Vom Packeis eingeschlossen: das Ende vieler Polar-Expeditionen
Mit moderner Technik und Eisbrechern kaum noch eine Bedrohung für die polare Forschung, war Packeis für frühe Expeditionen eine unberechenbare Naturgewalt.Die dritte Franklin-Expedition von 1845 bis 1848
Mit den zwei Schiffen HMS Terror und HMS Erebus brach der britische Polarforscher Sir John Franklin 1845 zur Erkundung der Nordwestpassage auf. Die beiden Schiffe waren für die damalige Zeit hoch modern ausgerüstet und verfügten über einen mit Metallplatten verstärkten Rumpf, eine Heißwasseraufbereitung, eine Meerwasserentsalzungsanlage und Dampfmaschinen, die einen 2 Meter hohen Propeller antreiben konnten. Um den Gefahren durch die Mangelkrankheit Skorbut zu entgehen wurden über 4 Tonnen Zitronensaft mitgeführt und 8000 Konserven mit Frischfleisch. Die Vorräte sollten für 3 Jahre reichen. Die beiden Schiffe versuchten sich einen Weg zwischen dem kanadischen Festland und dem arktischen Eis zu bahnen, wurden aber vom Packeis eingeschlossen. Die Sommer brachten keine ausreichende Erwärmung um das Packeis aufzutauen und die Expedition musste drei Mal in der eisigen Polarnacht überwintern.
Verschlimmert wurde die Situation dadurch, dass die Nahrungsmittelvorräte knapp wurden. Die Konserven waren teilweise verdorben, und das Blei aus den Lötstellen der Büchsen führte zu einer schleichenden Bleivergiftung der Besatzung. Auch der Zitronensaft zur Skorbut-Prophylaxe hatte seinen Vitamin-C Gehalt eingebüßt und die Mannschaft wurde durch Skorbut zusätzlich geschwächt. Waffen zum Erlegen großer Landsäugetiere waren nicht mitgeführt worden. John Franklin starb noch an Bord der Schiffe an einer Bleivergiftung. Der verbleibende Teil der Besatzung versuchte dem Würgegriff des Packeises zu Fuß zu entrinnen und einen Außenposten der Hudson Bay Company zu erreichen. Da sie keine Schlitten und Waffen hatten und von Skorbut und Bleivergiftung total entkräftet waren, überlebte keiner der Männer.
Auch die Hilfs-Expeditionen blieben im Packeis stecken
Die Franklin Expedition forderte 129 Todesopfer. Von Europa wurden einige Hilfs-Expeditionen ausgeschickt, die die Teilnehmer der Franklin-Expedition retten sollten, diese kamen teilweise selbst in große Schwierigkeiten und einige mussten ihre Schiffe im Eis aufgeben und auf anderen, der zur Rettung ausgesandten Schiffe, Zuflucht suchen oder mit Schlitten das Festland durchqueren. Von der Franklin Expedition wurden außer einigen Gräbern und Ausrüstungsgegenständen, einer schriftlichen Botschaft und Berichten von Inuit, wonach es zwischen den letzten Überlebenden sogar zu kannibalistischen Übergriffen gekommen sein soll, nichts gefunden.
Der Norweger Roald Amundsen schaffte in den Jahren 1903 bis 1905 mit seinem Schiff Gjöa die erste Befahrung der Nordwestpassage, aber auch er saß einen Winter im Packeis fest. Zum ersten Mal in der Geschichte gab das Packeis im Spätsommer 2007 die Nordwestpassage vollständig frei, sodass diese für alle Schiffe frei befahrbar war, die keine Eisbrecher waren.
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Die königliche Trans-Antarktis Expedition des Sir Ernest Shackleton
Die Shackleton-Expedition von 1914 war als Antarktis Durchquerung geplant, doch keiner der Expeditionsteilnehmer erreichte das Antarktis-Festland. Die Endurance wurde bereits bei der Anreise zur Antarktis durch das bis dahin noch unerforschte Weddelmeer von Packeis eingeschlossen. Die Expedition musste auf dem Schiff im Eis überwintern. Als die Endurance auch im Frühjahr nicht aus dem Packeis frei kam sondern durch den Eisdruck zermalmt wurde und sank, schlug Shackleton sein Camp auf dem Packeis auf. Die Drift trug das Camp immer weiter nach Norden, das Eis wurde immer dünner. Schließlich mussten sich die Männer in die Beiboote der Endurance retten. Rudernd erreichten sie die unbewohnte Elephant Island, wo sich die Expedition teilte. Der Großteil der 27 Expeditionsteilnehmer überwinterte auf der unwirtlichen Insel und ernährte sich von Robben- und Pinguinfleisch. Shackleton und 5 weitere Begleiter erreichten mit einem der Beiboote die Walfang Station auf South Georgia. Von dort wurde dann die Rettung der auf Elephant Island zurückgebliebenen Männer organisiert.
Bild: die Endurance im Würgegriff des Packeises; Frank Hurley [Public domain], via Wikimedia Commons
Mit der Endurance ins ewige Eis: Meine Antarkti... | Entdecker: Auf den Spuren großer Forscher, Aben... | 635 Tage im Eis: Die Shackleton-Expedition - |
Fridtjof Nansen: Fram-Expedition von 1893 - 1896
Die Fram war ein 3-Mast-Schoner, der eigens dafür konstruiert worden war, dem enormen Druck von Packeis standhalten zu können. Erreicht werden sollte dies durch eine neue Form des Rumpfes. Dieser sollte durch seine dreieckige Form vom Eis angehoben werden, statt durch den Eisdruck zermalmt zu werden. Der norwegische Polarforscher Fridtjof Nansen ließ die Fram eigens für seinen Plan bauen, sich im Packeis einschließen zu lassen, um mit der Eisdrift zum Nordpol zu gelangen. Die Berechnungen auf diese Art den Nordpol zu erreichen, erfüllten sich jedoch nicht.
Die Fram wurde zwar erwartungsgemäß in Sibirien im Packeis eingeschlossen, driftete aber mehr nach Westen als nach Norden. Zwei arktische Winter war die Fram auf ihrer Driftfahrt über das arktische Polarmeer im Packeis eingeschlossen. Erst im August 1896 wurde sie vor Grönland vom Packeis freigegeben und konnte wohlbehalten nach Norwegen zurückkehren. Nansen war nach dem ersten Winter in der Arktis mit seinem Begleiter Johansen und zwei Hundeschlitten zu Fuß zum Nordpol aufgebrochen. Sie erreichten ihr Ziel nicht, kamen aber weiter nördlich als jede andere Expedition bis zu diesem Zeitpunkt. Da Nansen sein Schiff in den endlosen Weiten der arktischen Eiswüste nicht wieder finden konnte, waren er und Johansen gezwungen einen arktischen Winter bei Eisbären- und Walrossfleisch auf Franz-Josefs-Land zu verbringen.
Bild: die Fram, Wikimedia Commons