Der geographische Nordpol bei 90 Grad nördlicher Breite

Der geographische Nordpol liegt mitten im Nordpolarmeer, das an dieser Stelle über 4000 m tief ist, auf einer 2 – 3 Meter dicken Eisdecke. Der geographische Nordpol ist der nördlichste Punkt der Erde und der Schnittpunkt der Erdachse mit der Erdoberfläche und damit der Gegenpol zum geographischen Südpol in der Antarktis. Der geographische Nordpol ist nicht ident mit dem magnetischen Pol, dessen Position sich derzeit jährlich in etwa 40 Kilometer nordwestwärts verschiebt.

Die Arktis hat schon viele Expeditionen herausgefordert. Die Geschichte der Arktis- und Nordpolexpeditionen wird in 4 Phasen eingeteilt – von den Eroberungsfeldzügen der Wikinger bis zu den Forschungsreisen der Neuzeit.

Die Nordpol-Expedition von Robert E. Peary

Im Alter von 52 Jahren startete der US Navy-Commander Robert Peary zu seiner siebenten Expedition in die Arktis, mit dem Ziel den Nordpol zu erreichen. Er hatte sich bereits mit der Erforschung von Grönland einen Namen gemacht und mehrmals versucht den Nordpol zu erreichen.  Der damalige Präsident Roosevelt, die National Geographic Society und die Presse setzten große Erwartungen in ihn. Er konnte es sich einfach nicht leisten, den Pol diesmal (wieder) nicht zu erreichen.

Am 1. März 2009 brach Peary in Begleitung von 17 Landsmännern, 6 Inuit und Hundeschlitten auf. Zu Beginn machte die Überquerung des Presseisrückens am Rande des arktischen Ozeans viele Probleme und die Expedition schaffte nur 1 Kilometer pro Tag. Später wurde das Gelände besser und die Hundeschlitten konnten bis zu 20 km am Tag überwinden. Peary wandte wieder sein bei früheren Expeditionen erprobtes Peary-System an, bei dem er jeden Tag Männer zurückschickte, deren Kräfte er zu Beginn nützte, um in späterer Folge Transportgewicht zu sparen. Es ist verwunderlich, dass er für die letzte Etappe seinen farbigen Diener Matthew Henson und 4 Inuit auswählte, und den erfahrenen Navigator Bartlett zurück schickte.

Bild: R. Peary, Wikimedia Commons

War Peary am 6. April 1909 am Nordpol?

Peary gibt an, den Nordpol bei 90 Grad nördlicher Breite, am 6. April 1909 erreicht zu haben. Es ist allerdings kein Navigator da, der diesen Erfolg bestätigen könnte. Peary machte zwar Fotos, diese eignen sich auch mit modernster Technologie nicht als Beweis für die Erreichung des Pols. Kennt man den Zeitpunkt der Aufnahme, kann man anhand des Sonnenstandes nachprüfen, ob der angegebene Ort stimmt. Am Nordpol steht die Sonne den ganzen Tag auf derselben Höhe. Die Sonnenstände sind für jeden Tag in nautischen Kalendern festgehalten. Am 6. April 1909 stand die Sonne in einem Winkel von 6,8 Grad. Dieser Winkel müsste sich auch in den Schatten auf den Fotos errechnen lassen. Peary hatte die Fotos aber so aufgenommen, dass die Sonne gar nicht zu sehen war und die Länge der Schatten nicht bestimmt werden konnte. Durch die möglichen Berechnungen kann nur mit Sicherheit gesagt werden, dass Peary die Fotos in einem Umkreis von 111 km um den Pol aufgenommen hat. Dies muss nicht zwingend am Pol selbst gewesen sein.

Weitere Kritikpunkte betrafen das Expeditions-Tagebuch, das vom 6. April keinen Eintrag enthielt. Peary hatte seine Notizen zum Nordpol auf einem losen Blatt niedergeschrieben, welches er genau so gut erst später dem Tagebuch hinzugefügt haben könnte. Die großen Tagesetappen der letzten 4 Tage, in denen Peary angeblich 250 km zurückgelegt haben will, wurden ebenfalls angezweifelt. Der Brite Tom Avery hat 2005 einen Versuch gestartet Pearys Reise unter möglichst gleichen Bedingugen zu wiederholen, um festzustellen, ob Peary es wirklich geschafft haben könnte, den Pol in 37 Tagen zu erreichen. Avery konnte die Zeit um 4 Stunden unterbieten.

Die Behauptung von Frederick Cook den Nordpol erreicht zu haben

1907 brach Cook lediglich in Begleitung von zwei Inuit zum Nordpol auf. Er gab an diesen bereits am 21. April 1908 erreicht zu haben. Bei seiner Rückkehr, die allerdings erst kurz nach Pearys Rückkehr erfolgte, wurde ihm dies anfänglich auch geglaubt. Peary will sich den Sieg nicht nehmen lassen. Er mobilisiert seine einflussreichen Gönner in den amerikanischen Medien und startet eine Kampagne um die Glaubwürdigkeit Cooks zu zerstören. Auch Bestechung ist ihm als Mittel recht. Cooks Erstbesteigung des höchsten Berges der USA, dem Mount McKinley, wurde durch die Aussage des Bergführers als Fälschung überführt. In Pearys Nachlass finden sich jedoch Hinweise, dass der Bergführer bestochen worden war. Cooks Glaubwürdigkeit war damit zerstört und 1910 wurde Peary öffentlich als Entdecker des Nordpols gefeiert.

Bild: F. Cook, wikimedia commons

Waren Peary oder Cook überhaupt am Nordpol?

Heute gilt als relativ gesichert, dass Cook nie am Nordpol war. Neueste Untersuchungen brachten auch zum Vorschein, dass Cook sein Tagebuch in einigen Punkten manipuliert hatte. Die veröffentlichte Version stimmte auch nicht mit den ursprünglichen Datums-Aufzeichnungen überein, und selbst diese waren später handschriftlich ausgebessert worden. Cooks anfängliche Unterstützer, wie Roald Amundsen zogen sich nach und nach von Cook zurück, um ihren eigenen Ruf nicht zu gefährden.

Die Forscher sind sich aber auch einig, dass auch Peary nicht direkt am Pol war, wenngleich er dem Pol sicher näher gekommen war als Cook. Man vermutet, dass sich Peary dieser Tatsache sogar selbst bewusst war und daher den Navigator Bartlet umkehren ließ und die Fotos so anfertigte, dass die Schattenlänge nicht eindeutig bestimmt werden kann.

Der erste Mensch, der nachweislich zu Fuß den Nordpol erreicht hat, war der Brite Sir Walter "Wally" Herbert im Jahr 1969.

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