Miloš Zeman – Der Einzelkämpfer - „Präsident der unteren zehn Millionen“

Vor nahezu genau zehn Jahren trat Zeman dabei schon einmal als Präsidentschaftskandidat der Sozialdemokraten auf. Damals - als die Mandatare im Parlament noch darüber entschieden, wer das nächste Staatsoberhaupt werden darf – schied Zeman bereits nach dem ersten Wahldurchgang aus. Mehrere Mandatare der eigenen Partei hatten sich insgeheim dazu entschlossen, gegen Zeman zu stimmen. Im Jahr 2007 verließ er die Sozialdemokraten, und gründete im Jahr 2009 seine eigene Partei unter dem Namen "Partei der Bürgerrechte" (SPOZ).

 

Zehn Jahre nach Zemans Wahldebakel nun sein glorreiches Comeback, und zwar als linksgerichteter Politiker, allerdings wohl mit offenen Rechnungen gegenüber den Sozialdemokraten, die ihn doch früher so verschmähten.

 

Zeman möchte laut eigenen Angaben der "Präsident der unteren zehn Millionen" sein, wobei es zu bemerken gibt, dass Tschechien in etwa 10,5 Millionen Einwohner hat. Zeman macht also deutlich, dass er den Reichen den Kampf ansagen will.

 

Laut dem Standard möchte Zeman ein politisch aktiver Staatschef sein, bei Regierungssitzungen teilnehmen und bei neuen Gesetzen mitreden. Während die nächsten Parlamentswahlen in Tschechien für 2014 geplant wurden, hat Zeman sich bereits jetzt für Neuwahlen ausgesprochen.

Der große Verlierer: Karl Schwarzenberg

Als Wahlverlierer gilt indessen der reiche Adelige Karl Schwarzenberg. Der Atomfürst musste sich mit etwa 45 zu 55 Prozent überraschend deutlich geschlagen geben. Da würde ihm auch seine eigene Stimme nicht mehr viel weiter helfen, hätte er es geschafft, einen gültigen Stimmzettel in die Wahlurne zu werfen. Da Schwarzenberg seinen Wahlzettel jedoch nicht in das dafür vorgeschriebene Kuvert gesteckt hat, wurde seine Stimme für ungültig erklärt.

Der finale Wahlkampf

Als nach dem 12. Jänner 2013 die Ergebnisse der ersten Wahlrunde bekannt wurden, begann ein heftiger Wahlkampf zwischen den beiden Top-Kandidaten, in welchem auch die Vertreibung der Sudetendeutschen nach dem Zweiten Weltkrieg thematisiert wurde. So wurde eine Aussage Schwarzenbergs hervorgeholt, in welcher er die damalige Vertreibung der Sudetendeutschen als Menschheitsverbrechen bezeichnete. Aufgrund dieser Aussage wurde Schwarzenberg vorgeworfen, kein richtiger Tscheche zu sein, und womöglich gar Reparationszahlungen an die Hinterbliebenen der Sudetendeutschen in Auftrag zu geben. Weiters wurde Schwarzenberg noch vorgeworfen, dass seine österreichische Ehefrau kein Tschechisch sprechen könne, und er ein steinreicher Aristokrat wäre, der kein Verständnis für die Sorgen des Normalsterblichen hätte.

 

Als weiteres Thema für den finalen Wahlkampf wurde von den Medien auch die Korruption und Vetternwirtschaft herangezogen. Dabei konnte wiederum Schwarzenberg auf Stimmenfang gehen, da Zeman als ehemaliger Premierminister Tschechiens bei dieser Thematik als leichte Zielscheibe herhalten konnte. Nicht zuletzt wird Zeman vom tschechischen Volk auch als "Politiker der alten Schule" angesehen.

Österreichische Tageszeitungen über den neuen Präsidenten Tschechiens

Die Kronenzeitung titelte auf Seite Zwei ihrer Ausgabe vom Sonntag, dem 27. Jänner 2013: "Kettenraucher und Likörliebhaber ist Tschechiens neuer Präsident!"

 

War es das, was der österreichische Leser – des nebenbei bemerkt "europaweit größten Medienmonopols innerhalb einer Nation" - wissen wollte? Oder wurde diese Überschrift nur so formuliert, um den politischen Linksruck in Tschechien zu verschmähen?

 

Wie auch immer, wir sind den Fakten nachgegangen und haben folgendes für Sie recherchiert:

 

Miloš Zeman trinkt nämlich am allerliebsten Karlsbader Becherovka Likör. Der edle Fusel beinhaltet stolze 38 Prozent Alkohol, und wurde vom ehemaligen Apotheker Becher zu Zeiten der KuK-Monarchie erfunden. Heutzutage wird Becherovka aufgrund seines vorzüglichen Geschmacks, wie auch seiner dezenten Wirkung als Traditionsgetränk gehandelt. Ein Stück tschechischer Brennkunst vom Feinsten!

 

Hier finden Sie den edlen Likör.

Stoßen Sie mit uns an,

und feiern Sie den neuen

tschechischen Präsidenten Milos Zeman

mit seinem Lieblingstropfen.

 

! Na zdraví! Prost!

 

 

Na zdraví Herr Zeman! (Bild: Bild: Pavel Ševela / Wikimedia Commons)

Autor seit 12 Jahren
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