Provokation als letzter Strohhalm für Politrüpel

Da versammelt sich ein kleines Grüppchen von Anhängern der Bürgerbewegung "Pro-NRW" in Bonn und anderswo. Da aber offensichtlich Mangel an bewegten Bürgern herrscht, müssen Aufreger her. Als letzten Strohhalm, kramt man deshalb Karikaturen des Propheten Mohammed aus den vergammelten Schubladen hervor. Siehe da, der Funken springt über – schon ist ein ganzes Bundesland in Aufruhe versetzt.

In unserem medialen Reizklima, dass stets darauf aus ist, die eigenen ideologischen Gräben mit Munition zu versorgen und die Waffen der Gegner stumpf zu machen, kommen Möchtegern-Bürgerbewegungen wie Pro-NRW gerade richtig. An ihnen kann man so herrlich das gutmenschliche Mütchen kühlen, ohne in Gefahr zu laufen, dafür hörbar kritisiert zu werden.

Zu den Karikaturen mag man stehen wie man will: In einer liberalen Demokratie, muss es aber möglich sein, diese Karikaturen zu zeigen. Dieser Ansicht schloss sich gestern auch das Kölner Verwaltungsgericht an. Es hob damit eine Anordnung der Polizei auf, die dem Splittergrüppchen auf der gestrigen Wahlkampfkundgebung in Köln, das Zeigen der Karikaturen verbieten wollte.

Es erscheint mir nicht besonders ehrenwert, wenn die Mohammed-Rumzeigerei alleine dem Zweck dient, hier auf fragwürdige Weise Wahlkampf zu machen. Unser Grundgesetz gilt aber für alle, und kann nicht wegen schlechten Benehmens entzogen werden. Das ist gut so! Mit Politrüpeln werden wir daher leben müssen.

Mehr als journalistische Schludrigkeit

Ganz anders liegt der Fall aber bei den gewalttätigen Salafisten. Hier ist die Grenze der Rüpelei eindeutig überschritten worden.

Ich möchte schon Verständnis dafür aufbringen, dass sich Moslems angegriffen und provoziert fühlen, wenn ihr Prophet Mohammed in einer Karikatur lächerlich gemacht wird. Mir ist auch klar, dass es ihnen keinen Beifall entlocken kann, wenn diese Karikaturen dann auch noch wie Monstranzen durch die Stadt spazieren geführt werden.  Als gläubiger Katholik, wäre ich auch mehr als pikiert, wenn meine Religion auf diese Art verhohnepipelt werden würde. Bis jetzt ist bei mir in dieser Hinsicht auch noch kein Gewöhnungseffekt eingetreten, obwohl ich es selbst schon häufig erlebt habe, dass man schneller als einem lieb ist, durch den Kakao gezogen wird, wenn man sich als Katholik zu erkennen gibt. Ich komme aber nicht auf die Idee, in Rambo-Manier auf diejenigen loszugehen, die das Sperrfeuer eröffnen.

Für mich gibt es auch keine Entschuldigung dafür, dass Polizisten mit Messern angegriffen und verletzt werden. Was hier passiert ist, muss unser demokratisches Rechtsverständnis herausfordern. Klare Grenzen gehören hier unmissverständlich gesetzt. Wer in unserem Land das Hängen von Schwulen, das Unterdrücken von Frauen und das Verfolgen von Christen propagiert, hat den demokratischen Rubikon nicht erst seit dem Angriff auf Polizisten überschritten.

Zurück zur Berichterstattung der Medien. Was ist "extrem"? Was ist "radikal"? Zumindest in der deutschen Medienlandschaft, herrscht  ein großes Tohuwabuhu der Begriffe.

So wird das Bürgergrüppchen Pro-NRW in der Berichterstattung fast durchgehend mit dem Etikett "extrem" bedacht.

Die Salafisten hingegen, werden verharmlosend als "radikal" bezeichnet. Das ist mehr als journalistische Schludrigkeit, über die ich ansonsten hinwegsehen könnte. Hier wird deutlich, dass sich  ein Großteil der Medienlandschaft in ideologischen Gräben befinden, aus denen sie nicht herauskrabbeln können oder wollen. Dass dabei das Treiben der salafistischen Extremisten verharmlost wird, scheint in Kauf genommen zu werden.

Autor seit 12 Jahren
3 Seiten
Laden ...
Fehler!