Von Machos und Gigolos
Offiziell verachtet, doch heimlich nicht unerwünscht? Der „Macho“ scheidet die Geister. Betrachtungen auch zum Vatertag."Macho, Macho kannst net lernen..."
Jetzt beginnt die hohe Urlaubssaison. Und daher Vorsicht vor Sprachfallen, deutsche Frauen auf Mallorca oder überhaupt in ganz Spanien! Antwortet eine Touristin einem Spanier, der ihr ein Kompliment oder eine Frechheit (je nach Betrachtungsseite!) hinterherruft, empört "Macho!", dann fühlt er sich vom Wort her nicht beschimpft. Er fragt sich jedoch, warum ihr Tonfall nicht so ganz zur Bedeutung des Wortes passe! "Macho" heißt dort nur "männlich" und das wird ja per se als nichts Schlechtes angesehen in diesen Ländern, im Gegenteil. Das, was wir in Deutschland mit "Macho" meinen, heißt dort "Machista" und ist ein noch böseres Schimpfwort. Meint in einigen Gegenden auch einen, der Frau und Kinder verprügelt und angezeigt werden sollte.
Das, was aber Reinhard Fendrich in seinem köstlichen Riesen-Hit "Macho, Macho kannst net lernen, Macho, Macho muaß ma sein..." fast liebevoll beschreibt, finden wir Frauen doch vielleicht gar nicht so abstoßend, oder? Würden wir natürlich nie offen bestätigen. Ist es aber nicht doch etwas bedauerlich, dass mit dem abebbenden Bauboom in den südlichen, krisengeschüttelten Ländern, den wir zunächst als umweltbewusste Deutsche mit einem lachenden Auge begrüßten, leider als Nebeneffekt auch die uns Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts nachpfeifenden Bauarbeiter verschwunden sind mit ihren teils dreisten Bemerkungen. Sofern wir die überhaupt verstanden haben!
Ach ja, die Latinos und ihre Schmeicheleien, auch wenn unser auf Misstrauen geschulter nordischer Verstand sagt, dass sie maßlos übertreiben, aber es wirkt trotzdem so wohltuend auf unser weibliches Selbstbewusstsein! Auch, wenn wir das nicht zugeben wollen. Auch, wenn böse Zungen behaupten, unsereins in gewissem fortgeschrittenen Alter könne froh sein, wenn ein Mannsbild bei unserem Vorüberschweben – denn, nicht wahr, unwillkürlich schreiten wir dann wie die Casting-Mädchen bei Heidi Klum's next Topmodel - überhaupt noch den Kopf hebe und die Lippen spitze.
Übrigens kann man an den nachgerufenen Komplimenten sofort erkennen, ob es sich um Südamerikaner oder Spanier handelt: Letzere verwenden Ausdrücke aus dem Bereich von Flora und Fauna, erstere Verniedlichungsformen mit angehängtem "ita" aus dem familiären Bereich wie etwa "mamita".
An Selbstbewusstsein gebricht es einem südlichen Macho ganz und gar nicht - auch nicht in fortgeschrittenem Alter und mit etwas "Curva de Felicidad"!
Foto: Gregor Seinschulte
Wo sind sie geblieben, die Gigolos?
Betrachten wir auch eine bestimmte Macho-Art, die "Gigolos de la playa", die hinter den kleinen Engländerinnen, Französinnen und deutschen Fräuleins her sind, um sich schlicht in den Sommermonaten von den reichen Ausländerinnen aushalten zu lassen. Aber wo sind sie geblieben, die Gigolos? Ja, ja, Sie hören schon mit Recht etwas Bedauern heraus: Offiziell sind wir ja alle gegen Machismo, aber dann beobachten Sie mal, welchem Typ die Badenixen im Sand mehr hinterher schauen... Echte Machos sind übrigens, was Brusthaare angeht, gut ausgestattet, das gehört nun mal dazu, finde ich! Diese Rasiermode haben doch nur die bläßlichen, nördlichen Strandgänger erfunden, weil sie da nicht mithalten können!
Ja, seufz, wo sind sie geblieben, die einheimischen Machos? Sind nicht auch die Reise-Marketingspezialisten schuld mit ihren All-inclusive-Ghettos, die ihre Privatstrände abschotten und so einer gesunden Vermischung von Tourist(inn)en und Einheimischen sehr abträglich sind?
Übrigens trifft man durchaus verheiratete Spanierinnen, die augenzwinkernd und nicht ohne stolzen Unterton erzählen, auch ihr Ehegespons sei mal, so vor circa 20 Jahren, ein begehrter "Gigolo de la Playa" gewesen, bevor er mit ihrer (Nach)Hilfe zum braven Familienvater mutierte und sich eine "curva de felicidad" zulegte. So wunderbar umschreibt man in Spanien den Bauchspeck der Männer im fortgeschrittenen Alter. Befragt, ob es nicht störe, wenn die Gatten immer noch jedem Rock hinterher schauen und besonders den jungen Mädchen sogar im Beisein der Gattin hinterher pfeifen, kam die Replik: "Hunde, die bellen, beißen nicht!"