Was sind Vitamine?

Ich werde hier weder auf die Namensherkunft (Vita- für Leben und -amine für stickstoffhaltige Verbindung: Früher waren alle bekannten Vitamine tatsächlich stickstoffhaltig (verdammt... jetzt hab ichs doch getan)), noch auf den chemischen Aufbau eingehen. Denn ich habe selbst 3 Jahre ein ernährungswissenschaftliches Gymnasium besucht, und weiß, dass viele Menschen die biochemischen Hintergründe nicht so spannend finden.

Vitamine sind Moleküle, die der menschliche Körper braucht. Entweder, weil er sie selbst nicht herstellen kann, oder zumindest nicht in ausreichender Menge. Vitamine sind also keine Energieträger, wie das bekannte Trio Kohlenhydrat, Fett und Protein.

Viel mehr übernehmen sie vielfältige, lebenswichtige Aufgaben, wie das Auffangen von Radikalen, eine Funktion als Coenzym oder auch als Ausgangsstoff für weitere anabloische Schritte.

Kurzum: Wir brauchen Vitamine in gewissen, vom Vitamin abhängenden, Mengen.

Diese Angaben findet man auf Lebensmittelverpackungen, und komfortablerweise stehen da auch prozentuale Angaben dazu, welchen Teil des Tagesbedarfs man mit einer Portion des Produkts decken kann.

 

Der Tagesbedarf ist doch völlig ausreichend, oder?

Das etwas Tragische ist, dass sich der empfohlene Tagesbedarf nach einem Minimum richtet. Generell ist es aber besser, lieber ein wenig zu viel eines Vitamins aufzunehmen, um die Speicher zu füllen. Vor allem Frauen haben hier ein menstruationsbedingtes Defizit. Zwar sollte man auch nicht zu viel eines Vitamins aufnehmen, aber der Versuch etwas über dem Minimum zu liegen ist sehr viel eher gesund als schädlich.

Der Stoffwechsel freut sich auch, wenn er ein reichhaltiges Angebot an Vitaminen und Mineralstoffen hat, aus dem er schöpfen kann. Nicht alles, was wir essen wird auch einfach so durch den Darm ins Blut geschleust. Auf der riesigen Darmoberfläche (etwa 100-mal so groß wie unsere Haut) sind sehr viele Kanäle, die von Hormonen gesteuert werden und dann besonders viel eines Stoffen, beispielsweise Vitamin XYZ aufnehmen, oder eher weniger.

Darüber hinaus ändert sich der Bedarf auch je nach Lebenssituation. Dabei ist die Schwangerschaft ein schon trivial anmutendes Beispiel. Aber auch der erhöhte Vitamin D Bedarf in der Menopause ist inzwischen wohl relativ bekannt.

Weniger bekannt ist, dass der Körper mit Vitamin D gar nicht viel anfangen kann, wenn er nicht wenigstens ein bisschen echtes (oder in Skandinavien sonnenähnliches) Sonnenlicht abbekommt.

Raucher brauchen viel mehr Antioxidantien, also Vitamin C und E, Sportler mehr A, C, E und B1, um die höheren Belastungen für Zellen zu verkraften, Diabetiker mehr B1, B6, B12, C und E, und die Liste geht noch lange weiter.

Man sollte sich also nicht auf die Angaben auf Lebensmitteln verlassen, da diese sehr allgemein sind. Trotzdem sind sie natürlich, gerade für Laien, ein ganz hervorragender Richtwert.

Ein lustiges Video zum Darm - Science Slam

Nicht alle Vitamine die man zu sich nimmt landen auch im Blut

Nicht nur die erwähnten Kanäle sind dafür verantwortlich, wie viel wir von einem Stoff aufnehmen. Auch die Form und die Kombination unserer Nahrung haben einen nicht unerheblichen Einfluss. Bereits der Unterschied zwischen 2fach und 3fach geladenem Eisen ändert die "Aufnahmeleichtigkeit" (auch Bioverfügbarkeit genannt). Speziell für Vitamine muss man auf folgendes achten:

Manche Vitamine (nämlich A, D, E und K) sind fettlösliche (=lipophile) Vitamine und können nur richtig aufgenommen werden, wenn genug Fette im Darm sind (am besten natürlich ungesättigte Fettsäuren, also lieber Margarine statt Butter). Alle anderen Vitamine (B, C, H) sind wasserlöslich (=hydrophil) und damit problemlos aufnehmbar (es sein denn man ist schwer dehydriert, doch dann ist Vitaminmangel das kleinere Problem).

Um sich zu merken welche fettlöslich sind, denke man einfach an EDEKA - die Buchstaben dieses Wortes sind genau die fettlöslichen.

Was ist zu tun?

Eine Frage, die man kaum beantworten kann.

Nahrungsergänzung ist ein wachsender Markt, der aber gerade wegen der schlechten Überprüfbarkeit der Bioverfügbarkeit auf wissenschaftlich wackeligen Beinen steht.

Auch die orthomolekulare Medizin ist wissenschaftlich sehr umstritten.

Als Nächstes muss man bedenken, dass es, vor allem in den USA, kaum einen Wirtschaftszweig gibt, der so finanzstark ist, wie der der Nahrungsergänzung. Das führt zu einigen gesponsorten Untersuchungen und (durch ein öffentliches Interesse) zu unabhängigen Forschungen. Bei dieser Fülle der Publikationen kann ein Arzt, der das nicht zu seinem Spezialgebiet gemacht hat, fast nur kapitulieren.

Deshalb kann man hier weder der Seite, die für, noch der die gegen eine Wirksamkeit von Nahrungsergänzung spricht, glauben. Ohne wissenschaftliche Befunde bleibt alles unklar - Ärzte und Autoren sind auch nur Menschen mit Weltanschauungen und persönlichen Erfahrungen (die aber keine Studie ersetzen) und neigen deshalb natürlich zu irgendeiner Meinung. Das aber macht es dem Verbraucher quasi unmöglich zu entscheiden auf wen er hören soll und auf wen nicht. Es ist wie beim Roulette: Der eine hat einen Hausarzt, der von Vitaminen als Ergänzung überzeugt ist, der andere hat einen Hausarzt, der eine Wirkung von Nahrungsergänzung für unbewiesen hält.

Deshalb, lieber Leser, iss anständig. Fleisch, wenn überhaupt, also "Sonntagsbraten" und dafür in guter Qualität. Viel Gemüse (Tiefkühlkost ist hier vom Inhalt dem frischem Gemüse ebenbürtig) essen, oft selbst kochen (zum Beispiel mit "Jamies 30 Minuten Menüs" super einfach und nicht zeitaufwändiger als ein Fertiggericht), neue Sachen ausprobieren (zum Beispiel vegane Küche) und nicht so schwere Gerichte zu sich nehmen.

Es gibt natürlich auch Krankheitsbilder durch zu viel Vitaminzufuhr, doch diese sind sehr selten, durch essen (also ohne Tabletten o.ä.) kaum zu erreichen und sehr leicht in einem Blutbild zu erkennen, also hier keine Angst.

Noch eine Abschlussbemerkung: Bestimmt kennt jeder jemanden der total auf Nahrungsergänzung oder etwas Ähnliches schwört - oder jemanden der das alles für Humbug, Geldmacherei oder Ähnliches hält. Zu jeder Meinung eines Arztes, jeder Studie und jeder persönlichen Erfahrung findet man, wenn man weiß wo, und wie man suchen muss, problemlos 2-mal so viele Gegendarstellungen, abweichende Arztmeinungen, Studien mit anderem Ergebnis.

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