Über den Diskretionsabstand und die Datensammelwut
Diskret hört sich antiquiert an. So spricht heute kein Mensch mehr. Außer an den Sparkassenschaltern. Und beim Datensammeln. Oha, was soll das bedeuten?(Bild: schreibspass bei Pagewizz.com)
Ja, Diskretion – den Begriff gibt es auf Wikipedia. Vertraulichkeit wird als alternativer Begriff angeboten (*). Auch Verschwiegenheit liegt auf dieser Linie. Ärzte könnte man als diskret bezeichnen. Sie unterliegen einer Schweigepflicht. Auch Geschäftsleute bewahren gegenüber Außenstehenden in der Regel eine Verschwiegenheit zu vertraglichen Abmachungen mit ihren Geschäftspartnern.
Die alten Mönche toppen alle diese Definitionen. Die Ordensbrüder waren sehr diskret, jedenfalls in der antiken Literatur. Sie konnten nämlich unterscheiden zwischen wahr und unwahr. Das soll der Begründer des Benediktinerordens so gesagt haben (*). Zurzeit gibt es scheinbar weniger Mönche als im Mittelalter. Aber welcher Leser will das schon nachzählen? Jedenfalls könnte mit dem vermuteten Niedergang der abendländischen Mönchskultur auch der Verlust von Diskretion einhergegangen sein. Haben wir etwas verloren?
(Bild: Clker-Free-Vector-Images)
Das lohnende Unterscheidungsvermögen
Möglicherweise haben wir wirklich etwas verloren. Diskretion bezieht sich im Mönchsvokabular auf das Unterscheidungsvermögen und nicht auf die Verschwiegenheit. Was kann man denn so alles unterscheiden wollen, was im modernen Leben wichtig ist?
Die Philosophie erscheint ante portas. Unterscheidung hat etwas mit Denken zu tun, so sagt das Lexikon. Und erst diese Fähigkeit des Unterscheidens ermöglicht eine Erkenntnis (*).
Jetzt wird es langsam interessanter. Wer etwas erkennt, der kann daraus eine Vorteil ziehen. Wer zum Beispiel Trends am Aktienmarkt erkennt, der kann sich frühzeitig engagieren und später mächtig Gewinne einfahren.
Diese Mönche können einen neugierigen Leser auf die tollsten Gedanken bringen. Allerdings muss der gewiefte Anleger genau die richtigen Informationen sammeln. Und damit taucht das Thema "Datensammeln" plötzlich auf.
Mensch werde wesentlich
Unterscheiden bedeutet trennen (*). Wichtiges von Unwichtigen zum Beispiel. Im Internet ist dies ein unwahrscheinlich wichtiges Thema, das immer mehr an Aktualität gewinnt. Wenn ein User ständig Input aufnimmt, dann ist nach einer gewissen Zeit sein Biospeicher voll. Zuviel Input erschwert die Unterscheidung in Wesentliches und in Infomüll.
Das heißt, der Mensch muss an einem bestimmten Punkt aufhören mit dem Datensammeln. Er zerlegt die vorliegenden Informationen in Teilgruppen. Und danach bewertet er diesen Input. Zur Bewertung ist eine Zielvorgabe notwendig.
Jetzt wird es noch einmal so spannend. Bevor einer sich Infos einverleibt, muss er sich darüber klarwerden, was er wissen will. Natürlich kann man sich auch die Zeit mit allerlei Buntem aus der Welt vertreiben im Sinne von Yellow Press Artikeln. Das ist aber nicht diskret im Sinne des Herrn Benedikt. Er wollte seine Ordensbrüder und indirekt auch uns dazu anleiten, gewissenhaft das Unterscheidungsvermögen zu schärfen.
Das Thema wird problematisch. Welche Informationsquellen soll man nun ausschließen? Die Internet News, die Youtube Abos, diverse Smartphone Apps – einfach deleten? Das liest sich deshalb problematisch, weil sich eventuell auf die Dauer ein gewisser Automatismus eingeschlichen hat. Einfach mal draufdrücken. Und jetzt soll das alles weg, oder ein Teil davon?
Diskretion hin und her. Am Bankschalter ist das ganz OK, wegen der PINs und so. Aber was dieser alte Klostergründer im Sinne hatte, darüber muss man dann doch noch einmal nachdenken.
Und das wollte dieser Benedikt wohl auch.
(*) Textquellen: Wikipedia/ Diskretion, Wikipedia/ Unterscheidung
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Bildquelle:
schreibspass bei Pagewizz
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