Verlassenwerden - ein Konflikt mit Konsequenzen

Das Verlassenwerden stellt eine der häufigsten Ursachen für seelische Leiden und Beeinträchtigungen des Menschen dar. Meist erfolgt das Verlassenwerden in der frühen Kindheit, manchmal sogar bereits in der Zeit des Fötus-Daseins und tritt später unbewusst in sämtlichen zwischenmenschlichen Beziehungen zu Tage. Typisch für das Verlassenwerden ist, dass sich Betroffene immer wieder in Situationen begeben, in denen Sie verlassen werden oder selbst jemanden verlassen, da sie ohnehin davon ausgehen, dass sie früher oder später verlassen werden. Der Betroffene allein ist dafür zuständig, den ersten Schritt in Richtung Genesung einzuleiten. Diese Aufgabe kann ihm weder ein Therapeut noch nahe stehende Verwandte abnehmen. Der Schlüssel zum Erfolg gegen das Verlassenwerden heißt Liebe.

Symptome, die mit dem Verlassenwerden einhergehen

Der Begriff Verlassenwerden wird vom französischen abandonner abgeleitet, was übersetzt verlassen, im Stich lassen, vernachlässigen, aufgeben, ablehnen, zurückweisen und ausgrenzen. Das Verlassenwerden in der frühen Kindheit kann dazu führen, dass Betroffene später in Ängste, Depressionen, Aggressionen oder in den sozialen Rückzug verfallen. Die meisten von ihnen erleben massive Schuldgefühle und zeichnen sich durch Selbstabwertung aus. Die Einstellung "Ich bin es nicht wert, geliebt zu werden" beziehungsweise "ich bin nicht liebenswert" ist tief in ihrem Unterbewusstsein verankert. Ein weiteres Kennzeichen vom Verlassenwerden kann die unstillbare Gier nach Anerkennung darstellen. Auch eine pessimistische Lebenseinstellung, welche sich in Schwarzmalerei sowie am Zweifel des Guten im Menschen äußert, ist typisch für Menschen, die unter Verlassenwerden leiden. Vom Gefühl her ist das Verlassenwerden mit einem Trauerfall vergleichbar, bloß dass beim Verlassenwerden niemand gestorben ist. Die erste Reaktion auf jedes Verlassenwerden ist entweder tiefe Trauer oder starke Wut. Das Selbstbild Betroffener schaut folgendermaßen aus: Opfer vom Verlassenwerden empfinden sich als schlechte, wertlose und gefährliche Menschen, die es nicht wert sind, geliebt zu werden. Ohne Behandlung ist es ihnen fast nicht möglich, je eine solide und dauerhafte Liebes-Beziehung aufzubauen.  

Verlassenwerden und seine Ursachen

Ursache für das Verlassenwerden ist eine reelle Erfahrung mit dem Verlassenwerden in der fötalen Phase oder in der frühen Kindheit. Jedes Kind braucht Anerkennung und Liebe, um gesund gedeihen zu können. Es muss das Gefühl vermittelt bekommen, ein wichtiger Mensch beziehungsweise ein Mensch, der einen Wert hat, zu sein. Wenn Eltern ihr Kind immer wieder als Dummkopf oder als Nichtsnutz beschimpfen, empfindet sich das Kind früher oder später als wertlos. Das Verlassenwerden kennen Menschen aller Rassen, aller Religionen und aller Kulturen.

Verlassenwerden: Gibt es eine effektive Behandlung?

Typische Symptome, die man ausschließlich dem Verlassenwerden und keinem anderen Phänomen zuschreiben kann, existieren nicht. Eine effektive Behandlung ist nur dann zielführend, wenn der unter Verlassenwerden Leidende sein Problem erkennt. Dabei unterscheidet man zwei verschiedene Behandlungsformen

Der klassische medizinische Weg beziehungsweise die Krankheit als Verhängnis

Ziel dieses Ansatzes ist es, die Krankheit - also das Verlassenwerden - zu bekämpfen, indem man die Symptome behandelt. Dieser Kampf jedoch ist vergeblich, da die Krankheit ohne gezielte Ursachenbekämpfung immer wieder zutage treten und schließlich sogar chronisch werden kann. Außerdem ist es möglich, dass die Krankheit dadurch kurzzeitig verschwindet und anschließend in einer anderen Form wieder zum Vorschein tritt. Sie können das mit einem Wasserrohrbruch vergleichen, den sie mithilfe eines Putzlappens und einem Eimer voll Wasser beseitigen. Gleichzeitig sind die Nebenwirkungen von Medikamenten häufig schlimmer als die Krankheit selbst. Bedenken Sie, dass man mit einer derartigen Methode die Verantwortung des Patienten gegenüber sich selbst nicht fördert. Die klassische medizinische Variante greift beispielsweise die Schulmedizin auf. Ihre Vorgehensweise kann wie folgt beschrieben werden:

 

Schritt 1: Sich vom Problem lösen

Schritt 2: Das Problem kleinreden

Schritt 3: Beruhigungsmittel verabreichen

Schritt 4: Vermeidungs- beziehungsweise Fluchthaltung einnehmen

Schritt 5: Psyche beherrschen

alternativer medizinischer Weg beziehungsweise die Krankheit als Chance

Ziel dieses Ansatzes ist es, den vom Verlassenwerden Betroffenen zurück ins hier und jetzt zu holen. Es soll ihm wieder möglich sein, Kontakt zu sich selber aufzunehmen. Der alternative medizinische Weg betrachtet jedes Symptom als Freund beziehungsweise als einen Hinweis des Körpers, dass etwas nicht in Ordnung ist. Auf dieser Basis hat der unter dem Verlassenwerden Leidende die Möglichkeit, sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen, anstatt es in die Obhut der Mediziner oder sogar von Gott zu delegieren. Im Falle, dass der Patient die Hinweise seines Körpers nicht beachtet, entstehen Stress und Müdigkeit. Diese können sich in Form von Morgenmüdigkeit, die den ganzen Tag über anhält, Schlafstörungen, Erschöpfung bis hin zur Unfähigkeit, sich an Träume zu erinnern, bemerkbar machen. Auch erhöhte Gereiztheit, Verletzlichkeit, Suizidgedanken, ein reduziertes Gedächtnis- beziehungsweise Erinnerungsvermögen und eine fehlende beziehungsweise mangelhafte Libido sind Alarmzeichen des Körpers. Wenn der am Verlassenwerden leidende Patient auch darauf nicht reagiert, kann es zu einer Krankheit oder zu einem Trauma kommen. Dieser Ansatz zielt also darauf, die Denke auszuschalten, um Emotionen erkennen, spüren und ausdrücken zu können. Medikamente kommen hierbei nicht zum Einsatz. Der Betroffene kämpft für sich selbst und nicht gegen eine Krankheit.  Nähere Informationen gibt es im Buch Das Verlassene Kind von Daniel Dufour.

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