Von Göttern, Menschen und Äpfeln
Verwicklungen von Göttern und Menschen, in denen der Apfel eine appetitliche Rolle spielt(Bild: 3895151 / Pixabay)
Der Apfel und die Göttinnen der Liebe
Babylonien
Die Göttin der Liebe bei den Babyloniern ist Ischtar. Das mächtige Volk bewohnt bereits 2400 vor Christus Gebiete im heutigen Irak. Ischtar ist eine angesehene Liebes- und Fruchtbarkeitsgöttin. Sie ist launisch und ihrer Liebhaber schnell überdrüssig. Ihr Hoheitszeichen ist der Apfel. Durch seine runde Form veranschaulicht er die weibliche Sexualität.
Die unsterbliche Ischtar verliebt sich eines Tages in den Helden Gilgamesch. Er regiert das Land Uruk und hat keine Lust, sich auf ein Liebesabenteuer mit ihr einzulassen. Seine Absage begründet er: "alle, die leben und lieben, müssen sterben”. Das hätte er besser nicht gesagt: Ischtar ist rachsüchtig und befiehlt dem riesigen Himmelsstier, ihn zu töten. Das geht schief, denn Gilgamesch erlegt den Gegner zusammen mit seinem Freund Enkidu.
Griechenland
Das antike Griechenland beginnt 800 Jahre vor Christus und endet 146 Jahre vor Christus. In dieser Zeit erlebt ein junger Mann wie gefährlich die Feindschaft von Göttinnen ist.
Die Geschichte fängt harmlos an. Die griechische Göttin Aphrodite bietet dem unerfahrenen Jüngling Paris einen Handel an: Er wählt sie zur schönsten Göttin des Olymps - sie sichert ihm die Zuneigung der schönsten irdischen Frau. Paris willigt ein, denn er liebt die bereits verheiratete Helena. So reicht er Aphrodite einen kostbaren Apfel als Symbol ihres Triumphes über die Göttinnen Hera und Athene. Die Verliererinnen schwören Rache. Typisch Frau? Paris Liebe endet tragisch. Er entführt Helena und muss im trojanischen Krieg gegen ihren Ehemann Menelaos kämpfen. Dieses Mal rettet Aphrodite ihn vor dem Tod. Später - erneut schwer verwundet - flüchtet Paris zu seiner Exfrau. Eine schlechte Wahl. Sie lässt ihn sterben. Helena heiratet später Paris Bruder.
Germanien
In der nordischen Mythologie hütet die schüchterne Göttin Idun goldene Äpfel der Unsterblichkeit. Sie wachsen in einem immergrünen Garten. Alle Götter essen die köstlichen Früchte und freuen sich, dass sie nicht altern und sterben wie Menschen. Bis zur Zeit von Ragnarök (dem Untergang der Götter) dürfen sie ewige Jugend behalten (Gylfis Täuschung, 26). Ihre Äpfel heißen "der Asen Altersgift”. Aus Neid auf die Unsterblichkeit entführt der Riese Thiassi die arme Idun und ihre goldenen Äpfel. Jetzt altern die Götter. Es geht ums Überleben. Idun und die Äpfel müssen zurück in den Garten. Nach einigen Kämpfen und Wirren befreit Gott Loki die Verzweifelte. Der Schuldige wird getötet.
Anmerkung: "Gylfis Täuschung" ist ein Hauptteil der Snorra-Edda. Autor ist der Isländer Snorri Sturluson (1179-1241).
Alte und junge Geschichten mit Apfelgeschmack
Wilhelm Busch (1832-1908) kennt die Sehnsucht nach dem Paradies und seinen Äpfeln. In seinem Gedicht "Zu guter Letzt” (es erscheint 1899) schreibt er:
" ...Und frisch vom Baum
Den allerschönsten Apfel brach ich.
Ich biß hinein, und seufzend sprach ich,
Wie halb im Traum:
»Du erstes Glück,
Du alter Paradiesesfrieden,
Da noch kein Lamm den Wolf gemieden,
O komm zurück!«
Heutige Politiker nehmen sich Wilhelm Busch nicht als Vorbild. Sie lassen sich Äpfel schenken. Ein Mal im Jahr erhält die deutsche Bundesregierung ein knackiges Geschenk. Junge Damen überreichen Körbe mit Äpfeln der wichtigsten deutschen Anbaugebiete. Es ist doch schön, dass deutsche Politiker ein gutes Verhältnis zum Obstanbau pflegen.
Quelle: https://www.welt.de/politik/gallery10847093/Knackig-und-gesund-Aepfel-fuer-die-Politiker.html. Abgerufen: 11.06.2017.
(Bild: Larisa-K / Pixabay)