Treptower Ehrenmal - Von Mythen und Realitäten
Ein Blick hinter die Kulissen des bekanntesten Russischen Ehrenmals in DeutschlandEin Grabhügel als Symbol tragischer Geschichte
Das weltbekannte Treptower Ehrenmal, für viele Russen immer noch ein heiliger Ort, widerspiegelt zweifellos die tragische Geschichte des Krieges 1941-45. Ist das aber alles? Was kann man beim Besuch dieser faszinierenden Anlage auf den zweiten Blick erkennen? Gibt es vielleicht neue Fakten, die die geplante Propagandawirkung des Ehrenmals ergänzen?
Hier soll einmal auf die Umstände der Entstehung eingegangen werden, was zeigt, dass der Bau des Ehrenmals durchaus auch deutsche Geschichte der Jahre 1946 - 1949, also der Spaltung und des kalten Krieges, widerspiegelt.
1946 begann die Planung eines sowjetischen Ehrenmals in Berlin, wo man die gefallenen Soldaten der Roten Armee würdig begraben wollte. Im Kontext des kalten Krieges und des stalinistischen Systems in der UdSSR wurde der Bau dann verwirklicht. Leider findet man in der Literatur viele Klischees, die das historische Umfeld des Baus nicht berücksichtigen und dadurch zu falschen Aussagen gelangen.
Entgegen vielen Aussagen in Reiseführern waren am Bau keine Zwangsarbeiter beteiligt - die deutschen Arbeiter auf der Baustelle waren froh, dass sie hier Arbeit hatten und die entsprechenden Lebensmittelkarten bekamen. Nachweislich falsch ist die Aussage, das Mahnmal sei mit Marmor oder Granit aus der Reichskanzlei errichtet worden - schönes Klischee, aber leider falsch! Die Materialien stammen aus einem Lager für edle Gesteine, das die Nazis für den Bau der Welthauptstadt Germania errichtet hatten.
Unterschätzt wird auch der Einfluß der Währungsreform in Westberlin auf den Bau. Die mit der Errichtung der Skulptur beauftragte Firma Noack saß in Friedenau, in West-Berlin, und konnte mit der Währung des Auftraggebers nicht mehr viel anfangen. Die Russen versuchten es dann mit Kompensationsgeschäften (Verkauf von Kohle), so daß wenigstens ein Teil der Summe in D-Mark bezahlt werden konnte.
Interessant die Camouflage, die man mit den konkreten Gräbern von etwa 5000 Soldaten veranstaltete : die Gräber befinden sich nicht dort, wo man sie erwartet und wo man jahrelang behauptete, dass sie seinen, sondern am Rande des Parks. Das hatte praktische Gründe (Wasserspiegel), allerdings auch "gartengestalterische". Die Frage sei heute erlaubt, ob man die armen jungen Männer, die in Berlin fielen, noch bevor ihr Leben richtig begann, einfach zur Kulisse degradierte - als Kulisse für die neue Weltmacht Sowjetunion und Stalin natürlich!
Der Eröffnung des Ehrenmals 1949 blieben die Westalliierten demonstrativ fern, in den kommenden Jahrzehnten entfaltete es dann die erwartete Propagandawirkung : Kundgebungen, Militärparaden, Versammlungen : leider fehlte hier völlig das Element der Trauer um die gefallenen Soldaten.
Das renovierte Ehrenmal sollte uns heute eine Möglichkeit geben, über die deutsch-russische Geschichte, über Propaganda und Realität, über das Opfern von Menschen für politische Zwecke und andere Themen nachzudenken. Und ein schöner Ort für einen kleinen Spaziergang im Grünen ist es allemal.
Treptower Ehrenmal Gesamtansicht
Das Standardwerk über sowjetische Ehrenmale in Berlin
http://www.berlinstory-shop.de/Berlin-Buecher/DDR/Mauer/4197/Die-sowjetischen-Ehrenmale-in-Berlin...
Website zu russischen Ehrenmalen in Berlin - leider stimmt der Inhalt nicht ganz, aber...
Ihre Stadtführung zum Russischen Berlin
Bildquelle:
Barbara Lechner-Chileshe
(Warum gibt es unterschiedliche Haut- und Augenfarben?)