Entstehung von Utopien

Der Ausgangspunkt ist meistens eine als mangelhaft empfundene Realität und es muss daher eine neue Lebensordnung geschaffen werden. Die Bestmögliche aller Welten ist also niemals im Hier und Jetzt zu finden, sondern das Heute ist immer verbesserungswürdig. Deshalb muss die ideale Welt entweder an einem anderen Ort - Utopia - oder zu einer anderen Zeit existieren, beispielsweise im goldenen Zeitalter, im mythischen Zeitalter, oder in der Zukunft. Eine Staatsordnung im besten Zustand ermöglicht eine glückliche Gesellschaft. Utopie ist literarisch, sie ist ein literarisches Idealbild einer imaginären Staatsordnung, sie gestaltet mit sprachlichen Mitteln eine Welt, die damit nur in der Phantasie einen Existenzort hat. Es stellt sich die Frage, ob das wirklich so einfach postuliert werden kann, zum Beispiel, wenn man in unserem Fall von einem konkreten Ort ausgeht. Oder würde die Verfremdung der Realität ausreichen, um aus dem reellen Ort einen phantastischen Existenzort zu machen?

Funktion von Utopie und Antiutopie

Die Utopie als gedankliches Konstrukt wird der Ist-Situation gegenübergestellt und übernimmt eine Vorbildfunktion, während die Antiutopie mehr der Abschreckung dienen soll. Diese stellen das genaue Gegenteil einer Utopie dar, sie beschreiben das Scheitern der Staatsmodelle, Krisen und Fehlentwicklungen. Sie spiegeln auch die Furcht wieder, dass das Langersehnte sich als Katastrophe erweist, sich ein Alptraum verwirklicht und Zweifel an der Gültigkeit der Schöpfung aufkommen lässt.

Utopia
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Der Begriff der Utopie löste sich vom Werk Thomas Morus und wurde ein eigener Gattungsbegriff. Er erfuhr eine solche Ausweitung, dass es keine einheitliche Definition mehr gibt und er daher untergliedert werden muss. Gemeinsam ist, dass sie fiktionalen Charakter haben, also in einen Reisebericht oder in einen Roman eingebettet sind.

In Utopien gilt es das Problem der Darstellung und das Problem der Langeweile zu lösen: Es ist reizvoller, ein Inferno darzustellen als ein Paradies, auch im Gegensatz zum Teufel ist der Engel eher eine langweilige Figur. Um die Spannung trotzdem zu gewährleisten, bedient man sich verschiedener Erzählstrategien, indem man z.B. den Verlauf vom paradiesischen Zustand zum Inferno oder eben umgekehrt beschreibt, oder das Individuum als Störfaktor im Gesellschaftsmodell.

Unterteilung je nach Thema und Schauplatz

Inselutopien wurden zur Zeit der Entdeckungen populär, als es noch viele weiße Flecken auf der Landkarte gab, die als unbekannter Schauplatz dienen konnten.

Mond- und Planetenutopien waren im 17. und 18. Jahrhundert vorherrschend. Das heliozentrische Weltbild von Kopernikus stieß auf Ablehnung und Unverständnis. Einigen Autoren war es ein Anliegen, dieses Weltbild zu verteidigen.

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Zeitutopien werden seit dem Ende des 18. Jahrhunderts verwendet, um ein fremdes Setting zu schaffen, da viele reelle Orte bereits bekannt waren und als Schauplatz daher nicht mehr in Frage kamen.

Negative Staatsutopien entstanden im 20. Jahrhundert. Sie malen die Horrorvision einer Gesellschaft, in welcher Freiheit zum Glück der Menschen abgeschafft wird, der Bürger nur noch eine Nummer in einem perfekt organisierten System ist, welcher der Ordnung, der Uniformierung und der Verplanung unterworfen wird.

Warnutopien kennt man seit den 50er und 60er Jahre. Überlebende einer großen Katastrophe finden sich entweder in einer paradiesischen oder in einer horrenden Gesellschaft wieder. Warnutopien lebten in den 80er Jahren wieder auf, als die Spannungen zwischen den USA und der Sowjetunion wuchsen und man einen neuen kalten Krieg befürchtete.

Weiterhin kann man unterteilen in Gesellschaftsutopien, religiöse Utopien, wissenschaftlich-technische Utopien oder einen Mix aus diesen. Die Abgrenzung ist schwierig, die Übergänge zu anderen literarischen Formen fließend.
Sonja, am 26.01.2014
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Bildquelle:
Amazon Produktbild (Das Voynich-Manuskript - Ein Rätsel aus dem Mittelalter)

Autor seit 13 Jahren
345 Seiten
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