern herumärgern muss, die eigentlich immer in einer unpassenden Situation anklingeln, dann fällt es garantiert schwer, dann auch noch freundlich zu bleiben. Für Junge Mütter ist es manchmal schon ein Kraftakt, überhaupt Zeit für eine Dusche zu finden, da sollte man hier doch auch lieber Kontakt per SMS oder Email wählen. Sollte sich doch mal eine freie Minute finden, kann die Mutter in Ruhe darauf eingehen und braucht auch kein schlechtes Gewissen ihrem Kind gegenüber zu haben.
Sonntag Mittag
Manche nehmen sich am Wochenende mal eine Auszeit vom stressigen Alltag und gönnen sich ein Mittagsschläfchen. Deshalb ist es absolut unhöflich, die wohlverdiente Ruhe während dieser Zeit zu stören.